2024-04-29T14:34:45.518Z

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Alles hört auf sein Kommando: Niko Kovac und seine Spieler hatten trotzdem gestern im Training viel Spaß. F: dpa
Alles hört auf sein Kommando: Niko Kovac und seine Spieler hatten trotzdem gestern im Training viel Spaß. F: dpa

Kovac ist im Ton freundlich, aber in der Sache resolut

Neuer Bayern-Trainer setzt erste Impulse

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Zweieinhalb Wochen ist Niko Kovac jetzt Trainer des FC Bayern. Noch hat er seinen Kader nicht vollständig, doch erste Unterschiede zu Jupp Heynckes werden schon deutlich. Auf dem Platz und in der Ansprache.

Es war nur eine kleine Übung, ein Aufwärmspielchen, aber der Eindruck war so nachhaltig, dass Niko Kovac hinterher nicht umhin kam, ein paar Worte darüber zu verlieren. Der Spieler, um den es ging, sei sicher guten Willens gewesen, viel mehr Positives fiel ihm dann allerdings nicht ein. Alle seine Schützlinge hätten ihren Spaß gehabt, und dass dieser Spaß zu Lasten des prominenten Mitstreiters ging, der sich im „Rondo“ versuchte (auch bekannt als „Fünf gegen Zwei“), war eine willkommene Auflockerung in diesen schweißtreibenden Wochen: „Wenn sie über den Trainer lachen können, ist es doch gut.“

Niko Kovac hat gestern Vormittag eine aktivere Rolle gespielt, als es Übungsleiter beim FC Bayern normalerweise tun (zumindest wenn wie bei Carlo Ancelotti und Jupp Heynckes die Profizeit schon ein paar Jahrzehnte zurückliegt). Noch immer sei er „durch und durch Fußballer“, erinnerte er, und wenn das Personal sich gegen ihn besonders ins Zeug legt, kann das nur von Vorteil sein. Man muss nicht gleich den Autoritätsverlust fürchten, nur weil einen die Spieler nicht an den Ball lassen wollen.

Zweieinhalb Wochen ist Kovac jetzt Bayern-Trainer, gestern war sein erster öffentlicher Auftritt seit der Vorstellung in der Arena. Erste Unterschiede zum Vorgänger zeichnen sich ab, sowohl auf dem Rasen, wo es intensiver zur Sache geht, als auch in der allgemeinen Ansprache. Kovac (46) tritt angenehm und unverkrampft auf, wirft Journalisten ein „Hi!“ entgegen und wünschte ihnen gestern „eine schöne Zusammenarbeit“. Aber ein verschmitzter Plauderer wie Heynckes ist er eher nicht.

Der Kroate ist ziemlich geschickt darin, in freundlichem Ton unmissverständliche Botschaften zu formulieren und notfalls auch mal wortreich die Aussage zu verweigern. Zum Beispiel zu Benjamin Pavard. Der SWR meldete gestern, dass der französische Weltmeister in München einen Vertrag unterschrieben habe, der ab 2019 gilt, wenn er per Ausstiegsklausel für 35 Millionen Euro den VfB Stuttgart verlassen darf. Ob er für ein paar Euro mehr schon ein Jährchen früher kommt, ist eine naheliegende Frage. Allerdings keine, auf die sich Kovac einlässt.

Er könne „diesbezüglich gar nichts sagen“ und verweise an Hasan Salihamidzic, antwortete der Trainer, aber natürlich sei Pavard „ein richtig guter Spieler“. Weil aber der aktuelle Kader mit 22 Feldspielern schon üppig besetzt ist und Härtefälle nicht ausbleiben werden, will er sich erst mal um diese Leute kümmern: „Ich muss über keinen anderen reden.“ Nachfragen gab es daraufhin nicht mehr.

Vieles ist zu diesem frühen Zeitpunkt noch in der Schwebe. Die ersten WM-Teilnehmer kommen erst nächste Woche aus dem Urlaub, werden den neuen Chef dann aber nicht antreffen, weil der mit der übrigen Belegschaft sowie Nachwuchsspielern in den USA weilt. Erst Anfang August, im Trainingslager am Tegernsee, wird der Kader Konturen annehmen. Dann wird sich auch deutlicher abzeichnen, wer von den Transferkandidaten (Vidal, Bernat, Thiago, Boateng) wirklich geht. Sollte aber Jerome Boateng dazugehören, könnte das Interesse an einer sofortigen Verpflichtung Pavards sprunghaft ansteigen.

Bis es soweit ist, schreitet die gegenseitige Annäherung von Niko Kovac und seinen neuen Spielern munter voran. Arjen Robben, für seinen Trainingsehrgeiz immer noch berühmt, hat den Chef in den ersten zweieinhalb Wochen gleich mal auf seine ganz persönliche Weise beeindruckt. Mit Einsatz, bis die Stollen glühen. „Von Arjen habe ich viel gehört, jetzt sehe ich es selber“, staunt Kovac. „Das ist unglaublich.“

Rückschlüsse auf den Stellenwert des Niederländers erlaubt diese Hymne aber nur bedingt. Schließlich gehört auch Serge Gnabry, allen Einschätzungen zufolge der Hauptkonkurrent Robbens um einen Stammplatz auf dem rechten Flügel, zur aktuellen Bayern-Besetzung. Auch der Neuzugang aus Hoffenheim, lobt Niko Kovac, sei „ein phantastischer Spieler“.

Aufrufe: 019.7.2018, 18:43 Uhr
Münchner Merkur / Marc BeyerAutor