2024-06-14T14:12:32.331Z

FuPa Portrait
– Foto: Thorsten Zelinski

Jacky Manteas: "Das war die beste Entscheidung meines Lebens!"

Die Abwehrspielerin vom FSV Gütersloh verbrachte fünf Jahre auf einem College in den USA. Jetzt ist die 25-Jährige wieder in Deutschland und berichtet vom US-Fußball, einem Besuch von Barack Obama, Alligatoren auf dem Speiseplan und vielem mehr.

Wer hat nicht auch einmal davon geträumt, seine Leidenschaft für den Sport und die Universität professionell unter einen Hut zu bringen? Genau das bieten die Universitäten in den Staaten an. Sie locken damit viele junge deutsche Fußballerinnen mit einem Stipendium an. Vom FSV Gütersloh haben schon einige Spielerinnen den Sprung nach Übersee gemeistert - wie zum Beispiel Jacqueline Manteas. Die 25-Jährige schloss sich 2015 der Florida International University in Miami an und konnte unter professionellen Bedingungen sowohl Fußballspielen als auch ihren Bachelor-Abschluss ablegen. Im Master entschied sie sich für einen Uniwechsel und lief für die University of Southern Mississippi auf.

„Als Fußballerin in Amerika zu studieren, bringt ziemlich viele Vorteile mit sich“, sagt Manteas: „Zum einen lernt man eine neue Kultur kennen. Man erweitert seinen Horizont, ist wesentlich selbstständiger und schließt Freundschaften fürs Leben. Zum anderen kann man den Sport mit dem Studium wunderbar miteinander verknüpfen.“

Hinter diesem Austausch-Programm stecken verschiedene Agenturen, die deutsche Mädels an die US-Colleges vermitteln. Es gibt so genannte „Showcase“ (deutsche Sichtungslehrgänge), bei denen die Trainer aus den jeweiligen Universitäten nach Deutschland kommen und die potenziellen Neuzugänge sichten, die für ihre Uni spielen könnten. „Am Ende hatte ich 20 Anfragen von Universitäten, die alle ihr Interesse bekundet haben. Je nach Ort konnte ich mir dann die Hochschule aussuchen“, erzählt die Abwehrspielerin.

Der Trainer der Collegemannschaft entscheidet am Ende, ob die jeweiligen Spielerinnen ein Vollstipendium erhalten oder ob nur ein Teil der Uni-Kosten übernommen wird. „Es ist wie eine Vertragsverhandlung, über die man im Einzelnen genau diskutieren muss, aber nicht mit seinen Sportlerkollegen darüber reden sollte, da viel verglichen wird und es auch für Neid und Missgunst sorgen kann. Ich hatte ein Vollstipendium erhalten, was nicht immer selbstverständlich ist. Die Studiengebühren, Unterkunft, Verpflegung und Bücher wurden übernommen, für die Freizeitaktivitäten mussten meine Eltern aufkommen“, schildert Jacky Manteas.

Jacky Manteas durfte Deutsch-Nachhilfe gegeben

Für die internationalen Studenten gilt zudem eine Sondererlaubnis. Man darf auf dem Campus bis zu 20 Stunden arbeiten und sich so etwas Taschengeld dazu verdienen. Jacky Manteas durfte dort Deutsch-Nachhilfe geben.

Beim College-Fußball registrierte sie deutliche Unterschiede zur 2. Bundesliga in Deutschland. "Vor allem die Athletik", sagt Manteas: „Als ich nach fünf Jahren wieder das erste Spiel für den FSV bestritten habe, ist mir aufgefallen, dass es vom Tempo langsamer ist, aber taktisch viel mehr getan werden muss, während in den Staaten die Laufeinheiten primär im Vordergrund standen.“

In Amerika zu studieren, war mit Abstand "die beste Entscheidung meines Lebens". Diese würde Manteas jederzeit allen jungen Fußballerinnen, die die Möglichkeit haben, wärmstens empfehlen. Es sind Erfahrungen, die einen um Meilen vorwärtsbringen.

Barack Obama besucht die Universität

Abseits von Uni und Fußballplatz sammelte die 25-Jährige Eindrücke, die sie für ihr Leben behalten wird. "Ich habe dort gelebt, wo andere sonst Urlaub machen", sagt Manteas: "Mir hat der unbeschwerte Lifestyle sehr gefallen. Selbst nach all den Jahren habe ich mich noch wie eine Touristin gefühlt, weil es dort so viel zu sehen und zu erleben gibt." Dabei denkt sie an die ausgefallenen Restaurants, in denen man "Delikatessen" wie Alligator bekommt oder die neuesten Foodtrends probieren kann, die in Deutschland erst ein oder zwei Jahre später ankommen.

Jacky Manteas erlebte an ihrer Uni den Besuch des damals noch amtierenden Präsidenten Barack Obama. Wenn sie mal eine Auszeit brauchte, ist sie in die Florida Keys gefahren und mit einem Kajak durch die Mangroven gepaddelt oder in den Korallenriffen schnorcheln gegangen.

Auch Freunde fürs Leben fand sie in den zurückliegenden fünf Jahren. "Die sind mittlerweile auf der ganzen Welt verteilt, sodass ich auf fast jedem Kontinent jemanden kenne, den ich besuchen kann", sagt Manteas und lächelt. An Deutschland hat sie neben ihrer Familie besonders das Frühstück vermisst. Beides kann sie nun, nachdem sie wieder in die Heimat zurückgekehrt ist, in vollen Zügen genießen, wenn sie den Bagel gegen das Nutella-Brot tauscht.

Aufrufe: 017.8.2021, 06:00 Uhr
Sarah SalibaAutor