2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligavorschau
F: Rinke
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Konstanter Kellerkampf

KOL HOCHTAUNUS: +++ Heimische Teams blicken auf durchwachsene KOL-Saison zurück +++ Zahlreiche "Negativ-Rekorde" +++

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HOCHTAUNUS . Die vier heimischen Mannschaften der Fußball-Kreisoberliga Hochtaunus blicken auf eine überwiegend enttäuschende Saison zurück. Nur der FC Neu-Anspach II hat als Siebter einen Platz in der oberen Tabellenhälfte erreicht, während Aufsteiger SG Wehrheim/Pfaffenwiesbach und die FSG Weilnau/Weilrod/Steinfischbach bis zuletzt um den Ligaerhalt kämpfen mussten. Das Klassenziel verfehlte der FC Reifenberg, der den bitteren Gang in die A-Liga antreten musste.

Die Negativserie der heimischen Teams drückte sich in Reifenberg im schwächsten Angriff der Liga und dem schlechtesten Vorrundenteam aus. Weilnau/Weilrod/Steinfischbach stellte die schwächste Auswärtsmannschaft und auch Wehrheim/Pfaffenwiesbach hatte die wenigsten Siege auf fremden Plätzen vorzuweisen.

Im Gespräch mit dem Usinger Anzeiger blicken die Trainer Lars Busch (FC NAII), Gregory Strohmann (Wehrheim/Pfaffenwiesbach), Ingo Wassum (FSG Weilnau/Weilrod/Steinfischbach) und Christian Bös (FC Reifenberg) nicht nur auf die Spielzeit zurück, sondern geben auch einen Einblick in die Saison 2016/2017 sowie die Zukunft der Liga.

Warum hat die Mannschaft ihr eigenes Leistungspotenzial nicht auf den Platz gebracht?

Lars Busch: Wir waren in dieser Saison die einzige zweite Mannschaft, die Kreisoberliga gespielt hat und hatten mit dem dritten Platz eine super Vorrunde. In der Rückrunde haben wir diese Leistungen nicht mehr gezeigt, weil das Personal nicht zur Verfügung stand. Berufliche Gründe bei Mikko Meier und Philipp Krautwald, der Aufstieg von Gerome Rossner in das Gruppenligateam, sowie der Abgang von Ehssan Qaiumi und die Verletzung von Avni Zejnullahu haben dazu geführt, dass wir einen sicher möglichen Platz unter den ersten fünf verpasst haben.

Gregory Strohmann: Wir sind noch zu grün hinter den Ohren und haben viel Lehrgeld bezahlt. Wir haben mehr Punkte verpasst, obwohl der Gegner nicht besser war. Es zeigte sich, dass beide Mannschaften zuvor eine Liga tiefer und viele Spieler noch nie so hoch gespielt hatten. Insgesamt sind wir aber zufrieden. Vor der Saison hätte ich den neunten Platz sofort unterschrieben.

Ingo Wassum: Angesichts des Spielermaterials, das über die gesamte Saison zur Verfügung stand, haben wir das Maximum erreicht. Es war von Anfang an klar, dass es gnadenlos gegen den Abstieg gehen würde. Nachdem mit Marc Kaul und Louis Presle zwei Schlüsselspieler langfristig ausgefallen waren, mussten wir damit rechnen, dass die Liga für uns grenzwertig würde und alles darum ginge, noch drei Mannschaften hinter uns zu lassen. Mehr hat sich keiner versprochen.

Christian Bös: Es war die mangelnde Trainingsbeteiligung über die ganze Saison gesehen. Wer nicht trainiert, kann nicht gewinnen. Wir hatten nur zwölf KOL-taugliche Spieler im Kader. Wenn davon die Hälfte nicht trainiert, geht nach 60 Minuten die Luft aus. So sind wir beispielsweise zwei Mal von Kronberg vorgeführt worden. Nur zu Saisonbeginn konnten wir noch überraschen.

Was war das größte Manko in der Saison und was hat gut geklappt?

Busch: Als der Abgang des Trainers klar war, war auch ein wenig der Dampf raus. Es wird immer schwierig, wenn eine zweite Mannschaft Spieler nach oben abgeben muss. Es war spannend, die jungen Spieler aus der A-Jugend zu integrieren und zusammen mit Routiniers wie Christian Rodeck oder Marc Holzapfel zu einer Mannschaft zu formen. Ich bin stolz, verantwortlicher Trainer eines Teams gewesen zu sein, dass allen ersten Mannschaften an der Spitze Paroli geboten hat. Die Gegner hatten vor dem FC Neu-Anspach Ehrfurcht und höllischen Respekt. Das erfüllt mich mit Genugtuung.

