2024-05-02T16:12:49.858Z

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Die Freude war groß, als die C-Junioren des Hagener SV Mitte März kurzzeitig wieder trainieren durften. Foto: Philipp Hülsmann
Die Freude war groß, als die C-Junioren des Hagener SV Mitte März kurzzeitig wieder trainieren durften. Foto: Philipp Hülsmann

Keine Spiele mehr – vielleicht Training?

Niedersächsischer Fußballverband will Saison abbrechen, hofft aber auf eine Perspektive

Noch ist es nicht fix – aber dass wegen der Unwägbarkeiten der Corona-Pandemie am nächsten Mittwoch für Niedersachsen die seit fast fünf Monaten unterbrochene Amateurfußballsaison abgebrochen wird, darf als sicher gelten. Ein Austausch per Videoschalte im Vorstand des Niedersächsischen Fußballverbandes (NFV) hat ein eindeutiges Stimmungsbild für die Komplett-Annullierung der Spielzeit 2020/21 ergeben – am 31. März soll noch die formale Abstimmung dazu erfolgen.

Betroffen sind alle Ligen bei Junioren, Senioren, Mädchen und Frauen von der Oberliga abwärts – die landesweit etwa 18 000 Mannschaften treten in der neuen Saison 2021/22 einfach wieder auf derselben Liga-Ebene an. Resultate der bisher absolvierten Spiele – in den Kreisen Osnabrück-Stadt und -Land sind das in allen Ligen deutlich weniger als die Hälfte der vorab geplanten – werden nicht gewertet, es gibt keine Auf- oder Absteiger.

Offen ist nur, wie an den Schnittstellen zu höheren Ligen verfahren werden soll: Wer darf warum in die Regionalliga aufsteigen, wer zieht als Sieger des Niedersachsenpokals in den DFB-Pokal der neuen Spielzeit ein? Darüber will der NFV noch beraten. Für Pokale auf niederer Ebene ist neben dem Abbruch die Ermittlung eines Siegers per kontaktloses Elfmeterturnier zwischen im Wettbewerb verbliebenen Teams denkbar, wie im letzten Sommer im Bezirkspokal sowie im Stadtpokal in Osnabrück.

„Die Beschlüsse der Ministerpräsidentenkonferenz geben dem organisierten Sport überhaupt keine Perspektive, er ist dort nicht mal Thema“, sagt Frank Schmidt. Der Vorsitzende des Spielkreises Osnabrück-Stadt und NFV-Präsidiumsmitglied unterstützt angesichts steigender Corona-Zahlen und mit Blick auf die Vereine vor Ort den Plan, die Saison abzubrechen. „Viele haben mir gesagt: Wir wollen aktuell nicht mehr, könnten zum Teil gar keine Mannschaft stellen. Etwa, weil viele Studenten fehlen, die derzeit Fernuni machen und gar nicht in Osnabrück vor Ort sind“, sagt er. Für den Kreis Osnabrück-Land hatte Spielleiter Lars Haucap zuletzt ein Stimmungsbild eingeholt, das sich mit Schmidts Eindruck deckt: „Pro Abbruch war klar die Mehrheit“, berichtet Bernd Kettmann als Kreisvorsitzender.

Auch in einer Umfrage des NOZ-Amateurfußballportals „FuPa Weser-Ems“ mit über 1000 Teilnehmern sprach sich nur jeder Fünfte dafür aus, zu versuchen, die Saison bis Ende Juli sportlich zu beenden. Der NFV verfolgte mit der Saisonverlängerung bis zum 21. Juli zuerst diese Idee, rückte aber nun auch wegen der aktuellen Inzidenz-Entwicklungen davon ab. Die Verbände in Schleswig-Holstein, Hamburg und Sachsen-Anhalt haben schon den Saisonabbruch beschlossen.

Als Argument gegen ein knallhartes Durchziehen der vielen verbleibenden Spiele in kurzer Zeit nennt Physiotherapeut Tobias Michels die bereits lange Corona-Pause für die Fußballer. „Daraus folgt Detraining, das Gegenteil von Training. Sie erleiden Verluste von Ressourcen wie Kraft, Geschwindigkeit, Mobilität, Flexibilität und Ausdauer. So erhöht sich das Verletzungsrisiko“, sagt der U-19-Trainer von Viktoria GMHütte (Niedersachsenliga).

Angesichts von Inzidenzwerten über 100 ist derzeit in der Region kein Fußballtraining in der Gruppe erlaubt – auch nicht für den Nachwuchs, der in der zwischenzeitlichen Lockerungsphase kurz üben durfte. Schmidt und Kettmann hoffen auf Besserung in dieser Frage, wenn mehr Corona-Tests verfügbar sind und die Politik auch für Freiluftsport Räume schafft. „Das Wichtigste ist, dass wir Kinder und Jugendliche zurück auf die Plätze kriegen“, sagt Kettmann. Sollten diese für den Schulbesuch negativ getestet sein, spräche nichts gegen ein auf den Unterricht folgendes Fußballtraining im Verein. „Ich glaube, dass wir vom Verband und unsere Vereine sicher bereit wären, hier mit den Schulen zusammenzuarbeiten“, sagt Kettmann.

Zum Thema: In seinem Kommentar schreibt NOZ-Reporter Benjamin Kraus, dass der Abbruch richtig ist und nun die Basis gerettet werden muss.

Aufrufe: 025.3.2021, 08:41 Uhr
Benjamin Kraus / NOZ SportAutor