2024-06-04T08:56:08.599Z

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Die Fußballer des TuS Eiche Bargstedt jubeln: Sie spielen in der kommenden Saison erstmals in der Vereinsgeschichte in der Bezirksliga.
Die Fußballer des TuS Eiche Bargstedt jubeln: Sie spielen in der kommenden Saison erstmals in der Vereinsgeschichte in der Bezirksliga. – Foto: Marcus Lütje

Keine Absteiger: Amateurfußball-Saison offiziell abgebrochen

Reaktionen und vieles mehr | Kreispokal wird in kommender Saison beendet

LANDKREIS STADE. Der Niedersächsische Fußballverband (NFV) hat die Saison in den Amateurfußball-Ligen nun auch offiziell abgebrochen.

Die Delegierten, der Kreis Stade hatte sechs Stimmen, votierten damit für den Antrag der NFV-Spitze. Die Abschlusstabellen werden demnach nach der Quotientenregelung erstellt. Es wird Aufsteiger aber keine Absteiger geben. Auch die Mannschaften, die auf einem Relegationsplatz stehen, werden aufsteigen.

„Das ist eine ausgezeichnete Entscheidung“, sagt der Stader Kreisvorsitzende Ulrich Mayntz. Die Entscheidung sei schließlich die Meinung der Basis und mit überwältigender Mehrheit zustande gekommen.

Erstmals fand der Verbandstag im digitalen Raum statt. Knapp 300 der 324 Delegierten waren online dabei. NFV-Präsident Günter Distelrath bezeichnete den Verbandstag im Vorfeld als ein „historisches Ereignis in der Geschichte des niedersächsischen Fußballs“. Der außerordentliche Verbandstag musste einberufen werden, weil die Auswirkungen durch die Corona-Pandemie auf den Fußball in der Satzung nicht geregelt sind und die Satzung von den Delegierten entsprechend geändert werden musste.

91,1 Prozent stimmen dafür
Nach nur 82 Minuten war alles entschieden. Von 291 abgegebenen Stimmen entfielen 265 (91,1 Prozent) auf den Antrag, den der NFV-Verbandsvorstand eingereicht hatte. Drei Delegierte enthielten sich, 23 stimmten dagegen. Die Quotientenregelung greift bei den Tabellenständen am 12. März 2020, dem Tag, als die Saison 2019/20 vom NFV-Verbandsvorstand zunächst bis zum 23. März, dann bis zum 19. April und schließlich bis auf Weiteres unterbrochen wurde, schreibt der NFV in einer Pressemitteilung.

Der Beschluss bedeutet, dass die Pflichtspiele in den Ligen abgesetzt werden. Nicht betroffen ist der Bezirks-Pokalwettbewerb. Den Bezirkspokal Lüneburg spielten am Sonntag vier Mannschaften im Elfmeterschießen aus. Landesligist TuS Harsefeld traf in Melbeck bei Lüneburg im Halbfinale auf den Bezirksligisten MTV Soltau, Landesligist SV Ahlerstedt/Ottendorf auf Ligarivalen Treubund Lüneburg. A/O gewann das Finale gegen Soltau.

Kreispokal wird in kommender Saison beendet
Beim Stader Kreispokal verhält es sich anders. Dieser Wettbewerb wird in der kommenden Saison zu Ende gespielt. Das hat der Spielausschuss entschieden, bestätigt der Spielausschussvorsitzende Helmut Willuhn. In der Saison 2020/21 treffen die vier Teams aufeinander, die es in der Saison 2019/20 bis ins Halbfinale geschafft haben. Das sind der TSV Wiepenkathen II, Ahlerstedt/Ottendorf II, TuS Harsefeld II und der Schwinger SC. Der Schwinger SC wäre als einzige erste Mannschaft aus dieser Runde für den Bezirkspokal-Wettbewerb 2020/21 qualifiziert. Der Stader Spielausschuss hat sich bewusst gegen eine Finalrunde im Elfmeterschießen entschieden.

Der FC Dynamo Lüneburg beantragte die Annullierung des Spieljahrs. Mit 275 Stimmen (94,8 Prozent) sprachen sich die Delegierten eindeutig dagegen aus. Der VfB Rot-Weiß 04 Braunschweig und der SV Wilhelmshaven beantragten, dass neben den Regelaufsteigern auch der aktuelle Zweite (auch wenn keine Relegation vorgesehen ist) aufsteigen soll, scheiterten aber. Der MTV Treubund Lüneburg wollte, dass auch der Erste der Hinrunde aufsteigt, wenn er nicht durch die Quotientenregelung aufsteigen kann. Auch das wurde abgelehnt. Der SSV Kästorf schlug vor, die Quotientenregelung nur für die Hinrunde anzuwenden, bekam aber keine Mehrheit.

Größere Staffeln auf Bezirksebene
In den nächsten Wochen werden die Spielleiter die Ligen zusammenstellen. Vor allem auf Bezirksebene wird es zu größeren Staffeln kommen.

