Höhenflug mit Fortuna Böblingen

"Keine einzige Sekunde habe ich meine Entscheidung bereut"

In der Politik ist es üblich, neuen Amtsinhabern eine Frist von 100 Tagen zu gewähren, ehe man ihre Arbeit beurteilt. Traditionell wird das erste Resümee von Medien und Opposition darum erst nach Ende dieser Schonfrist gezogen. Im Sport, vor allem im Fußball, sind die Abläufe nicht ganz so starr. Willi Zimmermann ist offiziell seit 1. Juli Trainer beim FV Fortuna Böblingen, also seit etwas mehr als 80 Tagen. Für seine Entscheidung, sich dem Bezirksliga-Absteiger anzuschließen, wurde die Trainerlegende des Kreises Böblingen im Frühjahr nach Bekanntgabe seines nächsten Vereines noch milde belächelt. Jetzt aber, knapp drei Monate nach Amtsantritt und der Tabellenführung in der Kreisliga A II lächelt der 64-Jährige zurück: „Keine einzige Sekunde habe ich meine Entscheidung bereut.“

Zimmermann: Geduld ist gefragt

Es liegt in der Natur der Dinge, dass auch Willi Zimmermann sich den Gegebenheiten zuerst anpassen musste. „Alles ist ein bisschen anders“, gibt der Fortunen-Coach unumwunden zu. „Seien es die Trainingsabläufe oder die Spielvorbereitung, auch ich habe neue Sachen lernen müssen.“ Unter anderem auch, hin und wieder ein Auge zuzudrücken. „Geduld ist gefragt, aber es bessert sich Stück für Stück.“

Team um Marko Tokic leistet hervorragende Arbeit

Vielleicht fällt das Zwischenfazit des ehemaligen Oberligatrainers aber auch deshalb fast durchweg positiv aus, weil seine Mannschaft in der Kreisliga A 2 bislang den Ton angibt und nach fünf Spielen ohne Punktverlust das Klassement anführt. Aber noch mehr zeigt sich der 64-Jährige davon beeindruckt, wie im Club gearbeitet wird. „Das ist alles Neuland für mich, ich bin bisher traditionell aufgestellte Vereine gewohnt“, so Willi Zimmermann. „Aber das Team um Präsident Marko Tokic leistet hervorragende Arbeit. Das sind Fortunas Säulen.“ Wegbrechen dürfe keiner dieser Pfeiler, „ansonsten würde hier alles zu Ende gehen“, so Willi Zimmermann weiter.

Lob vom Schiedsrichter

Mit solch negativen Gedanken beschäftigt sich der Fortunen-Trainer aber nicht allzu lange. Sein Blick gilt nur dem Sportlichen – und da sieht es derzeit ziemlich rosig aus. „Das Schöne ist aber, dass kein Zwang besteht, vorschnell etwas erreichen zu müssen“, gibt sich der Fortunen-Coach bewusst entspannt. „Das heißt aber nicht, dass wir uns keine Ziele stecken.“ Mehr noch als das gute sportliche Abschneiden bislang ist Willi Zimmermann auf das Auftreten seiner Mannen stolz. „Das ist mir persönlich am wichtigsten. Ich verlange, dass jeder Gegner mit Respekt behandelt wird.“
Zeigen muss sich allerdings noch, wie seine Spieler im Falle eines Rückschlags reagieren werden. „In der Niederlage zeigt sich der wahre Charakter, aber auch da habe ich keine Bedenken.“ Die diesbezüglich schönste Anekdote in seiner noch kurzen Amtszeit bei den Böblingern erlebte er am vergangenen Sonntag nach dem 4:0-Heimsieg gegen den Türk. SV Herrenberg: „Der Schiedsrichter kam zu mir und lobte die Mannschaft für ihr tadelloses Verhalten. Das ist für mich wichtiger als das Ergebnis, und das wollen wir fortführen.“

Am Sonntag spielt sein Team um 15 Uhr beim FC Unterjettingen, der sich mit bislang vier Siegen in fünf Spielen als härtester Verfolger entpuppte.

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