2024-06-04T08:56:08.599Z

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Energiebündel an der Linie:  Im Juni verlässt Kurt Schwald den SV Weil nach rund eineinhalb Jahren.  | Foto: Rogowski
Energiebündel an der Linie: Im Juni verlässt Kurt Schwald den SV Weil nach rund eineinhalb Jahren. | Foto: Rogowski

Kurt Schwald: "Nochmal durchs Feuer gehen"

BZ-Interview mit Kurt Schwald, der am Saisonende die Trainerbank des SV Weil räumt

Er ist eine Institution am Hochrhein. Flapsig ausgedrückt: Wer Kurt Schwald nicht kennt, hat den Fußball am Hochrhein verpennt. Vor zwei Wochen überraschte der 44-Jährige mit der Nachricht, den Trainerposten beim Landesligisten SV Weil im Sommer abzugeben. "Es tut im Herzen weh, den SV Weil zu verlassen", sagt er im Interview mit BZ-Redakteur Uwe Rogowski.
BZ: Herr Schwald, ist der Trainerjob anstrengend?
Kurt Schwald: Ganz bestimmt. Er ist aufwändig. Gerade bei einem Verein wie dem SV Weil, der ambitioniert ist, wo man die Hoffnung haben kann, dass es wieder in die Verbandsliga geht.

BZ: Das heißt?
Schwald: Dass man sich als Trainer akribisch vorbereiten muss. Das ist mit Arbeit verbunden, es ist zeitintensiv. Du musst die Trainingsinhalte der Woche planen und auch die Vorbereitung. Das ist heutzutage ja alles an Werten oder dem jeweiligen Zyklus eines Spielers ausgerichtet. Man arbeitet in gewissen Laktatbereichen. Auch Gedanken über den Gegner macht man sich. Wie spielt der? Wie kann ich reagieren? Das trägt man im Kopf mit sich herum, vor allem, wenn man ehrgeizig und nicht mit Wenig zufrieden ist.

BZ: Deshalb haben Sie Ihren Abschied für den kommenden Sommer angekündigt.
Schwald: Das mache ich deshalb, weil es beruflich nicht mehr vereinbar sein würde. Ich werde sozusagen den Job meines bisherigen Chefs übernehmen, und der Aufwand wird dann so groß sein, dass ich nicht mehr nebenbei trainieren kann.

BZ: Sie arbeiten als Versicherungsfachmann. Ähnlich wie als Trainer müssen Sie da, mit Verlaub, viel quatschen.
Schwald: Man muss definitiv kommunikativ sein. Das fällt mir nicht schwer. Aber jetzt geht es eben einfach nicht mehr parallel, sonst hätte ich doch das Amt in Weil nie und nimmer aufgegeben. Wer mich kennt, weiß, wie ich Fußball liebe und lebe und begeistert bin und dann sogar bei dem Verein am Oberrhein bin, zu dem alle Trainer hier gerne wollen. Da kann man sich denken: Es tut im Herzen weh, ihn zu verlassen.

BZ: Sie haben lange überlegt?
Schwald: Ich habe mir Gedanken gemacht, wie ich es zeitlich arrangieren kann. Hole ich mir einen starken Co-Trainer an die Hand, sodass ich das eine oder andere Training sausen lassen kann? Ich habe hin und her überlegt: Fange ich später mit Trainieren an? Aber dann wäre ich nicht zu 100 Prozent beim SV Weil. Es gab nur Entweder-oder. Und der Job ist erst einmal wichtiger. Als ich beim Vorstand war und es mitgeteilt habe, bin ich mit einer Träne wieder weggefahren. Jetzt müssen wir eben schauen, dass wir uns ein gegenseitiges Abschiedsgeschenk machen. Das wäre das Größte für uns alle.

BZ: Der direkte Wiederaufstieg. Hoffen Sie auf eine Reaktion der Mannschaft?
Schwald: Das wünsche ich mir. Vielleicht gibt es ja den einen oder anderen Spieler in der Mannschaft, der findet, dass der Kurt Schwald nicht ganz so der verkehrte Typ ist und sich sagt: Für den gehen wir nochmal durchs Feuer. Wenn es einen solchen Effekt auslösen würde, wäre es schön. Aber eigentlich habe ich keine Zweifel, dass die Mannschaft ihren Weg geht, auch schon in dieser Saison. Als ich ihr mitgeteilt habe, dass ich zum Saisonende aufhöre, hat sie es so aufgenommen, dass wir es jetzt noch einmal so richtig angehen. Dass wir also nicht nach links und rechts schauen, sondern zusammen den Aufstieg schaffen wollen. Unbedingt.

