2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
Manfred Reumann zählte über Jahre zu den besten Verteidigern in Niederbayern.
Manfred Reumann zählte über Jahre zu den besten Verteidigern in Niederbayern.

"Kannibale" Ketterl, Trauzeuge "Pelé" und Duelle mit Klaus Fischer

Meine Top-11: Der ehemalige Drittligaverteidiger Manfred Reumann stellt bei FuPa eine prominente Auswahl zusammen

Im Laufe einer langen Fußballerkarriere trifft man den einen oder anderen besonderen Menschen, mit dem man gemeinsam auf dem Platz um Punkte kämpft. Wir lassen in der FuPa-Serie "Meine Top-Elf" Spieler zu Wort kommen, die elf Akteure vorstellen, die bei ihnen nachhaltig Eindruck hinterlassen haben - egal ob sportlich oder gesellschaftlich. Heute: der ehemalige Drittligaverteidiger des ruhmreichen TSV Straubing, Manfred Reumann (54).

Tor:
Heribert Ketterl (Trainer SpVgg Hankofen): "Torleute gäbe es viele, die ich aufstellen könnte. Von Uli Karmann bis Gerry Huber, Rainer Gabler und eben Heribert Ketterl. Da ich neben Rainer bis zum heutigen Tag auch mit Heri immer noch Kontakt habe, würde ich ihm in meiner Aufstellung den Vorzug geben. Er war ehrgeizig bis in die Haarspitzen und bei einem Gegentor hätte er uns am liebsten alle aufgefressen. Legendär ist immer noch, wenn er so manche Traineransprachen aus der Vergangenheit in deren Sprache vorträgt. Auch Gerry Huber konnte selbiges in Perfektion."


Abwehr:
Gerolf Weinzierl (früher u. a. TSV Straubing): "Früher spielte ja man noch mit Libero. Gerolf verkörperte diese Position als einer der Besten. Als langjähriger Bayernligaspieler hatte er enorme Erfahrung, war kopfballstark und im Zweikampf selten zu überwinden. Als Kapitän zog er die Fäden in der Mannschaft und führte das Team so wie es ein Kapitän machen muss. Sein Sohn Markus war als kleiner Spross bei vielen Spielen seines Vaters vor Ort und entzückte in der Halbzeitpause die Zuschauer mit seinem Können."


Manfred Reumann (Trainer TSV Oberschneiding, früher u. a. TSV Straubing, SpVgg Plattling): "Zu meinen absoluten Stärken zählte der Kopfball und der Zweikampf. Das war mir in die Wiege gelegt worden von meinem Vater, der auch zu früherer Zeit als Fußballer beim TSV Straubing spielte und selbige Stärken hatte. Keine Angst vor niemandem, egal ob ein herauslaufender Torwart oder Nationalspieler. So auch als wir in der 2. Hauptrunde des DFB-Pokals im August 1993 gegen Borussia Mönchengladbach gespielt haben und Holger Fach bei Ecken mein Gegenspieler war. Heiko Herrlich, Martin Max, Jörg Criens, Martin Dahlin, Christian Hochstätter, Jörg Neun oder Uwe Kamps sind nur einige, die an diesem Tag beim Gegner auf dem Platz standen. Das Spiel ging vor ca. 5000 Zuschauern mit 0:3 verloren und bleibt unvergessen. Legendär bleibt auch in Erinnerung das Spiel gegen den VfL Bochum mit meinem Gegenspieler Klaus Fischer. Rückblickend war es eine überragende Zeit mit vielen tollen Fußballern, Trainern und Spielertypen."

Als beinharter Verteidiger machte sich Manfred Reumann in den 80er und 90er Jahren einen guten Namen.
Als beinharter Verteidiger machte sich Manfred Reumann in den 80er und 90er Jahren einen guten Namen.



Thomas Linzmeier (früher u. a. Spvgg. Plattling, SpVgg Landshut): "Der Fels in der Brandung aufgrund seiner Körpergröße. Kopfballstark, harter Gegenspieler, egal ob im Training oder Spiel. Immer wenn wir einen neuen Stürmer zum Probetraining da hatten, musste der Neuankömmling gegen Thomas ran und sich beweisen, ob er für den Trainer in Frage kommt. Da krachte es an allen Ecken und Enden und Tom schenkte keinem etwas. Enorm unangenehmer Spieler, aber nach dem Spiel bei Festen eine unverzichtbare Größe. Schaffte es später ins Profigeschäft und war im Trainerteam von Markus Weinzierl tätig. Zuletzt habe ich ihn vor längerer Zeit auf Schalke nach einem Bundesligaspiel getroffen und wir haben über alte Zeiten geplaudert."


