2024-04-29T14:34:45.518Z

Interview
Ewald Nagel (66) hat nach nur wenigen Monaten als Trainer des TSV Marktoberdorf, Letzter der Bezirksliga, das Handtuch geworfen.  Foto: Andreas Filke
Ewald Nagel (66) hat nach nur wenigen Monaten als Trainer des TSV Marktoberdorf, Letzter der Bezirksliga, das Handtuch geworfen. Foto: Andreas Filke

Kein Rückblick im Zorn

Marktoberdorfs Trainer Ewald Nagel legt Amt nieder

Mit sofortiger Wirkung hat der Trainer sein Amt zur Verfügung gestellt. Damit reagierte er auch auf die Talfahrt seiner Mannschaft, die in wesentlichen Teilen mit Neuzugängen besetzt ist. Berufliche Vorgaben verhinderten bei vielen neuen Spielern ein regelmäßiges Training. Deshalb war es für Trainer Nagel nie möglich, zum Training den kompletten Kader zur Verfügung zu haben, was bei der neu formierten Mannschaft dringend erforderlich gewesen wäre. „Der Vorstand bedauert sein Ausscheiden“, hieß es seitens des TSV.
Zum Ende vergangener Saison haben zwölf Spieler den Kader des TSV verlassen. War Ihnen da schon bewusst, was wirklich auf Sie zukommt?

Nagel: Der Knackpunkt war, dass der Vorstand nicht so viele Spieler hat rekrutieren können wie nötig gewesen wären. Aber da kann ich dem Vorstand überhaupt keinen Vorwurf machen. Wir kennen uns über viele Jahre und hatten immer einen super Kontakt.

Kritik haben sie aber häufig wegen der mangelhaften Trainingsbeteiligung geäußert.

Nagel: Die schwierige Situation begann schon nach dem ersten Spieltag, als gute Spieler in den Urlaub fuhren. Ich sehe ja ein, dass sie den brauchen. Aber dadurch mussten wir fünf Spiele ohne die Top Fünf bestreiten. Die Mannschaft an sich war willig, ohne Zweifel.

Auch in den vergangenen Wochen?

Nagel: Urlaub, Studium und Arbeit sorgen immer für Ausfälle. Aber hier haben sie größere Ausmaße angenommen. Außerdem hatte ich den Eindruck, dass für manche Spieler der Fußball nicht die Nummer eins ist, während sich andere wiederum vorbildlich einsetzen.

Das klingt nach Frust.

Nagel: Ich bin von viel Leidenschaft geprägt, aber wenn zu wenig zurückkommt, frage ich mich, ob ich mir das in meinem Alter noch antun muss. Es tut schon weh, wenn man sieht, wie einfach alles wegschwimmt.

Dann haben Sie Ihr Amt nicht wegen des sportlichen Misserfolgs abgegeben?

Nagel: Damit muss ich leben. Ich bin ja schon zweimal abgestiegen, andererseits auch sechsmal aufgestiegen. Das gehört zum Geschäft. Wir haben trotz der personellen Probleme nicht immer schlecht gespielt. Es war klar, dass wir eher hinten spielen werden, aber zwölf Punkte hätten schon herausspringen müssen und nicht, wie jetzt, nur vier.

Vorerst übernimmt Ihr Co-Trainer Nejmi Yazici die Geschäfte.

Nagel: Seit Juli habe ich 35 Einheiten mit ihm gestaltet. Er ist ein super Trainer. Ich wünsche ihm eine glückliche Hand.

Was werden Sie jetzt machen?

Nagel: Für mich war es die letzte Station als Trainer. Ich kann mich jetzt auf meine Hobbies konzentrieren: Tennis und Ski fahren. Und meine Frau freut sich bestimmt auch, obwohl ich als Rentner ohnehin schon mehr Zeit hatte. Deshalb konnte ich ja auch das Amt beim TSV Marktoberdorf übernehmen. Jedenfalls ist es für mich auf keinen Fall ein Rückblick im Zorn.
Aufrufe: 011.10.2013, 18:34 Uhr
Marktoberdorfer Zeitung / Andreas FilkeAutor