2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Ronny Dokter.  F: Bock
Ronny Dokter. F: Bock

"Ich werde ein oder zwei Jahre eine Auszeit nehmen"

Ronny Dokter, Trainer des Landesklasse-Absteigers Einheit Drebkau im FuPa Brandenburg-Interview

Nach zwei knappen Rettungen in den vergangenen Jahren sieht es zurzeit so aus, dass das Abenteuer Landesklasse für Einheit Drebkau nach der dritten Saison endet. Auf jeden Fall Schluss sein wird im Sommer für Trainer Ronny Dokter, der aus privaten Gründen aufhören wird. FuPa Brandenburg hat darüber mit dem scheidenden Einheit-Coach gesprochen.

Herr Dokter, nach der Niederlage gegen Schlieben ist das rettende Ufer außer Sichtweite und Sie und ihr Team haben Gewissheit: Der Abstieg ist mit eigenen Mitteln nicht mehr zu verhindern.

Ja, aber die Gewissheit war eigentlich auch schon vor dem Spiel da. Nach der Niederlage im Nachholspiel gegen Eintracht Lauchhammer am Mittwoch wussten wir, dass die Landesklasse Geschichte ist. Es ist im Endeffekt ärgerlich. Ich will zwar nicht sagen, dass der Abstieg vermeidbar war. Aber ich nehme die Mannschaft nicht heraus. Wenn man manchmal die schlechte Trainingsbeteiligung gesehen hat, braucht man sich nicht zu wundern. Es ärgert einen schon, wenn man regelmäßiges Training anbietet, es aber von der Mannschaft nicht so angenommen wird. Wenn man nur fünf oder sechs Spieler zum Training hat, braucht man sich nicht wundern, wenn das Niveau im Spiel auch abnimmt. Und dass es dann auch nicht reicht für die Landesklasse.

Wir geht es für Sie selbst nach der Saison weiter?

Ich habe mir vorgenommen, aus privaten Gründen ein oder zwei Jahre eine Auszeit zu nehmen. Ich werde dem Verein trotzdem als Spieler erhalten bleiben. Wenn sich die Möglichkeit ergibt, werde ich da sein und die Mannschaft aus dem Hintergrund unterstützen. Die Vorbereitung für die kommende Spielzeit bereite ich alles noch vor für meinen Nachfolger, der aber noch nicht feststeht. Da müssen wir abwarten, was passiert.

Ist für Sie der Ausstieg und gleichzeitige Abstieg doppelt bitter?

Definitiv. Ich habe vor eineinhalb Jahren das Traineramt bei Drebkau übernommen und letztes Jahr eine vernünftige Rückrunde gespielt. Rein rechnerisch hätten wir es zwar trotzdem nicht geschafft und sind erst durch die verschobenen Absteiger und Nichtantritte anderer Mannschaften drin geblieben. Wir hatten uns für diese Saison viel mehr vorgenommen, aber wir hatten einen extrem schlechten Start und auch immer wieder personelle Probleme. Wir hatten ein einziges Mal zwei Spiele nacheinander die gleiche Aufstellung. Sonst tausche ich jede Woche drei bis fünf Leute aus, das ist für die Landesklasse nicht tragbar. Das kenne ich von früher her anders, ich habe selbst mit Einheit noch Landesliga gespielt. Wenn man regelmäßig mit der gleichen Truppe antreten und Dinge einspielen kann, dann reicht es auch. Aber es sind zu viele Ausfälle gewesen und zu oft mussten Spieler von der Zweiten Mannschaft aushelfen.

Da Sie den Verein schon so lange kennen: Was für ein Trainer würde zur Mannschaft passen?

Wichtig ist, dass die Mannschaft soweit erstmal zusammen bleibt. Es werden uns keine Stammspieler verlassen. Wir wissen aber schon, dass uns zwei Spieler aus dem Anschlusskader, die relativ viel zwischen der Ersten und Zweiten Mannschaft gependelt haben, gehen werden. Die Leistungsträger wie Andy Branig im Tor, Manuel Rehn vorne im Sturm oder auch Stefan Schicktanz bleiben soweit ich weiß bei Einheit. Sie sind alle sehr verbunden mit dem Verein und in die Nachwuchsarbeit eingebunden. Für den neuen Trainer stellen wir uns vor, dass er die von uns begonnene Arbeit vielleicht weiterträgt. Wir haben viel im taktischen Bereich gearbeitet. Bevor ich gekommen bin, hat Drebkau noch mit Libero gespielt. Das haben wir umgestellt auf eine Dreierkette. Wenn man die Spieler nicht immer wechseln muss, funktioniert sie schon ganz gut. Diesen taktischen Weg sollte man mit der Mannschaft weitergehen. Aber jeder Trainer hat natürlich auch seine eigenen Vorstellungen.

Beginnt für den ganzen Verein in der Kreisoberliga jetzt so etwas wie die Konsolidierung?

Auf alle Fälle. Die Mannschaft wird in der Kreisoberliga gut bestehen. Es ist ganz klar, dass es eine harte Liga ist und es in manchen Spielen auch schwer werden wird zu bestehen. Das ist aber immer so beim Absteiger. Da ist jeder Gegner nochmal extra motiviert, weil er weiß, der kommt aus einer Klasse höher. Aber definitiv ist es erstmal der richtige Weg. Selbst wenn es anders kommen könnte und jemand sagt, dass wir in der Landesklasse bleiben könnten, wäre es nicht das richtige, weil die Mannschaft auf gewissen Positionen überaltert ist und wir den Weg mit jungen Spielern weitergehen müssen. Vor anderthalb Jahren sah das noch ganz anders aus, da bestand die Mannschaft zum größten Teil aus 30-Jährigen. Den Weg mit jungen Spieler muss man wieder gehen, weil es vorher über Jahre versäumt wurde.

Kommt aus dem Nachwuchs zu wenig?

Ja, der Verein hat keine eigene A- und B-Junioren. In der Hinsicht stellt sich Einheit neu auf: Es wird in der neuen Saison eine Jugendspielgemeinschaft mit Drebkau, Kausche und Leuthen geben. Das ist der richtige Weg, aber trägt natürlich erst Früchte in sechs oder sieben Jahren. Das fällt einem momentan auf die Füße. Man kann versuchen, vielleicht von außerhalb mal ein oder zwei neue Spieler zu holen, aber es ist schwierig, weil bei uns kein Spieler Geld dafür bekommt, dass er hier Fußball spielt. Wenn er herkommen möchte, dann gerne, weil es ihm Spaß macht. Aber anders werden und können wir es nicht machen.

In der Kreisoberliga gibt es dann nächste Saison aber auf jeden Fall mindestens zwei Highlights mit dem Ortsderby gegen den Nachbarn Kausche.

Auf jeden Fall, dieses Derby ist immer ganz gut. Zuschauertechnisch ist die Kreisoberliga definitiv interessanter für den Verein, weil es viele Derbys gibt und viele Mannschaften auch gerne nach Drebkau kommen. Da ist immer ein bißchen Prestige da. Und die Teams bringen auch Zuschauer mit, was in der Landesklasse leider fehlt. Selbst Vereine wie Döbern oder Spremberg aus der näheren Umgebung bringen nicht die Masse an Zuschauern mit. Das ist in der Kreisoberliga manchmal noch besser.

Mit Ronny Dokter sprach Sven Bock.

Aufrufe: 06.6.2018, 07:35 Uhr
Sven BockAutor