Jedes Spiel beginnt bei 0:0, entscheidend ist auf dem Platz, abgerechnet wird zum Schluss: Im Abstiegskampf werden selbst abgedroschene Phrasen zu rhetorischen Rettungsankern. Das gilt auch für den Tabellenletzten SSV Jahn. Offen ist indes, ob dem Regensburger Fußball-Drittligisten dieses verbale Rüstzeug an diesem Samstag (14 Uhr) in der Auswärtspartie beim siebtplatzierten FC Energie Cottbus besonders helfen wird.
Die Spielstätte der Lausitzer heißt zwar ,,Stadion der Freundschaft", doch spielt es sich dort, wenn es um wichtige Punkte geht, eher heftig als freundschaftlich ab. Deshalb muss die Truppe von Christian Brand nicht nur eine starke Leistung zeigen, sondern auch immense Nervenstärke beweisen, um etwas Zählbares mitzunehmen. Er habe einen Plan, wie das gelingen könnte, sagt der Jahn-Trainer: ,,Wir müssen mutig nach vorne spielen und etwas riskieren." Gefragt ist aber auch volle Konzentration in der Abwehr, deren Verhalten bei Standardsituationen Brand missfallen hat. ,,Sämtliche drei Gegentore kassierten wir zuletzt durch Standards. Da müssen wir uns verbessern", fordert der 42-Jährige.
Das ist schön, denn nun hofft fast ganz Fußball-Regensburg, dass die Rot-Weißen just jenen Schwung ins Spiel in Cottbus mitnehmen können. Gegen ein Team, das Brand zufolge mit viel Wucht agiert, kampfstark ist und auch gute Einzelspieler hat. Gleichwohl will der Jahn-Coach den Gegner ,,nicht stärker machen". Fußball sei eine Momentaufnahme, so der Ex-Bundesligaprofi. Angesprochen auf das Restprogramm - sieben Heim- und sechs Auswärtsspiele, darunter noch gegen die ersten Drei in der Tabelle - reagiert Brand etwas gereizt. Denn er will partout keine Hochrechnungen anstellen. Von Partie zu Partie denken, Begegnung für Begegnung abarbeiten, so will er die 13 noch ausstehenden Spiele angehen. Trotz dreier Spiele hintereinander ohne Niederlage und der Tatsache, dass man nicht mehr ganz so abgeschlagen am Tabellenende steht, gebe es keinen Grund euphorisch zu sein, meint der Jahn-Trainer. ,,Die Lage ist immer noch sehr, sehr bedrohlich." Mit einem Sieg könnte sein Team indes die extreme Drucksituation etwas abmildern.
Trotzdem lief der Kampf um die 18 Plätze im Kader auf Hochtouren. Für Trettenbach könnte Stani Herzel, der laut Brand sehr gut trainiert hat, in die Viererkette rücken. Eine weitere Alternative wäre Uwe Hesse. Für die Offensive bietet sich Aykut Öztürk an, für das defensive Mittelfeld Thomas Kurz, der seine Gelbsperre verbüßt hat. Und besonders wichtig ist für die Jahn-Macher dass auch Marvin Knoll wieder dabei sein kann.
Die neu entfachte Zuneigung der Fans wird den Jahn auch nach Cottbus begleiten. ,,Wir rechnen mit vielen Fans, die dorthin fahren", sagt Pressesprecher Till Müller. ,,Das ist fantastisch", meint Trainer Brand: ,,Die Mannschaft registriert so eine Art Aufbruchsstimmung beim Jahn."