Warum der SV Broicher Siedlung seit Jahren an der Osterfeldstraße spielen könne, Hertha dagegen den Platz für ungeeignet hält, konnte das Gericht nicht nachvollziehen – zumal Hertha „beim Fußballkreis Aachen nur zwei Herrenmannschaften in Spielgemeinschaft mit dem SV Hoengen gemeldet hat“. Es deute auch nichts darauf hin, warum der Verein „den Sportplatz Am Klött in der Zeit vom 26. Juni bis zum 8. September vorübergehend wegen Reparaturarbeiten für Trainings- und Spielbetriebszwecke nicht (uneingeschränkt) nutzen kann“. Zur Erklärung: Die Duschräume und die Turnhalle sind derzeit zwecks Sanierung gesperrt.
Folglich muss Hertha den Platz noch in diesem Sommer räumen und sein Training künftig an der Osterfeldstraße beziehungsweise Am Klött abhalten. „Ich freue mich, dass das Urteil wie erwartet ausgefallen ist“, sagt Bürgermeister Alfred Sonders auf Nachfrage.
Allerdings dürfe Hertha noch die Stadtmeisterschaft auf der alten Anlage durchführen (dazu gleich mehr). Danach sei aber endgültig Schluss. „Nach der Stadtmeisterschaft gewähren wir noch eine kurze Frist, damit der Verein sein Eigentum vom Platz holen kann, dann wird umgehend geschlossen“, so der Bürgermeister. Strom und Gas würden abgeschaltet, die Schlösser ausgetauscht. Anschließend werde das Gelände seiner neuen Nutzung zugeführt. Nach den Sommerferien soll die Bauleitplanung eingeleitet werden.
Welche Konsequenzen folgen noch aus dem verwaltungsgerichtlichen Beschluss? Hertha muss sowohl aus dem ersten Eilverfahren vor dem Aachener Verwaltungsgericht als auch dem letztinstanzlichen Verfahren die Prozesskosten zahlen: zweimal 2500 Euro. Wäre nicht im Eilverfahren entschieden worden, lägen die Kosten doppelt so hoch. Hinzu kommen die eigenen Anwaltskosten. Wie es um die Finanzen des Vereins bestellt ist, ist unklar. Strom- und Gasrechnungen waren zuletzt unbezahlt geblieben. Der Vorsitzende von Hertha, Willi Drehsen, war gestern telefonisch nicht zu erreichen.
Aber noch mal zurück zur Stadtmeisterschaft, denn die spielt in finanzieller Hinsicht ebenfalls keine unbedeutende Rolle. Der Reihe nach: Schon für die Stadtmeisterschaft des vergangenen Jahres hatte sich die Spielgemeinschaft aus SV Hertha Mariadorf und SV Hoengen um die Austragung der Stadtmeisterschaft bemüht, den Zuschlag erhielt aber Alemannia Mariadorf. Die Spielgemeinschaft protestierte, der SV Hoengen trat aus der Fußball AG aus. Einziger Bewerber für dieses Jahr war die Spielgemeinschaft. Als diese den Zuschlag erhielt, wollte Hoengen wieder in die AG eintreten.
Blumenrath wird Austragungsort, weil die einzige Alternative ein Ascheplatz gewesen wäre. Deswegen, und nur deswegen, wie Sonders betont, darf noch einmal dort gespielt werden. Ein Abschiedsgeschenk sei das nicht.
Die Austragung des Turniers würde Geld in die Vereinskassen spülen. Würde. Denn der größte Verein, Alemannia Mariadorf, hat bereits die Teilnahme abgesagt, offiziell wegen „kollidierender Terminplanung“.
Einen Holzweg bis zum Ende gegangen
Konsequent ist, wer auch einen Holzweg bis zum Ende geht, lautet ein weniger bekanntes Sprichwort. Im Falle von Hertha Mariadorf trifft es zu. Schon das Aachener Verwaltungsgericht hatte sich mehr als unmissverständlich ausgedrückt, was den vermeintlichen Anspruch des Vereins auf einen eigenen Sportplatz anbelangt. Nun hat sich Hertha also die letztinstanzliche Klatsche beim Oberverwaltungsgericht abgeholt und muss noch in diesem Sommer das Feld räumen. Dass der Zustand des Platzes Am Klött nicht immer optimal ist oder war, darüber besteht kein Zweifel – Stichworte: Scherben auf dem Spielfeld und sanierungsbedürftige Duschen. Aber damit hat nicht nur Hertha zu kämpfen. Und die Stadt Alsdorf hat großes Entgegenkommen gezeigt, indem sie dem Verein, der in Spielgemeinschaft mit Hoengen auf zwei Herrenmannschaften kommt, ein eigenes Vereinsheim an die Osterfeldstraße gesetzt hat. Für 60 000 Euro, trotz leerer Stadtkassen. Man muss kein Vereinsinterner sein, um erahnen zu können, dass die Landalemannen sehr gute andere Gründe hatten, die Turnierteilnahme abzusagen.
„Ich freue mich, dass das Urteil wie erwartet ausgefallen ist.“
- Alfred Sonders, Bürgermeister von Alsdorf