Strohmann: Wir haben viel zu viele Gegentore kassiert. Im Durchschnitt über zwei. Das zeigt, dass wir im gesamten Defensivverhalten zu viel zugelassen haben. Dort ist am meisten Verbesserungspotenzial. Nach vorne hatten wir gute Waffen. Ein starkes Umschaltspiel sowie die individuelle Klasse brachten 61 Treffer. Das ist eine ordentliche Hausnummer.

Wassum: Wir hatten zwar einen relativ guten Saisonstart, aber nach dem Ausfall von Presle gab es eine Negativserie. Da ging gar nichts mehr. Bis zum Rückrundenstart haben wir auswärts nur einen Punkt geholt. Das war viel zu wenig. Gegen spielstarke Mannschaften hatten wir auswärts mit unseren kämpferischen Tugenden keine Chance. Wir müssen den Gegner kommen lassen und gerade dann sah man in der Rückwärtsbewegung, dass die jungen Spieler noch Defizite haben. Zu viele leichte Ballverluste 30 Meter vor dem Tor wurden gnadenlos bestraft. Ausschlaggebend für den Klassenerhalt war die Rückkehr von Kaul und Presle nach der Winterpause. Am Ende hat uns der Auswärtssieg in Stierstadt gerettet.

Bös: Der Kader war zu dünn und die Einstellung war eine Katastrophe. Zu häufig waren andere Dinge wichtiger als Fußball. Das hat Nerven gekostet. Die Spieler, die da waren, haben alles gegeben. Da hatten wir einen phänomenalen Teamgeist auf dem Feld und mit wenigen Mitteln viel erreicht. Ich hätte nicht gedacht, dass wir mit sechs Akteuren aus der C-Liga bis zum Ende um den Klassenerhalt mitspielen würden.

Inwieweit war der Kader nicht gut genug und wird sich das Gesicht des Kaders verändern?

Busch: Ich wünsche mir, dass mein Nachfolger Michael Riemann mit dem Kader der zweiten Mannschaft noch kontinuierlicher arbeiten kann. Es war nicht immer leicht, wenn der Kader während der Saison ständig wechselt. Mehr Kontinuität im Kader und die Spieler auf den einzelnen Position fester einzusetzen, würde die Mannschaft voranbringen.

Strohmann: Ich hätte gerne, bis auf das Mittelfeld, in der Breite mehr Qualität auf allen Positionen. Der Konkurrenzkampf muss noch höher werden und keiner darf sicher sein zu spielen. Die Abgänge von Tim Szesniok (UTSG), Charly Karagöz (Oberstedten) sowie Erhan Dalar und Dennis Wehrheim (Karriereende) können wir mit Simon Bartsch, (FCNA), Daniel Jaaks (SF Friedrichsdorf), Kevin Lindner (Merzhausen) und Faysal El Baouti kompensieren. Das zweite Jahr wird viel schwerer werden, weil von oben und unten starke Teams in die Liga rücken.

Wassum: Wir hatten nur 16 KOL-Spieler. Gerade die jungen Spieler wie Jan-Philipp Schwieder oder Kevin Baumann spielten nie konstant. Aus der Zweiten kam kein Ersatz, sodass der Konkurrenzdruck fehlte. Da machte sich auch Lethargie breit. Das Gebilde war nicht stabil, weil die Leitwölfe fehlten. Mit der Rückkehr von Sören Hofmann aus Usingen erhoffe ich mir Stabilität. Nach Daniel Brück (UTSG) und Yannick Wanzke (Merzhausen) müssen wir sehen, ob es noch weitere Abgänge gibt. Wir müssen den Kader verjüngen und die zweite Mannschaft muss mehr Druck auf die Erste ausüben.

Bös: Wenn der gesamte Kader zur Verfügung gestanden hätte, wären wir nicht abgestiegen. Wir haben die Punkte mit zahlreichen Akteuren wie Helge Boll, Bereket Haile oder Ozan Yeter geholt, die seit Jahren nicht mehr KOL gespielt hatten. Der ständige Wechsel auf der Torwartposition war auch ein Hauptproblem.

Wie fällt ihre persönliche Bilanz aus?

Busch: Für mich war jeder Spieltag ein Höhepunkt, obwohl wir als zweite Mannschaft keinen typischen Meisterschafts- oder Aufstiegskampf führen konnten. Das hat mir gefehlt. Die Pflicht, einen sicheren Platz zu holen und die jungen Spieler zu integrieren, wurde erfüllt.

