Schiefes Bild ist korrigierbar
Dem ehrgeizigen Widmann behagte es nicht, dass seine erste Amtszeit in Zaisersweiher mit dem Kreisliga-Abstieg zu Ende gegangen war. Auch wenn die Spielvereinigung nun als derzeitiger Tabellenachter nur eine ausgeglichene Bilanz aufweist, hat der Coach diese Saison mehr Erfolgserlebnisse als in der vorherigen. Mit Sternenfels hatte er das Pech gehabt, nach Platz zwei im ersten Jahr viele Abgänge und daraufhin lediglich noch den vorletzten Rang verzeichnen zu können. Angesichts der Abwärtsentwicklung konnte sich der SVS glücklich schätzen, einen wie Özalp zu gewinnen: Einen, der nah an der Mannschaft ist, bereit, viel zu investieren, und nicht weiter anspruchsvoll. Wie Widmann dürfte es ihn gereizt haben, den letzten Eindruck der ersten Amtszeit zu korrigieren. Nach stetigem Auf und Ab hatte Sternenfels die Saison 2014/15 mit einem 2:9 beim TSV Unterriexingen begonnen – und daraufhin den Trainer gewechselt.
Eine besondere Note hat auch der Rückwechsel von „Kalle“ Nagel. Wie der 42-Jährige der „Pforzheimer Zeitung“ noch mal bestätigte, war Knittlingen für ihn wegen der Verheißung auf den Aufstieg interessant. Nur stellte sich heraus, dass mehrere wichtige Spieler, ob verletzungsbedingt oder aus beruflichen Gründen, nur eingeschränkt zur Verfügung standen.
Deshalb hätte es aus Nagels Sicht für jeden Mannschaftsteil eine Verstärkung gebraucht. Rafael Fernandez, der Sportliche Leiter des FVK, wollte aber lieber weiter aufs bewährte Team setzen, statt Experimente zu machen. Aufgrund der unterschiedlichen Vorstellungen werden sich die Wege zum Saisonende trennen – in aller Freundschaft, wie Fernandez und Trainer Nagel versichern.
Klarheit habe am Donnerstag vor einer Woche geherrscht, schilderte Fernandez der PZ. Bereits am Freitag meldete Ötisheim dann Nagels Rückkehr. „Das ist ein Fall Kovac“, sagt Fernandez zwar, aber völlig entspannt. In der Bundesliga hatte kürzlich ja die Bekanntgabe des Wechsels von Trainer Niko Kovac von Eintracht Frankfurt zum FC Bayern München für Aufsehen gesorgt – nicht zuletzt wegen der zeitlichen Komponente der Verpflichtung.
Im östlichen Enzkreis sieht man keinen Grund für künstliche Aufregung. Fernandez war ja bewusst, dass Nagel zu den Ötisheimern weiterhin ein freundschaftliches Verhältnis hat – und dass der TSV wieder auf Trainersuche war. Anders als Frankfurt im Fall Kovac haben die Knittlinger die Nachfolge umgehend regeln können: Ex-Kapitän Alexander Genthner und Alexander Zimmermann, die vor einem Jahr aufgehört und dann den B-Schein gemacht haben, bilden ab 2018/19 ein junges Trainer-Duo. Die beiden hätten Nagels Erbe so oder so antreten sollen, verrät Fernandez, nur eben nicht so schnell. Knittlingen als derzeitiger Sechster der A 1 nimmt sich künftig nur einen einstelligen Tabellenplatz vor.
Trainer Nagel sagt, nachdem es beim FVK trotz des Kreispokalsiegs auf eine einvernehmliche Trennung hinauslief, habe er erst vorgehabt, eine Pause einzulegen. Doch dem Ruf seines früheren Vereins konnte der 42-Jährige dann nicht widerstehen.
Abstiegs- statt Aufstiegskampf?
Kurios ist allerdings, dass er beim TSV, der derzeit Platz zwölf belegt, weniger günstige Bedingungen hat, als die, die er in Knittlingen nicht akzeptieren wollte. „Sportlich ist das nicht so attraktiv“, gesteht Nagel ein.
Er deutet aber an, warum ihn das erneute Engagement beim TSV reizt. Im ersten von bisher drei Jahren hatte er die Ötisheimer auf Platz sechs geführt. Diesen Überraschungserfolg zu bestätigen, gelang nicht. Vielleicht folgt nun aber in Nagels zweiter Amtszeit eine Hammersaison.