2024-05-24T11:28:31.627Z

Interview
Momente der Freude im FCA-Dress: Markus Feulner blickt auf eine turbulente Karriere mit Höhen und Tiefen zurück.
Momente der Freude im FCA-Dress: Markus Feulner blickt auf eine turbulente Karriere mit Höhen und Tiefen zurück. – Foto: Getty Images

Markus Feulner blickt zurück: Gerland, Hitzfeld & Klopp prägten ihn

Teil 1 des großen Exportschlager-Interviews aus Oberfranken mit dem ehemaligen Bundesligaprofi Markus Feulner

Erlebt hat Markus Feulner in seiner Karriere einiges. Im ersten Teil des ausführlichen Interviews mit FuPa-Reporter Niklas Korzendorfer spricht der 38-Jährige über schöne sowie anstrengende Phasen seiner Karriere - und auch über besondere wie die Saison 2013/14.

FuPa: Herr Feulner, Sie kommen aus Pettstadt im Landkreis Bamberg. Verschlägt es Sie überhaupt noch regelmäßig in die Heimat?
Markus Feulner (38)
: Definitiv. Ich bin dort aufgewachsen und mit der Region verbunden. Sobald es die Zeit erlaubt, oder am Wochenende spielfrei ist, komme ich nach Oberfranken und besuche meine Familie.

Beim SV Pettstadt begann Ihre Karriere. Mit sechs Jahren haben Sie dort das erste Mal die Fußballschuhe geschnürt. Dann kam der Schritt in die Jugend des FC Bamberg.
Ich habe damals bereits in der Kreisauswahl Bamberg gekickt. Eines Tages bin ich nach Hause gekommen und habe zu meiner Mutter gesagt, dass ich nach Bamberg wechseln möchte. Der damaliger Bamberger Jugendtrainer Gerd Schimmer hatte mich in der Schulmannschaft gesehen, daraufhin hat er direkt bei meiner Mutter angerufen und nachdem wir uns getroffen haben, bin ich zum FC Bamberg gewechselt.

Sie haben dort dann fünf Jahre im Nachwuchs gekickt. Wie haben Sie Ihre fußballerischen Anfänge erlebt?
Es war eine schöne Zeit. Ich habe später in der Bayernauswahl gespielt. Ich war als jüngerer Jahrgang, zusammen mit meinem Bruder, bereits bei den Älteren dabei. In Bamberg habe ich auch das erste Mal in der U-15-Nationalmannschaft gespielt. So wurde ich zu Sichtungen eingeladen, wodurch dann auch der Kontakt zum FC Bayern entstanden ist.

Hatten Sie damals Respekt davor, den Schritt zum großen FC Bayern zu gehen?
Natürlich, aber diese Chance war damals eine gigantische Möglichkeit, um den nächsten Schritt in Richtung Profifußball zu gehen. Das war mein absoluter Traum. Ich bin dann mit 15 Jahren nach München ins Jugendhaus an der Säbener Straße gezogen.

War der Schritt in den Bayern-Nachwuchs Ihrer Meinung nach die beste Schule für Ihre Karriere?
Definitiv, ja. Der Verein hat mir die Möglichkeit gegeben, die Schule und meine Leidenschaft Fußball auf professioneller Ebene miteinander zu verbinden. Wir waren damals ein hochtalentierter Jahrgang, aus dem es viele Spieler in den Profibereich geschafft haben. Ich habe mit Phillip Lahm, Thomas Hitzlsperger, Daniel Jungwirth, Zvjezdan Misimović und Piotr Trochowski zusammengespielt. Ich werde die Zeit im Jugendhaus nicht vergessen. Es war genau das, was ich als junger Spieler wollte. Und ich würde es jederzeit wieder so machen.

Genauer gesagt wollte ich auf eine Anekdote mit Ihnen und Hermann Gerland hinaus. Er hat Ihnen damals empfohlen, als Boxer durchzustarten. Wieso haben Sie seinen Vorschlag nie befolgt?
(lacht) Diesen Spruch habe ich bis heute behalten. Und ich war bei weitem nicht der Einzige im Team, der damals solche Sprüchen abbekommen hat. Manchmal haben sich mein Teamkollege Steffen Hofmann und ich gefragt, ob er sich beim Frühstück immer ein paar Sprüche vorbereitet. Denn von ihm kam fast täglich so ein Spruch in der Kabine. Er ist ein außergewöhnlicher Typ und natürlich ein klasse Trainer, der seine Erfahrungen weitergibt.

Sie haben ihr Profidebüt selbst als einen Sprung ins kalte Wasser beschrieben. Inwieweit kam der erste Einsatz für den FC Bayern in der Champions League gegen Sparta Prag damals überraschend?
Mein Trainer Ottmar Hitzfeld hatte mich eine Woche vorher für nur 20 Minuten im Testspiel gegen den VfL Osnabrück gesehen. Das hat ihm scheinbar so gut gefallen, dass er mich mit nach Prag genommen hat und ich direkt von Beginn an mein Profidebüt feiern durfte. Da ging für mich ein Traum in Erfüllung. Wir haben das Spiel damals 1:0 gewonnen. Der Abend bleibt mir ewig in Erinnerung.

Sie haben damals bei den Profis trainiert, aber bei den Amateuren Spielpraxis gesammelt. War das für Sie ein schwerer Spagat?
Ich war damals nur kurz bei den Amateuren. Ottmar Hitzfeld hat mich schnell zu den Profis hochgezogen, dort habe ich dann mittrainiert, aber nur wenig Spielzeit bekommen. Ich wollte als junger Kicker spielen und den nächsten Schritt machen. Deshalb habe ich mich dann für einen Wechsel entschieden.