Strohmann: Wegen meiner Verletzung habe ich nur 20 Spiele gemacht und die restlichen zehn von der Bank verfolgt. Als ich raus war, hat die Mannschaft den größten Reifeprozess vollzogen, weil sie ohne mich auskommen musste. Wir haben viel improvisiert, aber ich will das Training noch besser gestalten. Das Trainingslager hatte die Mannschaft richtig zusammengeschweißt. Seitdem waren wir eine echte Spielgemeinschaft.

Wassum: Ich hatte ein Jahr des Kennenlernens nicht nur der Mannschaft, sondern vor allem auch der Gegner. Wir müssen eine Grundfitness und ein gesundes Level an Aggressivität reinkriegen, denn sonst gibt es nichts zu holen. Wir haben nur eine Chance, wenn alle beißen und laufen. Das war neu für mich, weil ich bisher nur Mannschaften trainiert habe, die auch mit ihrer individueller Klasse erfolgreich waren. Sören Hofmann ist so ein Akteur und ich setze große Stücke auf seine Rückkehr als Taktgeber.

Bös: Ich habe als Spieler unter Leo Caic oder Stephan Häuser trainiert und bei ihnen gelernt. Das wollte ich weitergeben. In der ersten Saisonhälfte ist das gelungen, aber danach haben wir uns nur noch getroffen und locker ein bisschen was gemacht. Die erste Saison als Trainer war für mich kein richtiges Jahr, weil es für meinen Ehrgeiz eine Katastrophe war.

Wie gut oder schlecht war die Liga?

Busch: Angesichts so vieler Traditionsvereine wie der Spvgg, der DJK oder der SGK Bad Homburg sowie Weilnau ist das eine geile Liga, weil sie mehr Zuschauer hat als andere. Allerdings hat sich der Fußball gewandelt. Die KOL war vor fünf bis zehn Jahren sicher stärker. Es fehlt häufig ein gesunder Unterbau, weil das Leistungsgefälle zwischen der ersten und zweiten Mannschaft zu groß ist.

Strohmann: Das Niveau hätte stärker sein können. Denn viele Spiele waren auf Augenhöhe. Außer Oberstedten und Stierstadt war alles überschaubar. Es wird in der nächsten Saison deutlich schwerer werden. Wir müssen den nächsten Schritt machen. Alle müssen noch zehn bis 15 Prozent draufpacken. Sonst müssen wir wieder um den Klassenerhalt kämpfen. Wir wollen uns aber in der Liga etablieren.

Wassum: Zum Saisonanfang dachte ich, dass die Klasse stark wäre. Neu-Anspach II war top. Aber im Nachhinein stellte ich fest, dass 90 Minuten rennen und kämpfen zum Gewinnen reichen konnten. Damit ist das Niveau mittelmäßig.

Bös: Das war das Schlechteste, seitdem ich die Kreisoberliga kenne. Es ist doch erschreckend, dass wir mit einer Mannschaft mit C-Liga-Spielern so viele Punkte geholt haben. Der Letzte konnte immer gegen den Ersten gewinnen. Das zeigt doch alles.

Wie geht es jetzt weiter?

Strohmann: Ich möchte, dass wir fußballerisch auf das nächste Level kommen und viel stabiler werden. Der Fokus liegt darauf, jeden persönlich weiterzuentwickeln. Wir müssen uns strukturell besser aufstellen und brauchen den Kunstrasen. Wir dürfen uns keinesfalls ausruhen und müssen uns ständig hinterfragen.

Wassum: Wir werden nach dem 1. Juli unsere Schäflein zählen. Es wird sich nicht viel verändern und die Ausgangslage bleibt ähnlich, weil der Kader nicht breiter wird. Wenn alle da sind, können wir uns wieder stabilisieren. Oder es geht wieder gegen den Abstieg. Im Verein weiß man, wie schwer das wird.

Bös: Der FC Reifenberg ist ein gut geführter Verein, der aber im Wettbewerb zu wenig Personal hat. Deswegen geht es in Zukunft nur über eine Spielgemeinschaft.

Was wünschen sie sich für die Zukunft?

Strohmann: Nach drei Monaten Verletzung wünsche ich mir nur Gesundheit. Ich will wieder hundertprozentig fit werden, angreifen und der Mannschaft weiterhelfen.

Wassum: Aus jahrelanger Erfahrung bin ich bei Zielsetzungen vorsichtig. Ich halte nichts von Wünschen, sondern will gute Stimmung und den Aufbau von Teamgeist, damit wir mit einem ordentlichen Saisonstart Euphorie erzeugen und erst einmal bis zur Winterpause kommen. Weiter schaue ich nicht.



Aufrufe: 026.6.2016, 13:06 Uhr
Andreas Romahn (Usinger Anzeiger)Autor