NFV-Präsident Günter Distelrath stellte noch einmal heraus, „dass wir in einer noch nie dagewesenen Ausnahmesituation alle gemeinsam überlegen mussten, wie wir zu belastbaren und nach Möglichkeit nicht angreifbaren Ergebnissen im Umgang mit der Saison 2019/20 kommen, die den Vereinen zugleich eine gewisse Planungssicherheit bietet. Und dies vor dem Hintergrund, dass natürlich die politischen und behördlichen Anordnungen jederzeit zu beachten sind.“ Dass es keine allumfassende Patentlösung gebe, die alle Vereine jubeln lässt, sei allen klar gewesen. Die zurückliegende Zeit bezeichnete er als „einen Weg, der mit unzähligen Herausforderungen gepflastert war und allen, die sich im und für den Fußball engagieren, viel abverlangt hat.“

Die Fragen aller Fragen, wann wieder unter normalen Bedingungen Fußball gespielt werden kann, konnte beim außerordentlichen Verbandstag natürlich noch niemand beantworten, schreibt der NFV in der Pressemitteilung. Günter Distelrath: „Ich bin wirklich guten Mutes, dass die Monate der Ungewissheit bald enden werden und wir Fußball nicht nur im Training, sondern auch wieder unter Wettkampfbedingungen spielen können.“

Übertragung beim Fußball unwahrscheinlich
In diesem Zusammenhang verwies der NFV-Präsident auf Studien aus den Niederlanden und der Schweiz, die belegen, dass beim Fußballspielen im Freien eine Übertragung des Coronavirus relativ unwahrscheinlich sei. Unterfüttert würden diese Aussagen durch Erhebungen zur Kontakthäufigkeit bei einem Fußballspiel unter freiem Himmel.

Distelrath: „Untersuchungen weisen darauf hin, dass Fußball, anders als Boxen oder Ringen zum Beispiel, keine Kontaktsportart im Sinne langanhaltender, statischer Ganzkörperkontakte mit hohem Infektionsrisiko ist. Vielmehr ist Fußball eine Sportart mit Kontakt über wenige Sekunden mit geringer Kontaktfläche. Vor diesem Hintergrund scheint es vertretbar, die Einschränkungen des Fußballspielens im Freien komplett aufzuheben.“


Die Mehrheit der Vereine „lebt gut“ mit der Lösung
Als der NFV vor einigen Wochen seine Wunschvariante – Saisonabbruch mit Aufsteigern nach Quotientenregelung und ohne Absteiger – kommunizierte, konnten sich die meisten Fußballverantwortlichen aus dem Landkreis mit dieser Lösung anfreunden. Alexander Martens, Sportdirektor des Landesligisten TuS Harsefeld, hatte diese Lösung von Anfang an erwünscht.

Besonders erleichtert zeigten sich natürlich auch die Trainer Hartmut Mattfeldt und Daniel Schröder, die als Tabellenführer ihrer Bezirksligen eine Annullierung befürchteten. Nun steigen der ASC Cranz-Estebrügge und der TSV Elstorf in die Landesliga auf. Björn Stobbe, Trainer des Zweitplatzierten TSV Apensen, sagte, dass „er mit dieser Lösung gut leben kann“. So war der allgemeine Tenor, wobei es natürlich auch einzelne Kritiker und Skeptiker gab.


Meinungsbild bestätigt sich
Nun, wo der Saisonabbruch offiziell bestätigt ist, bestätigt sich auch das zuvor gezeichnete Meinungsbild. Marcus Böckmann, Trainer des TuS Eiche Bargstedt, freut sich nun auf „ein totales Abenteuer“. Bargstedt ist als Tabellenführer der Kreisliga aufgestiegen. „Der Verein war noch nie in der Bezirksliga“, sagt Böckmann, „das ist geil für uns“. Eine Annullierung wäre „ganz bitter“ gewesen.

Die zweite Mannschaft der VSV Hedendorf/Neukloster steigt als Zweiter ebenso auf. Nach der Quotientenregelung haben sich die Hedendorfer knapp gegen den FSV Bliedersdorf/Nottensdorf durchgesetzt. FSV-Trainer Uwe Duchow sagte schon vor Wochen, dass er nicht traurig sei deshalb, die Mannschaft sei nach der Fusion noch nicht bereit für die Bezirksliga.

„Alles andere als diese Lösung macht keinen Sinn“
Jan Samland, Trainer des MTV Himmelpforten, der als Tabellen-13. gegen den Abstieg in der Kreisliga spielte, sagt: „Alles andere als diese Lösung macht keinen Sinn.“ Bei der Umfrage an der Basis habe der MTV für die jetzige Variante gestimmt. „Ich habe erwartet, dass es so auch kommt“, sagt Samland, „das ist letztlich die fairste Lösung für alle.“

Matthias Witt, Obmann der SG Freiburg/Oederquart, kann mit dieser Lösung „gut leben“. Grundsätzlich sei es immer besser, eine Saison zu Ende zu spielen, das sei unter den Bedingungen aber ja nicht möglich. „Warten wir mal ab, wann es wieder losgeht.“

Auch kritische Stimmen
In der Bezirksliga Lüneburg 4 ginge die neue Saison mit 19 statt 16 Mannschaften los. Das wird wie in allen aufgeblähten Ligen eine Herausforderung. Robert Kneller, Obmann des FC Mulsum/Kutenholz, sagt dennoch, dass er die jetzige Lösung am besten findet. „Für uns ist es jedes Jahr eine Herausforderung in der Bezirksliga und wir wissen, was wir zu tun haben, auch wenn es mehr Absteiger geben sollte.“ Der FC Mulsum/Kutenholz habe zudem auch profitiert: Die zweite Mannschaft ist jetzt als Zweitplatzierte der Kreisklasse in die Kreisliga aufgestiegen, genauso wie Tabellenführer SV Ottensen.

Unter der großen Mehrheit gibt es aber auch kritische Stimmen. Bastian Augustin beispielsweise findet die Lösung „sehr unglücklich“. Der Trainer des VfL Horneburg fragt, ob es sinnvoll sei ohne Absteiger. „Auch wenn es uns getroffen hätte.“ Er fragt sich, wie die aufgeblähten Ligen spielen sollen.

Aufrufe: 029.6.2020, 11:00 Uhr
TAGEBLATTAutor