2024-04-25T14:35:39.956Z

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Martin Damrot hat bei Kickers Selb eine homogene Einheit geformt
Martin Damrot hat bei Kickers Selb eine homogene Einheit geformt – Foto: Dirk Meier

Magisches Dreieck als Selber Erfolgsgarant

Die Oberfranken setzen ihren Höhenflug auch in der Landesliga fort und können sich vor allem auf die Klasse der Offensivkräfte Daniel Sedlacek, Danny Wild und Kevin Winter verlassen

Es könnte eine vielversprechende Restsaison für die Kickers aus Selb werden. Der aktuelle Trend bestätigt die These: Mit 12 Siegen aus den 21 Partien befinden sich die Kickers im Aufschwung.Seit der Saison 2015/16 überzeugten sie mit kontinuierlichen Aufstiegen in die nächsthöhere Klasse. Ein Durchmarsch mit Fortsetzung in der Landesliga Nord? Das bleibt abzuwarten. Doch auch in dieser Spielzeit agiert die Mannschaft des 29-jährigen Übungsleiters Martin Damrot, der seit der Bezirksligasaison als Spielertrainer in Selb beschäftigt ist, im oberen Tabellendrittel. Soll heißen: Nach 21 Spieltagen steht der 4. Platz mit 38 Punkten und nur drei Zählern Rückstand auf den SC Schwabach, der aktuell den Relegationsplatz belegt.

Ein Erfolg, der für den jungen Coach kein Grund zum Abheben ist: "Die ersten 21 Spiele haben wir viele Sachen sehr gut gemacht, aber auch einige Sachen schlecht, vor allem in der Defensive. Für unsere erste Landesligasaison ist die Ausgangsposition herausragend, ob es in der Rückrunde für ganz nach oben langt, wird sich zeigen. Doch in bin positiv gestimmt über das erste halbe Jahr in der Landesliga.“ An dieser zufriedenen Gemütslage haben die Akteure Daniel Sedlacek, Danny Wild und Kevin Winter einen großen Anteil. Das Trio um den neuen Kapitän und Top-Vorlagengeber Winter, der seinen Vertrag bei den Kickers erst frisch um ein weiteres Jahr verlängert hat und bis Sommer 2021 fester Bestandteil im Team bleibt, war an 40 der 55 erzielten Tore direkt beteiligt. Mit dem jungen Daniel Sedlacek und dem erfahrenen Danny Wild haben die Kickers die perfekte Mischung im Angriff gefunden. Das Duo verbucht in den 21 absolvierten Partien starke 27 Torbeteiligungen. Das, obwohl Wild seit Oktober 2019 mit einer Einblutung im Knöchel zu kämpfen hat und seitdem verletzungsbedingt ausgefallen ist.


Aktuell arbeitet der 28-Jährige in der Vorbereitung an seinem Comeback, um an seine Form zum Saisonstart anknüpfen zu können. "Ich bin jetzt ab Januar wieder mit dabei. Die 100 Prozent habe ich natürlich noch nicht erreicht, aber ich bin auf einem guten Weg und brauche noch ein bis zwei Wochen“, beschreibt er seinen aktuellen Zustand. Bleibt zu hoffen, dass der ehemalige Regionalligaspieler zu der Form aus vergangenen Tagen findet. Mit 14 Toren und einer Vorlage in 15 Partien verzeichnet er die beste Torquote der Liga. Keiner seiner Stürmerkonkurrenten ist effektiver, trotz zweimonatiger Verletzungspause. Auch er spürt in seiner ersten Landesligasaison den Hype um die Kickers aus Selb. Vier Siege zu Saisonbeginn und die damit verbundene Tabellenführung beflügelte die aufgekommene Anfangseuphorie um Weiteres. "Ich bin von sowas kein großer Fan. Ich sehe das Training und das wir eine gute Truppe aus jungen und erfahrenen Spielern haben. Mit diesen Jungs können wir für einem Team aus der Bayernliga definitiv gefährlich werden. Ob das schon für einen ganzen Saison in dieser Klasse reicht, bleibt aktuell eine Momentaufnahme. Aber wir wollen oben mitspielen und weiter Gas geben“, erklärt der ehemalige Auerbacher, der bereits im Sachsenpokal in der Saison 2009/10 mit dem VFC Plauen gegen Dynamo Dresden auflief.


