2024-05-24T11:28:31.627Z

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Wut und Aggressionen haben im Fußball nichts verloren. Der Kreis Wiesbaden hat ein Maßnahmenpaket verkündet, wie der Negativtrend der jüngsten Zeit gestoppt werden kann. 	Foto: VRMFOTOLIA
Wut und Aggressionen haben im Fußball nichts verloren. Der Kreis Wiesbaden hat ein Maßnahmenpaket verkündet, wie der Negativtrend der jüngsten Zeit gestoppt werden kann. Foto: VRMFOTOLIA

Krisensitzung zur Gewalt: Entzug der Platznutzung möglich

Fußballkreis Wiesbaden will Ausschweifungen vehement entgegenwirken +++ Neue Task Force wird eingerichtet

Wiesbaden. Deutliche Ansagen vom Wiesbadener Fußballwart: Dieter Elsenbast zeigte bei der einberufenen Pflichtsitzung aller Wiesbadener Clubs im Vereinsheim der TSG Kastel 46 klare Kante beim Kampf gegen jedwede Form von Gewalt und Unsportlichkeiten auf den Plätzen der Landeshauptstadt. Bis hin zu radikalen Maßnahmen bei schweren oder mehrfachen Verfehlungen. „Die Stadt Essen hat Vereinen nach Vorfällen die Nutzungsrechte der Sportanlagen entzogen. Es kann nicht sein, dass wir den Clubs die Anlagen kostenlos zur Verfügung stellen, die zur Bühne für Randale werden“, ließ Elsenbast durchblicken, dass auch dieses letzte Mittel ausgeschöpft werden könnte.

Mit Strafen an obere Grenze gehen: Weiterhin wurde – wie anlässlich bei der Serie von Gewaltdelikten 2011 – angesichts der aktuellen Häufung von Vorfällen eine Task Force ins Leben gerufen. Michael David, Vorsitzender des Ausschusses für Sport und Freizeit der Stadt Wiesbaden, Sportamtsleiter Karsten Schütze, ein Vertreter der Schiedsrichtervereinigung und Elsenbast bilden sie. Auffällig gewordene Vereine würden zum Gespräch ins Sportamt einbestellt, erläuterte Elsenbast.

Störenfriede verderben die Atmosphäre: Im Sog der großen Mehrheit der fairen Akteure verderben auf und außerhalb des Platzes einige Störenfriede die Atmosphäre, insbesondere auch durch fortlaufende Kritik an der Schiedsrichter-Leistung, wie jüngst auch seitens des Trainer vom Türkischen SV nach der Niederlage im Topspiel gegen Sonnenberg. „Das kann auch nicht alles auf Corona geschoben werden. Das Sportgericht ist autark. Aber wir werden es auffordern, bei den Strafen künftig an die obere Grenze zu gehen“, führte Elsenbast aus und verwies für Opfer von Tätlichkeiten auf die Option zivil- und strafrechtlicher Schritte. Wichtig sei, dass die Schiedsrichter nach Eskalationen auch einen Bericht verfassten und nicht in Panik gerieten, weil sie in einem etwaigen Verfahren aussagen müssten. „Wir werden gezielt gegen die Leute vorgehen, die sich nicht benehmen. Wenn wir nichts tun, ändert sich nichts“, bekräftigte der Fußballwart und kündigte verstärkte Spiele-Beobachtungen an, möglichst auch durch Mitglieder aus anderen Fußballkreisen, die in Wiesbaden nicht bekannt sind.

Thomas Sauer vom SC Gräselberg gab zu bedenken, dass Probleme im Sog von Corona – wie etwa Arbeitslosigkeit – durchaus „mit auf den Platz genommen und im Sport ausgelebt“ würden. Trenne sich der Verein von Einzelnen, bestehe die Gefahr, dass die mit ihm in einer Clique Verbundenen mitgingen, sieht Sauer keine Patentlösungen. Elsenbast nahm den Faden auf: „Wir sind bereit, in Mannschaftssitzungen zu kommen. Wenn Spieler auszurasten drohen, muss das aber auch der Trainer sehen und den Betreffenden rausnehmen.“ Heiner Heggemann, Jugendleiter der TSG Kastel 46, geriet kürzlich als Ordner beim C-Junioren-Spiel zwischen der TSG und Bayern Alzenau aufgrund aufgebrachter Gäste-Zuschauer in die Bredouille: „Es ist schwierig, Emotionen in den Griff zu bekommen, wenn ein oder zwei Personen das Ganze mit Faustschlägen aufheizen.“

Im Nachwuchsbereich Verhaltensregeln für Eltern? Stefan Lutterbüse (PSV Grün-Weiß) berichtete von Verhaltensregeln für Zuschauer, wie sie etwa der SV Wehen Wiesbaden im Nachwuchsbereich von den Eltern unterschreiben lasse, um Kritik an Spielern und Schiedsrichtern zu unterbinden: „Diese Unterschrift sorgt dafür, dass sich Eltern disziplinieren.“ Kreisjugendwart Dieter Pfauth verwies auf die Grüne Karte, beschriftet mit „Fair bleiben, liebe Eltern“ oder „Loben statt Toben“, die an Eltern ausgehändigt werden könne.

Auf keinen Fall könne man Ausschweifungen „tatenlos zuschauen“, mahnte Sportkreis-Chef Helmut Fritz. Während Dieter Elsenbast mit einer positiven Nachricht schloss. Der Fußballkreis Wiesbaden habe 2619,19 Euro an den Kreis Ahr überwiesen, dadurch könnten dort zwölf vom Hochwasser betroffene Vereine mit Trainingsmaterialien versorgt werden. Ein Akt der Solidarität, der den hohen Stellenwert der Wiesbadener Fußballvereine untermauert – ungeachtet negativer Vorfälle.

Aufrufe: 05.10.2021, 06:00 Uhr
Stephan NeumannAutor