2024-05-24T11:28:31.627Z

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Bleibt auf der Trainerbank: Artur Lemm, hier mit den Spielern (von links) Simon Geisler, Nico Struwe, Timo Kunert, Kevin Darmstaedter, Christian Matheisen und Ahmet Dogan.	Foto: Uwe Krämer
Bleibt auf der Trainerbank: Artur Lemm, hier mit den Spielern (von links) Simon Geisler, Nico Struwe, Timo Kunert, Kevin Darmstaedter, Christian Matheisen und Ahmet Dogan. Foto: Uwe Krämer

Hessenliga: Bitteres Ende für Walldorf

Walldorf verliert gegen Dreieich und verpasst den Sprung in die Aufstiegsrunde der Hessenliga

WALLDORF. Eine Leistung, die zwischen top und flop schwankt. Ein Gefühlsspektrum von himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt. Dieses Vorrundenfinale war wie eine Zusammenfassung der bisherigen Saison, die für den SV Rot-Weiß Walldorf so unbefriedigend verlief. Mit der unnötigen 1:2-(1:2)-Niederlage gegen den SC Hessen Dreieich hat der Fußball-Hessenligist seinen Aufstiegsrundenplatz verspielt. Dafür hätte schon ein Unentschieden gereicht, weil die RWW-Verfolger SV Zeilsheim und Viktoria Griesheim verloren. Der lachende Vierte ist der TuS Dietkirchen (3:1 in Zeilsheim), der vom achten auf den fünften Platz sprang.

Einen Bericht zum Spiel von Dietkirchen in Zeilsheim lest ihr hier.

Einen Bericht über die kleine Sensation des Dietkirchener Klassenerhalts in der Hessenliga lest ihr hier.

Nach diesem aus Walldorfer Sicht dicken Ende sah es zunächst nicht aus. Die Rot-Weißen forderten, ja sie überforderten den favorisierten Tabellenzweiten mit ihrem Offensivpressing und Tempofußball. Als der Dreieicher Denis Streker in der Vorwärtsbewegung an Simon Geisler hängen blieb, um nach ein paar raumgreifenden Schritten aus 20 Meter abzuziehen, führte die Heimelf (12.). „Die ersten 25 Minuten waren bärenstark von uns“, sagte Artur Lemm, bisheriger Interims- und seit Samstag unbefristeter Cheftrainer des SV Rot-Weiß: „Wir haben völlig zu Recht geführt und müssen das 2:0 machen.“ Lemm spielte auf die 100-Prozent-Chance von Maximilian Thomasberger an. Fünf Meter vorm Tor zögerte der Innenverteidiger einen Wimpernschlag zu lange, sodass sein Schuss abgeblockt wurde (24.). „Das 2:0 hätte heute gereicht, da bin ich mir sicher“, so Lemm: „Da hätten wir nochmal eine andere Dynamik bekommen.“

Eine Bildergalerie zum Spiel seht ihr hier.

Eine Viertelstunde später lag Thomasberger verletzt vorm RWW-Strafraum. Seinen Zuruf, den Ball ins Aus zu schießen, um eine Behandlungspause zu ermöglichen, ignorierten seine stürmenden Mannschaftskollegen. Prompt handelten sie sich einen Konter ein, den der SC Hessen leicht bis vors Walldorfer Tor vortragen konnte – der noch immer am Boden liegende Thomasberger hob ja das Abseits auf. Streker brauchte den Ball nur noch ins Ziel zu schieben.

Zwei Kontertore: „Es ist so ärgerlich“

Vehement regten sich RWW-Fußballer sogleich darüber auf, dass die Gäste den Ball nicht ins Aus gespielt hatten. Warum hätte der SC Hessen dies tun sollen, wenn es nicht einmal die Walldorfer taten? „Es ist so ärgerlich“, sagte Lemm, „dass du aus der größtmöglichen Naivität, die man sich im Leistungsfußball vorstellen kann, ein 1:1 kassierst – und du nach dem Spiel weißt, dass dich genau das getötet hat“. Fortan lief beim SV Rot-Weiß nur noch wenig zusammen. Auch das Dreieicher Führungstor von Zubayr Amiri kam per Konter zustande, den die Gastgeber mit einem Ballverlust in der Vorwärtsbewegung verschuldet hatten (45.). Wieder war RWW-Torhüter Kevin Darmstädter machtlos. Ansonsten hielt der Keeper, was zu halten war. Etwa in der 30. Minute, als er den von Toni Reljic aus 22 Metern geschossenen Ball aus seinem äußersten linken Toreck gefischt hatte.

In der von beiden Teams zerfahrenen zweiten Halbzeit brachte Walldorf kaum noch einen Angriff in Dreieicher Tornähe. Und als Nico Struwe im Laufduell mit Streker im Strafraum zu Fall kam, winkte der Schiedsrichter sofort ab. Besagter Frederik Angermaier sah darin keine elfmeterreife Szene.

RW Walldorf: Darmstädter – Herberg, Ludwig (66. Deumlich), Struwe, Kunert, Vogt, Thomasberger, Matheisen, Borger, Dogan (59. Eichfelder), Geisler (76. Kremer).

Tore: 1:0 Geisler (12.), 1:1 Streker (39.), 1:2 Amiri (45.). Schiedsrichter: Angermaier (Oberselters). Zuschauer: 400.



Die Hessenliga-Fußballer des SV Rot-Weiß Walldorf kamen am Samstagabend zur Weihnachtsfeier zusammen- Dabei bekamen sie auch ihren neuen Trainer präsentiert: den bisherigen Interimscoach und Sportlichen Leiter Artur Lemm. Die Zusammenarbeit mit dem 46 Jahre alten Bischofsheimer wurde auf unbefristete Zeit vereinbart. „Ich habe da echt Lust drauf“, sagt er. „In den vergangenen Monaten habe ich gemerkt, dass meine wahre Leidenschaft doch im Trainerdasein liegt.“ Eine Mannschaft zu leiten, sie mittel- und langfristig zu entwickeln – das habe er in dieser Zeit vermisst. Einen Nachfolger für ihn als Sportlicher Leiter sucht der Verein noch.

Wie RWW-Vorsitzender Manfred Knacker durchblicken lässt, hat sich Lemm als Wunschkandidat von Mannschaft und Abteilungsvorstand abgezeichnet. Die Nachricht, dass Lemm nun Nachfolger des Ende Oktober überraschend zurückgetretenen Max Martin ist, habe das Team „mit herzlichem Beifall aufgenommen“, sagt Knacker.

Obwohl die Mannschaft das Ziel Aufstiegsrunde verfehlt hat, blickt Lemm optimistisch ins nächste Jahr. Denn nach der Winterpause geht der SV Rot-Weiß mit einem beruhigenden Polster von 17 Punkten in die Abstiegsrunde. Außerdem, so Lemm, sei das Team in den fünf Spielen unter seiner Leitung – auch bei den Niederlagen gegen die beiden Topteams der Vorrundengruppe B (0:1 gegen Eddersheim, 1:2 gegen Dreieich) – fußballerisch kein einziges Mal unterlegen gewesen. Diese Feststellung will Lemm aber ausdrücklich nicht als Kritik an seinem Vorgänger verstanden wissen. Wie geht es jetzt weiter? „Wir müssen die Situation Abstiegsrunde annehmen“, erklärt Lemm und fordert eine „sehr engagierte“ Trainingsbeteiligung. Außerdem soll das Team im Angriff verstärkt werden.

Artur Lemm will lieber Trainer sein

Aufrufe: 012.12.2021, 21:30 Uhr
Dirk WinterAutor