Mittelfeld:
Carsten Weiss (u. a. 1. FC Schweinfurt 05): "Mit ihm habe ich viele Jahre in der Bayerischen Polizeiauswahl gespielt. Ein Rennpferd auf der linken Seite, technisch beschlagen, zweikampfstark und unermüdlich. Da wir früher noch mit Libero spielten, waren die Außenbahnen immer auf sich alleine gestellt und rannten die Bahnen rauf und runter. Spielte früher unter dem späteren Löwen-Trainer Werner Lorant und erzählte uns über dessen Trainingseinheiten. Da rührte sich was und eigentlich dachten wir schon, dass wir in der Bayernliga viel trainieren. Aber das war mit seinen Erzählungen nicht vergleichbar. War ein klasse Typ, auch wenn er Unterfranke war und immer einer der letzten beim Feiern (mit mir natürlich)." (lacht)

Werner Pfeuffer (Trainer 1. FV Uffenheim, früher u. a. TSV Vestenbergsgreuth): "Ein Ausnahmefußballer im Mittelfeld. Als Polizist hatte er damals ein Angebot vom Hamburger SV. Doch zur damaligen Zeit war es nicht möglich, sich als Polizist vorübergehend freistellen zu lassen, sodass er diese Möglichkeit ablehnen musste. Technisch versiert, torgefährlich und unermüdlich war er bei uns in der Bayerischen Polizeiauswahl unersetzbar. Er war auch ein unverzichtbarer Spieler der deutschen Polizeinationalmannschaft und soweit ich das noch weiß, wurde er auch Europameister. Unsere Wege kreuzten sich ab und zu auch noch in der Liga, wobei er immer sagte, dass Spiele gegen die niederbayerischen Mannschaften für ihn immer mit Härte verbunden waren. Somit haben auch wir einen guten Eindruck hinterlassen. 1994 hat er mit seinem damaligen Team den FC Bayern München mit einem 1:0-Sieg aus dem DFB-Pokal geworfen."

Manfred Köglmeier (früher u. a. SpVgg Plattling, SpVgg Mariaposching): "Ein Arbeitstier, den sich jeder Trainer im Mittelfeld nur wünschen kann. Ich würde ihn mal mit einer Maschine vergleichen. Das Spiel beginnt: Manfred mit Knopfdruck einschalten; der Schiedsrichter pfeift ab: Mane mit Knopfdruck wieder ausschalten. Er läuft und läuft und läuft. Unglaublich und unvorstellbar. Während einer Laufeinheit im Training konnte es schon vorkommen, dass er dich dreimal überholt hat. So ist es mir zumindest gegangen. Auch bis heute höre ich noch von ihm und es wird erzählt, dass er immer noch läuft und läuft und läuft..." (schmunzelt)

Helmut "Pelé" Schreiber (früher u. a. TSV Straubing, SpVgg Plattling): "Sein Spitzname war "Pelé". Warum? Ganz einfach: braun gebrannt, lockiges und dunkles Haar, südländischer Typ und technisch beschlagen wie ein Brasilianer. Er war auch mein Trauzeuge, als ich 1990 meine Frau geheiratet habe. Die Hochzeit fand natürlich an einem spielfreien Samstag statt. Das war damals so üblich, dass der Fußball an oberster Stelle stand und man sein Leben danach ausgerichtet hat."




Josef Gsödl (Trainer SV-DJK Karlsbach, früher u. a. SpVgg Unterhaching, SpVgg Plattling): "Sepp kam damals von der SpVgg Unterhaching nach Plattling. Langes Haar, pfeilschnell und technisch beschlagen mit bayrischem Slang. Mit seinem Freund Thomas Boxleitner hatte er eine Fahrgemeinschaft aus dem Bayerischen Wald nach Plattling. Sepp auf der Außenbahn, sein Freund Thomas als Mittelstürmer - das war eine grandiose Verbindung für einen Angriff. Nicht nur fußballerisch, sondern auch privat."

Sturm:
Thomas Boxleitner (Trainer Union Julbach, früher u. a. SpVgg Plattling, 1. FC Passau): "Tom war ein Phänomen als Mittelstürmer. Er konnte einfach jeden Ball für sich verwerten. Im Kopfball vor dem Tor enorm gefährlich. Im Zweikampf mit seinem Verteidiger gab es kein zurück. Im Trainingsspiel hatte er meist Thomas Linzmeier als Gegenspieler, der auch keine Gnade kannte und den "Boxi" als Feind auserwählt hatte. Da krachte es manchmal nicht nur körperlich, sondern auch verbal mit den schönsten Worten der deutschen Sprache. Danach war natürlich wieder alles vergessen. Legendär und unvergessen sind natürlich seine drei Tore in der 1. Hauptrunde des DFB-Pokals 1993 gegen Mainz 05, das wir mit 4:3 gewonnen und den Zweitligisten somit aus dem Pokal geschossen haben. Jürgen Klopp war da noch als Spieler bei Mainz, doch dieser Pokalniederschlag hat seiner Karriere kaum geschadet, wie man heute sieht."


