2024-06-12T11:40:35.807Z

Interview der Woche
In dieser Woche bei "Nachspielzeit": Jockel Weinz vom TSV Schott Mainz II.F: Ig0rZh - stock.adobe/Landgraf
In dieser Woche bei "Nachspielzeit": Jockel Weinz vom TSV Schott Mainz II.F: Ig0rZh - stock.adobe/Landgraf

"Im Job Geld verdienen und nicht als Bezirksligatrainer"

"Nachspielzeit" mit Jockel Weinz +++ Der Neu-Coach des TSV Schott Mainz II über seine neue Aufgabe, die Gerüchteküche und seine Verdienstaussichten als Fußballtrainer

MAINZ. Marcel Scheen hatte die Saison begonnen, dann kam Erstmannschaftskapitän Marco Senftleben – und nun hat Jockel Weinz als Chefcoach den TSV Schott Mainz II übernommen, weiterhin mit Scheen und Stefan Göttsching als Cotrainer. Ein erfahrener, mit dem hiesigen Amateurfußball bestens vertrauter A-Lizenz-Inhaber ist derzeit die perfekte Lösung für den in Abstiegsgefahr schlingernden Bezirksligisten – darin waren sich Senftleben und TSV-Manager Till Pleuger einig. Und Weinz war, wenige Wochen nach seiner Demission in Saulheim, direkt Feuer und Flamme für den Job beim Regionalliga-Unterbau, wie er im „Interview der Woche“ berichtet.

Jockel, das ging schnell. Wie kam's, dass Du jetzt bei Schott II einsteigst?

Ich habe Sascha Meeth (Trainer Erste, d.Red.) bei der Fortbildung zur A-Lizenz getroffen und hatte das Gefühl, ihm einfach mal gratulieren zu müssen. Ich habe seine Mannschaft mehrmals gesehen, habe sein Coaching beobachtet. Noch nie habe ich eine Mannschaft im Amateurbereich gesehen, die so gierig und so aggressiv und zugleich attraktiv Fußball spielen will. Was die in der Oberliga gespielt haben und jetzt in der Regionalliga abliefern, ist geil. Das muss am Trainer liegen. Wenn man die Gelegenheit bekommt, da mitzumachen, muss man sie nutzen.


Wie ist der Kontakt entstanden?

Mein Wunsch war, bei der Ersten reinzuschnuppern, vor allem wegen des Trainers. Ich kenne Marco Senftleben gut und habe ihn mal gefragt, ob das klappen könnte. Dann hat Marco wohl gemerkt, dass es zu viel wird, in der Ersten zu spielen und die Zweite zu coachen, gerade weil er jemand ist, der seine Aufgaben 100 Prozent ernst nimmt. Da er auch ein hübsches Mädel hat, soll er schauen, dass er nicht nur noch auf der Schott unterwegs ist. Also hat er mich ins Spiel gebracht. Marco, Sascha und ich haben einen Kaffee getrunken und recht schnell gemerkt, dass es passt. Dann ging es sehr schnell.

Was hat Dich besonders an der Aufgabe gereizt?

Etwas anderes hätte ich ganz sicher nicht angenommen, weil ich ein bisschen Abstand gesucht habe. Aber diese Gelegenheit hat mich dann doch zu sehr gereizt. Das Angebot kann man nicht ablehnen, wegen des Vereins und der Erfahrung, die man sammeln und auch einbringen kann. Logistisch ist das natürlich nicht ganz einfach, du musst um deinen Trainingsplatz kämpfen und bräuchtest bei all den Mannschaften eigentlich noch zwei weitere Plätze. Ich will dafür kämpfen, dass die zweite Mannschaft eine Bedeutung hat. Ich hoffe, dass man nach ein paar Wochen meine Handschrift sieht. Es ist ein interessanter Job. Den Talenten etwas vermitteln, die U19-Spieler eingliedern, ihnen etwas mitgeben. Und die Spieler aus der Ersten dürfen nicht das Gefühl haben, spielen zu müssen, sie müssen Bock drauf haben.

