Kurioser Kreisklassen-Kick

Allein der Verlauf: ein Gedicht für Freunde des Abstrusen. Türkgücü führt kurz nach der Halbzeit 2:0, dann zieht Türkiyemspor bis zur 84. Minute auf 4:2 davon, während Türkgücü die Spieler abhandenkommen: zweimal Gelb-Rot. Am Ende steht es 4:4, und Türkiyemspor-Trainer Klaus Dieter Bluhm analysiert trocken wie ein Müsliriegel im Solarium: „Da versucht man nicht, das 5:2 zu machen, sondern schaukelt das 4:2 nach Hause.“ So weit, so kurios. Aber solche Spielverläufe gibt es auch in höheren Klassen immer wieder – wenn auch selten. Der Grund dafür dürfte in diesem Fall jedoch einzigartig sein.

Nicht nur, dass sich Trainer Bluhm gezwungen sah, den Spieler Serkan Koc wegen muskulärer Probleme schon zur Halbzeit (bei 0:2-Rückstand) zu schonen. Nein, er wurde auch äußerst kreativ, wie er das gewährleistete, ohne mit dem Elf-Mann-Kader in Unterzahl zu geraten: Koc musste ins Tor. Dafür ging Torhüter und Kapitän Veysel Selvi aufs Feld, genauer: ins zentrale Mittelfeld. Aus der Position erzielte er später das 4:2.

Bluhm wunderte das nicht. Schließlich sei Selvi Mittelfeldspieler. Aha, leuchtet ein. Fragt sich nur, warum er zunächst im Tor stand. In der Bluhm’schen Logik ist die Antwort klar: „Wir haben ein Torwartproblem.“ Ach so. Na dann ließe sich doch prima von der aus der Not geborenen Tugend sprechen. Aber nicht, wenn Bluhm das so viel schöner und trockener kann: „Man muss flexibel bleiben.“