Jochen Weigl (früher u. a. Spvgg. Plattling, 1. FC Nürnberg, SpVgg Greuther Fürth): "Jochen war ein pfeilschneller Stürmer. Ich würde mal sagen, dass ich mit noch keinem schnelleren Fußballspieler zusammengespielt habe. Er war für uns in Plattling nicht ersetzbar. Einfach einen weiten Ball zum Jochen und ab ging es. Er war dann kaum mehr aufzuhalten. Noch dazu technisch beschlagen, sodass er sich meist leichtfüßig gegen seine Gegenspieler durchsetzen konnte. Sein Talent damals als junger Spieler war schon deutlich zu sehen, sodass es nicht verwunderlich war, dass sein Weg weiter nach oben ging. Als Profi hatte er anschließend einige Stationen. Leider wohnt er nicht mehr in Niederbayern, sodass wir nur noch auf Facebook befreundet sind."

Trainer:
Alfred Kohlhäufl (u. a. Borussia Dortmund, Jahn Regensburg, TSV 1860 München):
"Alfred habe ich beim TSV Straubing und bei der SpVgg Plattling in der Bayern- und Landesliga erlebt. Im Training spielte er gelegentlich beim Fünf gegen Zwei mit und egal wie man ihn anspielte, konnte er sich immer spielerisch aus dieser misslichen Lage befreien. Manchmal hatte er nicht einmal Fußballschuhe an und zeigte sein Können auch noch mit Gummistiefeln. Enorme Laufarbeit, Kraft und der geliebte Medizinball bleiben unvergessen. So musste ich auch des Öfteren in meinen Freischichten als Polizeibeamter Einzeltraining mit ihm im Kraftraum verrichten, da ich beruflich viel auswärts tätig war und an einem geregelten Trainingsbetrieb weniger teilnehmen konnte. Aber er hat mir immer das Vertrauen als Spieler in der Startelf geschenkt. Unvergessen bleiben auch die Straftrainings am Tag nach verlorenen Spielen, die es in sich hatten und ausschließlich mit Laufarbeit ohne Ball verbunden waren. So auch seine Ausdauerläufe, bei denen er mit dem Fahrrad voranfuhr und mit Geschwindigkeitsmesser das Tempo kontrollierte, wobei so manche Wegstrecke durch "versehentliches" Vergessen verlängert wurde. Ein Trainer, der immer in Erinnerung bleibt und mich auch als "alter Hase" bei den "Brüder Straubinger" begleitete."


Zur Person:
Manfred Reumann begann 1972 im Alter von sechs Jahren in der Bambino-Mannschaft des Post SV Straubing unter Trainer Fritz Roßbund, wo er bis zur B-Jugend aktiv war und in dieser Zeit auch in diverse Jugendauswahlmannschaften berufen wurde. 1982 erfolgte der Wechsel in die A-Jugend des TSV-Straubing, mit dem er in den beiden Folgejahren niederbayerischer Jugendmeister wurde und den Aufstieg in die A-Jugend Bayernliga Süd feierte.

Anschließend rückte er in den Seniorenbereich der Gäubodenstädter auf, die zu dieser Zeit in der damals viertklassigen Landesliga spielten. Auf Anhieb erkämpfte sich Reumann einen Stammplatz als Innenverteidiger und erlebte am Peterswöhrd diverse Auf- und Abstiege. Nach einem zweijährigen Intermezzo bei der SpVgg Plattling, mit der er den Sprung von der Landesliga in die Bayernliga schaffte, kehrte er 1995 zurück zum TSV Straubing.

2001 trat er beim FC Wallersdorf in der damaligen Bezirksoberliga seine erste Station als Spielertrainer an, ehe er beim TSV Bogen nochmal für zwei Jahre als Spieler aktiv war. Weitere Stationen seiner Karriere waren der SV Feldkirchen, Grasshoppers Straubing sowie der TSV Oberschneiding, bei dem er von 2009 bis 2011 auch als Spielertrainer fungierte. Danach verabschiedete sich der Polizist von der Fußballbühne, ehe er 2019 wieder beim TSV Oberschneiding in der A-Klasse Straubing als Übungsleiter anheuerte.

Zudem machte sich Manfred Reumann als Kapitän der Niederbayernauswahl einen Namen und kickte darüber hinaus knapp zehn Jahre lang in der Bayerischen Polizeiauswahl, mit der er 1988 Deutscher Polizeimeister wurde.

Heute fungiert Manfred Reumann als Coach beim Straubinger A-Klassisten TSV Oberschneiding.
Heute fungiert Manfred Reumann als Coach beim Straubinger A-Klassisten TSV Oberschneiding.

Aufrufe: 014.3.2021, 11:00 Uhr
Tobias WittenzellnerAutor