Du hattest schon einige Trainingseinheiten geleitet, ohne dass es überhaupt einen Vertrag gab oder über Geld gesprochen worden wäre. Das scheint Dir nicht so wichtig zu sein...

Ich habe gesagt, ich übernehme, also mache ich das. Ich nehme jede Einheit mit. Für mich ist ganz wichtig, dass ich die Vorbereitung durchziehen kann, um Einfluss zu nehmen und eine Haltung zum Ganzen zu entwickeln. Beim Rest ist mir klar, dass es läuft. Ab 50 muss es schon so sein, dass man im Job sein Geld verdient und nicht als Bezirksligatrainer.

Welchen Eindruck hast Du vom Kader und vom Potenzial der Truppe?

Es sind viele junge Spieler und sehr gute Talente dabei, die noch viel lernen müssen. Frage mich bitte nicht nach Namen, ich gebe denen allen erst mal Spitznamen, damit ich sie mir schneller merken kann. Es gilt, einige Karteileichen auszusortieren. Ich will Jungs, die eine Leidenschaft entwickeln und sich mit Schott in einem hohen Maße identifizieren. Meine Aufgabe ist, Spieler so gut auszubilden, dass Sascha irgendwann von ihnen begeistert ist.

Kannst Du Dir das Engagement auch längerfristig vorstellen?

Wenn Schott sagt, der Bursche macht einen guten Job, und im März oder April auf mich zukommt, dann kann man gern über die Perspektiven der Zweiten reden. Was will der Klub, was will er investieren für einen Aufstieg in die Landesliga, besonders an Bereitschaft und Energie? Mittelfristig sollte die Zweite eine Klasse höher spielen, dann kann man auch einen U19-Spieler eher binden und der Abstand zur Ersten ist nicht zu groß. Diesen Weg würde ich gern mitgehen.

Es wird nicht einfach, Struktur in den Kader zu bekommen. Denn üblicherweise wird die Zweite bei Schott stark genutzt, um Spielern aus der Ersten Spielpraxis zu verschaffen.

Das war in der Hinrunde so und auch in der Vergangenheit, ja. Von den Spielern, die vor eineinhalb Jahren in der Relegation waren, sind sehr viele ja gar nicht mehr da. Viele spielen jetzt in der Verbandsliga. Da tut sich also einiges. Ich weiß, dass ich meine Aufstellung jetzt kurzfristiger planen muss, aber da bin ich flexibel. Deswegen will ich die Spieler auch flexibel trainieren, damit sie sich auf unterschiedlichen Positionen wohl fühlen. Ich freue mich über jeden Spieler aus der ersten Mannschaft, der bei uns spielt, denn es sind alles super Verstärkungen – wenn sie 100 Prozent abrufen, sonst fühlt es sich für meine Mannschaft schlecht an. Motivieren kann ich die Jungs, glaube ich, ganz gut. Und wenn man an die Erste weitergeben kann, dass ein Spieler richtig was abgeliefert hat, ist das ja für alle gut. Ich freue mich einfach auf die Zusammenarbeit mit Sascha, der einfach brutal viel drauf hat.

Saulheim ist abgehakt?

Ja. Das hat nicht gepasst, weil ich zu viel wollte und bei ihnen eigentlich nicht weiß, was sie wollten. Da gibt es keine negativen Töne. Es ist für mich als Mensch auch wichtig, so ein Ding mal anzunehmen. Auch einen Weinz darf man entlassen, wenn es nicht passt. Alles gut.

Gab es Kontaktaufnahmen aus Bodenheim?

Definitiv nicht. Ich höre immer wieder, dass geredet wird, aber es gab keinerlei Kontaktaufnahme. Warum auch? Bodenheim wird immer ein Teil von mir sein, ich hatte da eine tolle, intensive Zeit. Wichtig ist, dass sie ihre Identität nicht verlieren.

Aufrufe: 024.1.2018, 14:00 Uhr
Torben SchröderAutor