Leidenschaftlicher Kämpfer: Markus Feulner im Laufduell mit Herthas damaligem Offensivakteur Roy Beerens.
Leidenschaftlicher Kämpfer: Markus Feulner im Laufduell mit Herthas damaligem Offensivakteur Roy Beerens. – Foto: Klaus Rainer Krieger, Getty Images

Vom Süden Deutschlands ging es in die Domstadt zum 1. FC Köln. Dort habe Sie zweieinhalb turbulente Jahre verbracht. Die Schwierigsten in Ihrer Karriere?
(schmunzelt) Ja, in gewisser Weise schon. Ich hatte insgesamt vier Trainer in dieser Zeit. Wir sind in meinem ersten Jahr in die 2. Liga abgestiegen. In der darauffolgenden Saison haben wir den Wiederaufstieg geschafft, um in der dritten Saison 2005/06 wieder abzusteigen.

Eine Achterbahnfahrt der Gefühle, in der Sie sich im Oktober 2005 während einer Trainingseinheit noch schwer verletzt haben.
Das stimmt. Für mich persönlich war es eine sehr harte Zeit. Ich habe mir das vordere Kreuzband gerissen und musste mich über Monate hinweg zurückkämpfen. Mit Oliver Schmidtlein hatte ich einen sehr guten Physiotherapeuten, den ich aus meiner Zeit in München noch kannte. Dadurch habe ich es geschafft, nach sechs Monaten wieder auf dem Platz zu stehen. Am Ende würde ich die Zeit als lehrreich beschreiben. Sowohl die Phasen, in denen man gegen den Abstieg spielt, als auch die Phasen im Rennen um den Aufstieg und die Erfahrungen während meiner Verletzung haben mich geprägt.

Vom 1. FC Köln ging es für Sie im deutschen WM-Sommer 2006 zum FSV Mainz 05. Wieso?
Ich wollte wieder Bundesliga spielen. Unter Jürgen Klopp hatte ich die Möglichkeit dazu. Leider bin ich auch mit Mainz 05 in meiner ersten Saison abgestiegen. Überragend war dann der Wiederaufstieg in die Bundesliga in der Saison 2008/09. Insgesamt waren es drei ereignisreiche Spielzeiten, in denen ich viel Spielpraxis als Stammspieler und eine Menge Erfahrung gesammelt habe.

Nach dem Aufstieg mit Mainz 05 sind Sie dann nach Dortmund gewechselt. Ein Jahr später als Jürgen Klopp, der Sie bereits in Mainz gefördert hat. War er einer der Hauptgründe für den Wechsel?
Er hat definitiv dazu beigetragen. Ich hatte auch einige andere Angebote aus der Bundesliga, habe mich aber am Ende für Dortmund entschieden. Dort bin nicht regelmäßig zum Einsatz gekommen. Trotzdem hat die Mannschaft funktioniert wie ein Uhrwerk. Uns hatte keiner auf dem Schirm gehabt und so sind wir in der Saison 2010/11 Meister geworden.

Trotz des Erfolgs hatten Sie in Dortmund keine leichte Zeit. Mit sechs Kurzeinwechslungen, das bedeutete lediglich 20 Minuten Spielzeit konnten Sie nicht zufrieden sein.
Das stimmt. Ich war im besten Fußballalter und wollte regelmäßig spielen. Beim BVB hatten wir eine wahnsinnig talentierte Mannschaft mit vielen jungen Spielern, die später auch Nationalspieler wurden. Da habe ich letztendlich meinen Platz in der ersten Elf nicht gefunden.

Rückkehrer: Mit dem FCA kehrte Markus Feulner zurück an die alte Wirkungsstätte nach Dortmund.
Rückkehrer: Mit dem FCA kehrte Markus Feulner zurück an die alte Wirkungsstätte nach Dortmund. – Foto: Getty Images

Sie sind dann fast zurück in die Heimat gekehrt und haben beim 1. FC Nürnberg in Mittelfranken unterschrieben. Inwiefern ist es daheim dann doch am schönsten?
Es war ein gutes Gefühl, wieder in der Gegend zu sein. Die ersten zwei Jahre beim Club waren relativ ruhig. Das hatte ich zuvor in meiner Karriere auch nur sehr selten erleben dürfen.

Und das nach diesem Einstand für den Club im DFB-Pokal…
(lacht) Wir haben in der 1. Runde gegen Arminia Bielefeld gespielt. Am Ende sind wir durch ein solides 5:1 weitergekommen und ich hatte damals meinen ersten und einzigen Hattrick erzielt. Das war schon ein wahnsinniger Abend.

Haben Sie danach nochmal über einen Positionswechsel in die Sturmspitze nachgedacht?
Nein. Ich denke, dass ich damals im zentralen Mittelfeld sehr gut aufgehoben war. Mit Gertjan Verbeek kam in der dritten Saison ein Trainer, bei dem ich als Spieler viel gelernt habe. Durch ihn konnte ich den Fußball neu verstehen. Bis dato hatte ich keinen Trainer, der sich so extrem mit dem eigenen Ballbesitz auseinandergesetzt hat. Wir haben seine Idee auch phasenweise gut umgesetzt, aber am Ende konnten wir zu selten ein positives Ergebnis erreichen und haben es in der Saison 2013/14 nicht geschafft, die Klasse zu halten.

Das Interview führte Niklas Korzendorfer. Im zweiten Teil blicken wir mit Markus Feulner auf seine Zeit beim FC Augsburg, Abstiegsdepressionen und beleuchten den Start seiner Trainerkarriere.

Aufrufe: 015.12.2020, 10:30 Uhr
Niklas KorzendorferAutor