2024-05-02T16:12:49.858Z

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Seit 2012 hat Hayri Özdemir mit dem Jahn viele Höhen, im vergangenen halben Jahr gerade auch persönlich einige Tiefen erlebt. Im Sommer wird er Forchheim verlassen. Foto: Ralf Röde
Seit 2012 hat Hayri Özdemir mit dem Jahn viele Höhen, im vergangenen halben Jahr gerade auch persönlich einige Tiefen erlebt. Im Sommer wird er Forchheim verlassen. Foto: Ralf Röde

Hayri Özdemir kehrt Forchheim im Sommer den Rücken

Jahn-Kapitän orientiert sich in der kommenden Saison neu

Klaus Faßold, Dominik Zametzer und Felix Pfaffenberger sind weg und werden durch frische Perspektivspieler ersetzt. Vor dem Trainingsauftakt am 26. Januar zeichnet sich beim abstiegsbedrohten Bayernligisten SpVgg Jahn Forchheim eine weitere personelle Veränderung größerer Tragweite ab. Am Saisonende geht der bisherige Kapitän von Bord.

Im Sportpark Eltersdorf laufen Mitte November in einer umkämpften Flutlicht-Begegnung am Freitagabend beim Stand von 1:1 die letzten zehn Minuten an, als Max Bauernschmitt, der im defensiven Mittelfeld der Gäste weite Wege gehen musste, einfach nicht mehr kann. Die Hausherren machen noch einmal Druck.

Für Bauernschmitt betritt Hayri Özdemir den Platz und übernimmt die Kapitänsbinde, die eigentlich seine ist. Gemeinsam verteidigen die Forchheimer ihr Tor, kurz vor Schluss gelingt sogar der Siegtreffer. Der spät eingewechselte Innenverteidiger freute sich für die Mannschaft, die persönlichen Glücksgefühle hielten sich jedoch in Grenzen.

Vertrag mit Ausstiegsklausel

Im Frühsommer 2015 als Anführer und Säule noch unverzichtbar, war für den 25-Jährigen in einer wichtigen Partie gegen seinen früheren Verein kein Platz in der ersten Elf. "Das Vertrauen, das ich bisher immer von den Trainern gespürt habe und brauche, war wie auf einen Schlag weg", erklärt der ebenso selbst reflektierende wie impulsive Erlanger, der daraufhin mit einem sofortigen Wechsel in der Winterpause liebäugelte.

Für eine vierstellige Summe hätten ihn die bereits seit längerem interessierten Ligakonkurrenten Eltersdorf und Bamberg gemäß Ausstiegsvereinbarung aus seinem Vertrag kaufen können. Vor Weihnachten und nach diversen internen Krisengesprächen schlug Özdemir aber noch einmal sämtliche Angebote aus. "Ich bereite mich so früh und so intensiv wie nie auf eine Rückrunde vor, will den Spaß am Fußball zurückgewinnen und mit den Jungs nochmal alles gegen den Abstieg reinhauen."

Für die neue Spielzeit sucht der Deutsch-Türke, der im Herbst ein berufsbegleitendes Studium beginnt und die Fahrzeit zum Training nach Forchheim als mitausschlaggebenden Faktor nennt, aber definitiv eine neue Herausforderung.

Gefeierter Held mit Maske

Der im Sommer 2015 eingeleitete Neuaufbau stellte sich komplizierter dar als gedacht, was auch der Tatsache geschuldet war, dass der Mannschaft zum Saisonstart über Wochen abwechselnd die Leistungsträger abhanden kamen. Özdemir brach sich am 4. Spieltag das Nasenbein, kehrte aber nach nur zwei Wochen Pause wieder zurück und überragte trotz Schutzmaske beim 1:1 gegen Eintracht Bamberg mit seiner Präsenz. Am letzten August-Wochenende beim 2:1-Heimerfolg über Weiden war der Abwehrchef neben Doppeltorschütze Roas einer der gefeierten Helden.

Allein das Weiden-Spiel bedeutete eben nicht die befreiende Wende zum Guten, weder für den Jahn noch für Özdemir. Denn nach einem üblen 2:7-Debakel in Haibach und einer Rotsperre war der Kapitän plötzlich nicht mehr unumstritten. Coach Hutzler - zum Teil gezwungenermaßen, weil Özdemir eine Erkältung plagte - probierte taktisch und personell im Herbst viel aus, um die schlechteste Abwehr der Liga zu stabilisieren. Erst nach einem 1:3 im Kellerduell gegen Sand, für das der gesundheitlich angeschlagene Özdemir eine Antibiotika-Therapie aufgeschoben hatte, gelang in arger Bedrängnis mit dem Innenverteidigerduo Sven Becker und Sandro Gumbrecht ein Zu-Null.

Während der Platzhirsch regenerierte, folgten ordentliche bis vielversprechende Auftritte gegen Feucht (1:0), Primus Eichstätt (1:2) und Erlenbach (1:1). Zweimal gehörte der von seinen Stärken überzeugte Hayri Özdemir da bereits wieder zum Kader und machte sich Hoffnungen auf einen Einsatz gegen Eltersdorf. "Ich habe zuvor wie mit den Trainern abgesprochen Extra-Schichten für die Fitness eingelegt und war im Training gut drauf. Es war allen klar, wie viel mir dieses Spiel bedeutet", berichtet der 25-Jährige.

Dann kam es wider Erwarten doch anders, und das Tischtuch war zerschnitten. "Es hätte in vielen Spielen die besseren Gelegenheiten gegeben, in der Abwehr etwas zu verändern und die Jüngeren auszuprobieren. Manche Leistungen waren schlecht, aber die waren vorprogrammiert. Ich habe über Wochen Schmerztabletten genommen oder mich fit spritzen lassen. Als ich wieder gesund war, durfte ich nicht mehr helfen", beschreibt der enttäuschte Özdemir die empfundene Degradierung zum Rundenende im Dezember.

Verzicht auf Binde

Weil Sandro Gumbrecht in nächster Zeit unter der Woche beruflich in München weilt, werden sich Coach Michael Hutzler und Hayri Özdemir im Sinne des Vereins bis Ende Mai miteinander arrangieren müssen. "Ich stelle mich komplett in den Dienst der Mannschaft und akzeptiere, wenn ich draußen sitze", kündigt der scheidende Kapitän an.

Als Sprachrohr der Gruppe sieht sich der über 60-fache Bayernligaspieler nicht mehr und sieht die Spielführerbinde bei seinem Stellvertreter Maximilian Bauernschmitt besser aufgehoben.

Aufrufe: 015.1.2016, 06:01 Uhr
Kevin Gudd (NN Forchheim)Autor