2024-05-28T14:20:16.138Z

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Michael Seum verzichtet auf Basler, Wuttke oder Möller

TRAUMELF: +++ Michael Seum hat einst sogar für den 1. FC Kaiserslautern gespielt. Doch der Junioren-Nationalspieler setzt bei seiner Traumelf ganz auf Akteure aus dem Raum Alsfeld +++

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ALSFELD - In unserer Lokalsportserie "Meine Traumelf" stellen heimische Fußballer eine Mannschaft aus Spielern zusammen, auf die sie während ihrer aktiven Zeit getroffen sind. Dabei muss es sich nicht ausschließlich um (ehemalige) Mitspieler handeln, denn auch der eine oder andere Gegenspieler bleibt gemeinhin in Erinnerung. Heute präsentiert uns Michael Seum seine Auswahl. Seum, der beruflich bei der Stadt Alsfeld im Bereich Soziales und Kultur sowie Sport und Vereine tätig ist, kann auf eine beachtliche Karriere zurückblicken. Nach Jugendstationen beim BSC Eudorf, dem SV 06 Alsfeld und dem VfL Marburg begann dort auch seine Aktivenkarriere, in der weitere Stationen beim SC Neukirchen, erneut beim SV 06 Alsfeld und sogar dem 1. FC Kaiserslautern folgten. Zudem durchlief der ehemalige Torhüter sämtliche Hessenauswahl-Mannschaften bei den Junioren und trug unter Berti Vogts in der U19-Nationalmannschaft gar den "Adler auf der Brust". Für seine Elf hat sich der spätere Trainer (u. a. beim SC Neukirchen und dem 1. FC Schwalmstadt) und Torwarttrainer (u. a. beim FSV Fernwald) aber auf den heimischen Raum beschränkt, obwohl er im Laufe seiner Karriere mit Fußballgrößen wie dem leider schon verstorbenen Wolfram Wuttke, Mario Basler, Dieter Hecking oder Andreas Möller gemeinsam auf dem Platz stand. Seine Traumelf schickt Michael Seum in einer 4-4-2-Formation aufs Feld.

