2024-04-25T14:35:39.956Z

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Mit Eifer lehrt Martin Kindermann den Kleinen im Murnauer Fußballkindergarten die Grundlagen des Sports.
Mit Eifer lehrt Martin Kindermann den Kleinen im Murnauer Fußballkindergarten die Grundlagen des Sports. – Foto: Mayr

Martin Kindermann: Der Tausendsassa, der im Fußballkindergarten des TSV Murnau junge Kicker coacht

Der Ex-Kicker der SpVgg Bayreuth über seine Laufbahn

Martin Kindermann trainiert junge Nachwuchs-Fußballer im Fußballkindergarten des TSV Murnau. Der 51-Jährige reflektiert über seinen Weg auf und neben dem Platz.

Murnau – Im Garten hat Martin Kindermann einen Barren aufgebaut. Mit betoniertem Fundament, damit das Ding auch hält. Sein kleiner Sohn, der Vitus, „schwingt da schon ganz nett rum“, sagt der Eberfinger. Fünf Jahre ist der Bub alt. Er turnt, er fährt Ski, er spielt Fußball und Tennis. „Mir ist wichtig, dass er alles macht“, sagt Kindermann. Heutzutage spezialisieren sich die meisten Kinder viel zu früh.

Warum wurde der Tausendsassa Kindermann kein Profisportler?

Im Hause Kindermann muss man sich darum nicht sorgen. Es gibt Sportler, Sportskanonen und – als höchste Steigerung – den Tausendsassa. Zu dieser edlen Kaste zählt Martin Kindermann. Er hat bis zur vierten Liga gekickt, schlägt in der Tennis-Landesliga auf, bringt als Skilehrer das Carven bei, er golft und er hackelt auch schon seit zehn Jahren bei einer Eishockey-Hobby-Mannschaft, den Eberfing Farmers. Da drängt sich doch eine Frage auf: Wie konnte es sein, dass einer wie er kein Profisportler wurde?

Es gibt da eine Geschichte aus seiner Zeit beim 1. FC Passau. Edi Kirschner, der frühere Bayern-Profi, trainierte das Team. Bei einem Auswärtsspiel tuckerte Kindermann mit einem Surfbrett auf dem Dach auf den Parkplatz. Kirschner, halb verwundert, halb entsetzt, fragte, obwohl er die Antwort schon ahnte: „Du bist doch jetzt nicht heute schon gesurft?“ Natürlich war Kindermann Wellenreiten gewesen. „Ich hätte nicht Profi werden können“, sagt der gebürtige Vornbacher (Landkreis Passau). Schon auch wegen der körperlichen Voraussetzungen, glaubt er. Zu langsam sei er gewesen, seine Sprints im Schleichtempo habe auch die Wahnsinns-Ausdauer nicht ausgleichen können. Dafür schmeckte er ganz schön nahe an den Profibereich heran. In Bayreuth, wo er studierte, lief er in der Bayernliga auf.

Martin Kindermann und der Sport: schon immer ein gutes Verhältnis

Man könnte sagen, der Sport ist die Konstante in Kindermanns Leben. Aber das stimmt nur zum Teil, weil er ja so viele Sachen gemacht hat. Schon als Kind. „Ich war praktisch nie daheim“, sagt der 51-Jährige. Entweder steht er auf dem Fußballplatz oder auf der Skipiste, Bayerischer Wald, Obertauern, Gamsleiten 2 – dort schießt er Wochenende für Wochenende ins Tal. Sein Vater war leidenschaftlicher Skifahrer, „die Mama hat müssen“, scherzt er. Heute ist es bei der nächsten Generation der Kindermanns nicht anders. Seine Frau kommt mit, „muss sie“, scherzt er. Kennen gelernt hat Kindermann sie in der Schule, in Schongau, im dritten Kapitel seiner Lebensgeschichte. Nach der Jugend in Niederbayern sowie dem Studium in Franken verfrachtet ihn das Kultusministerium zunächst nach Weilheim. Für sein zweites Referendariat wünscht sich der Sport- und Wirtschaftslehrer Bayreuth. Als er den Brief von höchster Stelle öffnet, liest er Schongau und sagt: „Hab’ ich noch nie gehört.“ Zwei Jahrzehnte später fährt er lieber 35 Kilometer mit dem Auto, statt sich eine andere Realschule in der näheren Umgebung zu suchen. In der Schule hat sich über die Jahre eine Lehrer-Clique gebildet. Kindermann möchte nicht weg.

Stattdessen sprießen seine Wurzeln im ganzen Oberland. In Peiting gehört er zum festen Stamm der Tennisherren 40, obwohl er über sich sagt: „Ich bin kein Tennisspieler, ich bin Fußballer.“ Früher habe er in der Heimat nebenbei ein bisschen Tennis gespielt. Das Team stieg auf, sogar bis in die Landesliga. „Da haben sie mich nimmer mitspielen lassen“, witzelt er. Heute läuft er seine Gegner auf den Sandplätzen Bayerns kaputt. Im Fußball hat er mittlerweile den TSV Murnau erreicht, das Jugendzentrum der Gegend. Seine eigenen Jahre bei den Senioren sind vorüber: Peiting Bezirksliga, kurz auch Eberfing, seine neue Heimat. Mit dem SVE scheiterte er in der Relegation zur Kreisliga, nach 3:0-Sieg im Hinspiel über Bad Kohlgrub. Das zweite Duell in Eberfing verlor sein Team 0:4, wegen zweier „Witz-Elfmeter“, wie er sagt. „Da haben sie uns verarscht.“

Martin Kindermann trainiert junge Spieler im Fußballkindergarten des TSV Murnau

In Sachen Fußball „ist nichts mehr wichtig“, sagt der Lehrer. Sein Sohn aber ist verrückt nach dem Sport. Deshalb arbeitet er nun in Murnau beim Fußballkindergarten mit, ein Nachwuchsprojekt für die Kleinsten ohne Leistungsgedanken. Auch wenn man schon erkennt: „Die Kinder, die da hingehen, sind schon ein bissl leistungsorientiert.“ Kindermann hilft als Trainer und soll, so ist es geplant, einmal die Mannschaft seines Sohnes mit begleiten. „So lange es funktioniert und er Lust hat“, sagt er.

In seiner Karriere hat er viele Vater-Sohn-Beziehungen im Fußball erlebt. Manche hielten, manche scheiterten. Kindermann ist sich sicher: „Das wird nicht zwölf Jahre gehen.“ Sein Bua habe eine sturen Kopf. Kindermann selbst kickt kaum noch. Bei den Alten Herren in Eberfing hockt er lieber nach dem Training dabei –- und trinkt eine Spezi. (Andreas Mayr)

Aufrufe: 025.6.2021, 11:00 Uhr
Andreas MayrAutor