BZ: Einige Spieler kennen Sie ja durchaus schon länger.
Schwald: Bei den arrivierten Spielern, die ich zum Teil schon länger kenne, hat man schon gemerkt, dass es ihnen leid tut. Fabio (Bibbo) hat mir über WhatsApp eine, wie ich finde, sehr ergreifende Nachricht geschickt. Er kennt mich ja schon aus Wehrer Zeiten. Er kommt mit mir einfach richtig gut klar, mit meiner Arbeitsweise. Da fallen dann Worte, die schön sind.

BZ: Könnte man Sie bei einem niederklassigen Verein alsbald wieder sehen?
Schwald: Erst einmal nicht. Ich muss sehen, was an Arbeit definitiv auf mich zukommt. Da habe ich noch kein richtiges Gefühl. Auf jeden Fall werde ich eine Saison lang keinen Job mehr als Trainer übernehmen. Wie sich das in ein, zwei Jahren eingespielt hat, lasse ich mir offen. Sag' niemals nie. Zu den Verantwortlichen beim SV Weil habe ich gesagt: Wenn ihr im Hintergrund jemanden braucht, zur Spielbeobachtung oder zum Scouten zum Beispiel, dann bin ich gerne bereit. Wenn der Aufwand überschaubar ist.

BZ: Steigt der SV Weil auf, Herr Schwald?
Schwald: Ich gehe davon aus.

BZ: Der FV Lörrach-Brombach hat sich in Stellung gebracht, der Tabellenführer hat spielerisch überzeugt.
Schwald: Die sind nicht umsonst ganz vorne. Ob es jetzt die spielerische Klasse war, will ich nicht beurteilen. Sie hinter uns zu lassen, wird in jedem Fall schwer. Aber ich bin felsenfest überzeugt, dass wir die Qualität haben und am Ende ganz vorne stehen.

BZ: In Weil wird oft betont, dass man den FVLB und den Tabellenzweiten Auggen noch jeweils im Nonnenholz empfängt. Das dürfte viel Druck für diese beiden Partien für den SVW erzeugen.
Schwald: Stimmt. In diesen Spielen wird die Meisterschaft auch nicht entschieden. Die wird in den Spielen auf den kleinen Dörfern entschieden. Wenn du dort fleißig punktest, bist du in den direkten Duellen weniger unter Druck.

BZ: Sie haben nun bereits ein paar Trainerstationen und Vereine als Spieler hinter sich. Was bleibt Ihnen am meisten in Erinnerung?
Schwald: Jede Zeit hatte etwas Gutes. Die Jahre in Steinen, wo ich zehn oder elf Spielzeiten war, waren mit dem Verbandsligaaufstieg bei diesem kleinen Verein eine der größten Sensationen hier unten. Das ist eine bleibende Erinnerung. Ich habe dort auch schon viel gelernt für später, denn ich war schon als Spieler stark involviert. Meine beiden Jahre in Teningen und Bahlingen waren auch sehr interessant. Und dann natürlich als Trainerneuling in Wehr gleich der Aufstieg - tolle Erlebnisse.


Heute würde man sagen Retrolook: die 14-jährigen Zwillinge Kurt (links) und Michael Schwald im September 1984 bei einem Grümpelturnier in Wehr | Foto: Ulrich Schwarz

BZ: Auch Ihr Bruder spielt noch.
Schwald: Wir spielen beide noch, in der dritten Mannschaft beim FC Zell in der C-Klasse. Ein bissel halt. Ich glaube, ich habe fünf, sechs Spiele in dieser Saison gemacht. Michael so um die acht.

BZ: Die Schwalds können's nicht lassen.
Schwald: Nein! Das sind dort alles Kollegen im gleichen Alter, und wir spielen, um Spaß zu haben.

BZ: Kurt Schwald kennt man als eifrigen Diskutierer. Auf dem Platz geht es vermutlich kommunikativ zu wie eh und je?
Schwald: Nein, um Gottes Willen. In Zell spiele ich nur.

Zur Person: Kurt Schwald
Über sich und seinen Bruder Michael sagte Kurt Schwald einmal: "Wir können nicht verlieren, sind manchmal so fanatisch, dass wir über das Limit hinausgehen; beim Meckern zum Beispiel." Ab Sommer wird es ruhiger am Hochrhein. Kurt Schwald verlässt den Fußball-Landesligisten SV Weil zum Saisonende - beruflicher Gründe wegen. Der 44-Jährige coachte den FC Wehr (2002-08), den Freiburger FC (2008/09) und den FC Zell (2010-12). Im Oktober 2013 kam er zum SVW, konnte aber den Verbandsligaabstieg nicht verhindern. Als Spieler war er in Wehr, Steinen, Teningen und Bahlingen aktiv. Schwald mag Bon Jovi und den SC Freiburg, ist aber "seit gefühlt 100 Jahren" Anhänger des 1. FC Köln.
Aufrufe: 019.2.2015, 23:00 Uhr
Uwe Rogowski (BZ)Autor