Tor
Bernd Caspar (SG Eudorf/Schwabenrod): Da ich als Torwart immer auch selbst spielen wollte, bleibt hier für mich nur mein Kindheitsidol. Wegen ihm bin ich als 12- bis 14-Jähriger immer zum Training der ersten Mannschaft gegangen und durfte auch aufgrund meiner Körpergröße mittrainieren. Bernd war eine Wand beim Torschuss und hat eine klasse Strafraumbeherrschung. Ich weiß aber gar nicht, ob er je gemerkt hat, dass ich immer neben ihm gesessen habe (lacht).
Abwehr
Carsten Schneider (VfL Marburg/SC Neukirchen): Mit ihm habe ich beim VfL Marburg sowohl in der Jugend, als auch im Seniorenbereich in der Oberliga Hessen gespielt, danach auch zusammen beim SC Neukirchen. Es ist besser, ihn in der eigenen Mannschaft, als zum Gegner zu haben. Mit ihm habe ich mich blind verstanden. Seit über 35 Jahren ist er nicht nur Mitspieler, sondern auch ein Freund.
Pero Tolo (SV 06 Alsfeld): Mein Libero beim SV 06 Alsfeld. Er hat von jedem Mitspieler immer 100-prozentigen Einsatz - nicht nur im Spiel - gefordert, diesen aber auch selbst vorgelebt. Er war immer der Organisator, das "Hirn" der Abwehr und dem damaligen Fußballspiel weit voraus. Gefürchtet waren seine klaren und direkten Ansagen an die Mitspieler auf dem Sportplatz, nach dem Spiel war dies aber vergessen.
Hans-Dieter "Tango" Diehl (VfL Marburg): Als 17-Jähriger noch ohne Führerschein bin ich immer mit "Tango" von Schrecksbach aus nach Marburg zum Spiel und Training gefahren. Nie zuvor hatte ich so einen ausgebufften Mitspieler erlebt. Obwohl er damals bereits Mitte 30 war, war er ein Vorbild an Ehrgeiz. Normalerweise mussten wir auch bei Auswärtsspielen zum Treffpunkt nach Marburg kommen. Das konnte der Ex-Profi des 1. FC Kaiserslautern aber nicht leiden, und so fuhren wir immer direkt zu Auswärtsspielen. Ich als junger Kerl musste immer den Trainer anrufen und mir etwas einfallen lassen, warum wir nicht zum Treffpunkt kommen konnten. Bis unser Trainer Günter Keifler schließlich sagte, ich brauche nicht mehr anzurufen, weil wir ja ohnehin nie zum Treffpunkt kommen. Da war ich heilfroh (lacht).
Kai-Uwe Schnell (VfL Marburg, Hessen Kassel, Bayer Uerdingen): Mit Kai-Uwe habe ich ebenfalls in der Jugend und dann in der ersten Mannschaft beim VfL Marburg gespielt. Er war Linksfuß, klein und wendig mit absolutem Offensivdrang. Kai-Uwe war immer wieder da, auch wenn der Gegenspieler dachte, dass er an ihm vorbei ist. Und noch etwas Entscheidendes hatte er an sich: Er hat einfach keine Fehler gemacht.
Mittelfeld
Detlef Krieg (SV 06 Alsfeld): Mit Detlef durfte ich meine komplette Zeit beim SV 06 Alsfeld spielen. Eine unheimliche Lunge hatte der Kerl. Immer fair, immer ruhig, immer für die Mitspieler da. Die rechte Außenbahn gehörte ihm, er verlor niemals die Nerven. Detlef war ein toller Techniker. Ich glaube, er hat in seinem Leben höchstens einmal gefoult und dafür gleich die Rote Karte bekommen. Das war aber wirklich kein Foul.
Michael Bannas (SV 06 Alsfeld, SC Neukirchen): Michael war der Lenker und Denker im Mittelfeld des SV 06 Alsfeld. Er kam damals aus Kirtorf nach Alsfeld und wusste genau, wann was zu machen war. Er war nicht nur spielerisch klasse, sondern wenn es mal sein musste auch mal rustikal, um dem Gegner zu zeigen, bis wohin er gehen kann - oder besser nicht. Er wurde als Spieler auch zum Trainer, das sagt alles über Michaels Qualitäten.
Jochen Michel (VfL Marburg): Jochen "brummte" beim VfL Marburg in der Oberliga die linke Seite hoch und runter. Eine absolute Rakete auf dieser Position, zudem hatte er einen unglaublichen linken Hammer. Menschlich richtig top. Er sorgte ungewollt beim Spiel gegen Kickers Offenbach für einen Eklat, er bekam nämlich zwei gelbe Karten, was es damals noch nicht gab. Bevor es der Schiedsrichter gemerkt hatte, war er ausgewechselt worden. Das Publikum in Offenbach tobte, es war unheimlich laut im Stadion.
Manfred Krüger (SV 06 Alsfeld): Manni und ich kennen uns bereits seit der Kindheit. Mein Vater war damals Trainer in Lingelbach, das Spiel der Erwachsenen interessierte uns eigentlich gar nicht. Denn wir bolzten die ganze Zeit zusammen auf der Wiese neben dem Sportplatz, es war ein Spaß. Manni war ein grandioser Techniker, der Mann hinter den Spitzen, der genau wusste, wann er wen wie einsetzen musste. Freistöße waren ebenfalls seine Spezialität. Und wehe, es saß mal einer auf "seinem" Platz in der Kabine. Was war das für ein Spaß, wenn wir die neuen auf Mannis Platz geschickt haben (lacht).
Stürmer
Jens Becker (SV 06 Alsfeld): Jens hatte alles, was man als Stürmer braucht, vor allem einen unbändigen Willen. Er schonte sich und seine Gegenspieler nie. Für ihn zählten Verletzungen erst ab Beinbrüchen, sonst konnte man spielen. Sein Ehrgeiz hat ihn manchmal um ein paar Spiele gebracht. Ich hätte Jens gerne mal in einer höherklassigen Mannschaft gesehen. Außerhalb des Sportplatzes ein sehr angenehmer Mensch.
Bernd Heidl (SC Neukirchen): Mit Bernd durfte ich zum Abschluss seiner Laufbahn noch mal beim SC Neukirchen in der Oberliga Hessen spielen. Bernd sah man nicht, aber er schoss Tore, weil er einfach da war, wo ein Stürmer stehen musste. An Cleverness war er nicht zu überbieten. Erinnern kann ich bei Bernd daran, dass sein "Schnabel" nie zu war. Ich glaube, er hat sogar im Schlaf gesprochen (lacht).
Trainer (Jugend)
Arnold Burg (Leusel), Trainer der Kreisauswahlmannschaften im Sportkreis Alsfeld: Arnold Burg hat damals die jungen Fußballer gefördert, gefordert und auch zu den Spielen der Alsfelder Kreisauswahl gefahren. Er war der erste, der uns damals etwas über Taktik erzählt hat. Mit Harald Kolb zusammen hat er uns immer auf die großen Kreisauswahlturniere in der Sportschule Grünberg vorbereitet. Für uns war dies immer etwas Besonderes, gegen die großen Kreise Marburg oder Gießen zu spielen. Er hat - so würde man es heute wohl ausdrücken - sehr viele Jugendliche besser gemacht.
Trainer (Senioren)
Hans Schweigert (Neukirchen): Hans Schweigert hat dafür gesorgt, dass ich vom VfL Marburg zum SC Neukirchen gekommen bin. Gekannt hatte ich ihn bereits aus seiner Fußballzeit beim VfB Schrecksbach. Ein Trainer, dessen Training immer Spaß gemacht hat. Ich würde Hans mit Christian Streich vom SC Freiburg vergleichen. Und er hatte eine große Stärke: Alle Spieler, auch die, die nicht spielten, hat er nicht nur sportlich bewertet, sondern auch menschlich behandelt. Einfach ein feiner Mensch.
Aufrufe: 08.5.2021, 07:00 Uhr
Oberhessische ZeitungAutor