Daniel Sedlacek, der zu Saisonbeginn von seinem Jugendverein SpVgg Bayern Hof zurück in die Heimat nach Selb wechselte, komplettiert das Angriffs-Trio. Trotz mehrerer Probetrainings in der Jugend für die TSG 1899 Hoffenheim und Angeboten aus Fürth und Nürnberg, entschied sich der damals 16-jährige für den heimatnahen Weg und durchlief die Jugend der SpVgg Bayern Hof. Mit seiner Schnelligkeit und seinem Willen gelang dem mittlerweile 19-Jährigen – der bereits drei Kurzeinsätze in der Bayernliga für Hof absolvierte - bei den Kickers der Durchbruch. Mit 11 Saisontoren und einem Assist reiht er sich teamintern in dieser Saison hinter seinem Sturmpartner Danny Wild in die Liste ein. Die Harmonie im Landkreis Hof stimmt. Für seinen Teamkollegen und Freund findet der Youngster aus Selb nur lobende Worte: "Ich orientiere mich an ihm. Durch seine Erfahrung kann er mir viel beibringen. Er versucht mich immer zu pushen und will, dass ich meine Tore mach. Er ist ein sehr guter Mensch und auch auf den Platz hat er das Herz am richtigen Fleck.“ Deutliche Anzeichen, die dafürsprechen, dass der positive Trend auch in der Restsaison weitergeführt werden kann. Über den Ausgang darf aktuell nur spekuliert werden. So auch Danny Wild, der stolz darauf ist, seine Erfahrungen vom VFC Plauen und aus Auerbach an die jüngeren Teamkollegen weitergeben zu können: "Wir wissen natürlich, dass vor der Winterpause eine ordentliche Leistung erbracht wurde. Wir haben uns eine gute Ausgangslage erarbeitet, womit eventuell auch nicht jeder gerechnet hat.“

Trotz der Euphorie gibt es auch Warnungen. Die defensive Stabilität - mit 29 Gegentreffern, der schlechteste Wert unter den Top fünf der Liga – muss verbessert werden, damit der positive Trend, nicht eine überraschende Wende einschlägt. Nach dem Wechsel von Vaclav Heger, der sich beim SV Donaustauf in der Bayernliga Süd auf eine neue Herausforderung fokussieren will, vermeldete der Aufsteiger im Winter den Transfer von Innenverteidiger Martin Klein. Der 35-Jährige, der zuletzt beim tschechischen Drittligisten SK Rakovnik aktiv war, absolvierte mehr als 100 Erstligaspiele in Tschechien und lief für Sparta Prag sogar in der Champions League auf. Mit seiner Erfahrung, dem enorm starken Zweikampfverhalten und seinem überragenden Aufbauspiel passt der Tscheche perfekt in das offensiv ausgelegte Spielsystem und soll als Stütze in der Defensive etabliert werden. Aktuell arbeitet der Routinier in der Vorbereitung an seiner Fitness. "Er hat noch konditionelle Probleme, denn er war jetzt knapp drei Monate im Urlaub. Er braucht in der Vorbereitung noch zwei bis drei Wochen, bis er auf einem guten Fitnesslevel ist und seine Stärken voll ausspielen kann“, erklärt Spielertrainer Damrot, der sein Augenmerk ab dieser Saison gezielt auf die Trainerposition legen und damit fußballerisch kürzertreten möchte.

Die Vorbereitung wird demnach einer der entscheidenden Faktoren sein für die Kickers Selb und zeigen welchen Verlauf die Saison annimmt. Mit vier Siegen zum Rückrundenstart, möchte Coach Damrot die Niederlage im kommenden 5. Spiel – wie zur Hinrunde bereits erlebt – gegen den abstiegsbedrohten TSV Kornburg verhindern. Dafür werden nun die Weichen gestellt. Die Partie gegen den Bayernligisten Eintracht Bamberg am vergangenen Wochenende hat gezeigt, dass die Kickers-Elf das Potential hat, eine höherklassige Mannschaft zu dominieren. "Wir haben eigentlich das umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben. Es war eine gute Mannschaftsleistung, vor allem defensiv hat diesmal vieles gestimmt. Wir haben ihnen nur ganz wenige Möglichkeit gegeben Tore zu schießen oder sich Chancen zu erarbeiten“, fasst Sedlacek zusammen, der beim noch schmeichelhaften Remis für den FC Eintracht Bamberg, über die volle Distanz spielte. In den kommenden zwei Wochen vor dem Start in die Restsaison am 29. Februar 2020 warten mit dem FC Coburg und der SpVgg Weiden, die aktuell in der benachbarten Landesliga Mitte auf dem 2. Platz stehen, zwei Duelle auf Augenhöhe. Die beiden Generalproben und die entscheidende Wochen im März mit den aufeinanderfolgenden Partien beim FSV Stadeln und zuhause gegen den jetzigen Tabellenführer SC Feucht werden zeigen, wohin die Reise geht und ob die Kickers den Aufstiegstrend um eine weitere Saison, auch in der Landesliga, bestätigen können.


Aufrufe: 013.2.2020, 11:01 Uhr
Niklas KorzendorferAutor