2024-05-08T14:46:11.570Z

Ligabericht

Hygiene-Plan sorgt für Resignation bei Trainern

Die aktuellen Vorgaben für das Training nehmen die Bielefelder Übungsleiter eher achselzuckend zur Kenntnis.

Der Landessportbund NRW (LSB) hat den Vereinen jüngst einen Hygiene-Plan zur Verfügung gestellt, der Rahmenbedingungen schaffen soll, nach denen ein Trainingsbetrieb wieder stattfinden könnte. In der Bielefelder Amateurfußballszene stößt dieser jedoch mehr auf Resignation als auf Freude über die neu geschaffenen Möglichkeiten. So gibt es in dem achtseitigen Schreiben des LSB beispielsweise den Punkt, dass „lautes Sprechen, Rufen und Brüllen“ zu vermeiden sei. Ebenso der Einsatz von Trillerpfeifen. Daneben ist die Rede davon, dass bei Einheiten mit hoher Bewegungsaktivität die Vergrößerung des Mindestabstandes auf vier bis fünf Meter zu gewährleisten sei. Mannschaftssportarten dürften ohnehin nur über ein Alternativ- oder Individualprogramm betrieben werden. Der Hygiene-Plan sei ausdrücklich als Empfehlung zu verstehen, die rechtliche Grundlage bilde die Coronaschutzverordnung des Landes NRW.

Für Brakes Trainer Frank Milse eine Zweckentfremdung des Fußballs. „Mit diesen Vorschriften wird alles bisher Dagewesene doch ad absurdum geführt“, sagt er. Ein Trainingsbetrieb unter diesen Voraussetzungen sei weder sinnvoll noch zielführend. Ein Verein wie der TuS Brake könne diese Vorgaben nicht stemmen. „Darum haben wir uns auch darauf verständigt, dass unter diesen Voraussetzungen bei uns bis mindestens Ende Mai nichts stattfinden wird. Schließlich lebt der Fußball auch von der Gemeinschaft – und die wird einem komplett genommen“, so Milse.

Ähnlich sieht es auch Mike Wahsner, Coach des TuS 08 Senne I: „Meine Jungs haben Bock auf Kicken und Bolzen, wollen sich mal wieder treffen. Aber wenn ich alle Vorgaben umsetzen soll, dann habe ich nicht mal genug Hütchen und ich müsste Markierspray auf den Kunstrasen sprühen.“ Auch im Bielefelder Süden sei das LSB-Konzept nicht umsetzbar. „Für mich sind da zu viele, undurchdachte Punkte drin, die im Fußball einfach nicht einhaltbar sind.“ Der Trainer steht auf dem Standpunkt, „dass man uns dann lieber eine klare Ansage macht und sagt, dass bis Ende Mai, Mitte Juni kein Fußball stattfinden darf.“ So sei es momentan eine Verschiebung der Verantwortung auf Trainer, und das könne kaum jemand leisten.

„Ehrlich gesagt habe ich es mir gar nicht bis zum Ende durchgelesen“, sagt Jöllenbecks Trainer Tobias Demmer. Die Anfänge der LSB-Ausarbeitungen hätten gereicht, „dass wir uns völlig emotionslos dazu entschieden haben, unseren Sportplatz bis Ende Mai zuzulassen.“ Einzelne Punkt des Hygiene-Plans stoßen Demmer – ähnlich wie seinen Trainerkollegen – mächtig sauer auf. „Man hat das Gefühl, dass das von Menschen entworfen wurde, die noch nie mit einer Mannschaftssportart zu tun hatten.“

Die drei Bezirksliga-Trainer sind sich dahingehend einig, dass die Gesundheit stets im Vordergrund stehen soll. Allerdings empfinden es alle auch als eine Art Schlag ins Gesicht. Diese Vorgaben seien für Amateursportvereine in der Regel nicht umsetzbar. Auch die Verschiebung der Verantwortung auf die Trainer sehen Milse, Wahsner und Demmer kritisch. Es könne nicht sein, dass Menschen, die mit der Einhaltung oder Umsetzung eines solchen Plans noch nie zu tun hatten, in die Pflicht und womöglich auch in Regress genommen werden sollen.

Aufrufe: 011.5.2020, 16:30 Uhr
Nicole Bentrup / FuPaAutor