Klütz-Team malträtiert Nerven seiner Anhänger

des Bundesliga-Dinos Hamburger SV dürfte keiner der 701 Zuschauer so schnell vergessen (die NWZ berichtete).

"Das war ein echter Thriller", hatte Cloppenburgs Stadionsprecher Günter Nietfeld nach Spielschluss große Mühe, seinen Puls vor der Pressekonferenz wieder herunterzubringen. Der eingefleischte HSV-Anhänger hatte vier BVC-Tore gegen seinen Club durchsagen müssen. Weitere hätten folgen können. Doch sein Mikro brauchte die Stimme des Stadions ab der 60. Minute nur noch, um die Aufholjagd der Gäste zu begleiten.

Immerhin wurde der Unternehmer fürstlich entschädigt. BVC-Co-Trainer Mario Neumann hatte keine Mühen gescheut und überreichte "dem zwölften Mann der Mannschaft" ein HSV-Trikot mit Autogrammen sowie ein Original-Dress mit dem Schriftzug seines Namens.

Derweil strahlte BVC-Coach Jörg-Uwe Klütz. Schließlich hatte sein eine Stunde lang formidabel auftrumpfendes Team die 20-Punkte-Marke geknackt und für ein Spektakel gesorgt. "Letztlich zählen nur die drei Punkte". Nicht erklären konnte er die letzten 30 Minuten. "Keine Ahnung, was da los war. Aber nach dem 1:4 haben wir es plötzlich mit der Angst zu tun bekommen. So etwas wird es immer wieder mal geben."

Ein Sonderlob hatte Klütz für mehrere Spieler parat. "David Niemeyer hat hinten überragend gestanden, Sigi John hat sensationell gehalten. Und unsere Stürmer Tim Wernke und Andreas Gerdes-Wurpts haben schön gewirbelt."

Nicht nur das: Die BVC-Angreifer teilten sich vier Tore, die es in sich hatten. Auf jeden Fall das 3:0 durch Gerdes-Wurpts hätte eine Nominierung zur Wahl zum "Tor des Monats" verdient. Der Ex-Meppener roch förmlich, dass er aus einer Null-Chance etwas machen könnte, als er fast von der Strafraumgrenze mit einem eingesprungenen "Rück-Seitfallzieher" traf. Ähnlich spektakulär war sein 2:0, als er, fast zu weit nach rechts abgedriftet, mit einem fulminanten Hammer ins Dreieck traf. Filigraner machte es Wernke. Beim 1:0 schaufelte er die Kugel per Außenrist an HSV-Schlussmann Tino Dehmelt vorbei millimetergenau neben den Pfosten ins Netz. Beim 4:0 zirkelte Wernke den Ball halbhoch ins Ziel. Fakt ist, dass der BVC einen Spieltag vor Hinrundenende besser dasteht, als vor einem Jahr. Sogar ein einstelliger Tabellenplatz ist drin, sollte das Klütz-Ensemble bei der um den Abstieg kämpfenden Zweitliga-Reserve des FC St. Pauli nachlegen können.

BVC macht eiskalten Auftritt noch zum nervenaufreibenden Krimi

BV Cloppenburg - Hamburger SV II 4:3 (2:0).

BVC John (1,0) - Steidten (2,5), Willen (2,5), Niemeyer (2,0), Olthoff (2,0) - Westerveld (2,5), Beermann (3,0), Gerdes (3,0, 77. Hofmann), Wangler (3,0) - Gerdes-Wurpts (1,5, 72. Bennert), Wernke (1,5, 88. Ölge).
Tore 1:0 Wernke (31.), 2:0 Gerdes-Wurpts (36., 53.), 4:0 Wernke (58.), 4:1 Brüning (61.), 4:2 Masek (68.), 4:3 Maggio (71.).
Ecken 1:5.
Chancen 7:7.
Taktik/Personal Der BVC nach dem 0:2 bei der 96-Reserve mit zwei Änderungen. Kristian Westerveld und Andreas Gerdes-Wurpts standen anstelle von Tim Hofmann und Milad Faqiryar in der Anfangsformation. Kapitän Christian Willen rückte im „4-4-2“-System wieder in die Innenverteidigung. Die ohne Leihgaben aus dem Erstligakader angereisten Gäste mit vier Änderungen nach dem 2:0-Sieg über Havelse. Taktisch ebenfalls im „4-4-2“ mit vielen Positionswechseln.
Fazit Nach zähem Beginn gegen die zunächst die bessere Spielanlage zeigenden Gäste zog der BVC sein schnelles Umschaltspiel gnadenlos durch und profitierte dabei von Unzulänglichkeiten in der HSV-Defensive. Als Tim Wernke auf 4:0 erhöhte, hatte sich der BVC den Gegner vermeintlich zum Filetieren zurechtgelegt. Doch Brünings schnelles 1:4 verunsicherte die Cloppenburger so, dass die Partie noch zum Krimi wurde. Am Ende war der Gast dem 4:4 näher als der BVC dem erlösenden 5:3. Unter dem Strich ein glücklicher aber verdienter BVC-Erfolg.
Spieler des Spiels Sigi John - machtlos bei allen drei Gegentreffern. Jederzeit sicher, hielt mit einer Weltklasse-Parade gegen Nils Brüning den Sieg fest.
Schiedsrichter Tim Skorczyk (Salzgitter) - zog seine Linie durch; keine gravierenden Fehler - Note: 3,0.
Zuschauer 701.
Nächstes Spiel An diesem Sonnabend, 14 Uhr, beim FC St. Pauli II.