2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Harald Gottwald kann in seiner langen Trainerlaufbahn viele Erfolge vorweisen.
Harald Gottwald kann in seiner langen Trainerlaufbahn viele Erfolge vorweisen. – Foto: Paul Hofer

Harry Gottwald: Der Vater des Hainsbacher Triumphzugs

Trainer, die man kennt (42): Der 44-Jährige marschierte mit dem ETSV Hainsbach von der Kreisklasse bis in die Bezirksoberliga und führte auch den TSV Langquaid in die Bezirksliga

Die Corona-Pandemie hat den Spielbetrieb im Amateurfußball aus den Fugen gehoben. FuPa nutzt die spielfreie Zeit, um einen Blick in die Vergangenheit zu werfen. Nach der erfolgreichen Portrait-Serie über ehemalige Spielergrößen des niederbayerischen Fußballs nehmen wir nun bekannte Übungsleiter unter die Lupe. Im 42. Teil: Harald Gottwald (44), der mit dem ETSV Hainsbach einen sensationellen Höhenflug erlebte und auch dem TSV Langquaid und dem SV Perkam zu Aufstiegen verhalf.
Schönste Saison Deiner Trainer-Laufbahn?
Als schönste Saison meiner Laufbahn würde ich die erste Saison 2005/06 beim ETSV Hainsbach nennen. Als Spielertrainer hatte ich die klare Ansage, mit dem Verein aus der Kreisklasse Laaber in die Kreisliga aufzusteigen. Wir sind damals vor der Saison nach Pilsen gefahren und haben uns einen tschechischen Abwehrspieler angeschaut und auch gleich verpflichtet. Ich musste damals vier etablierte Stammspieler der Vorjahresmannschaft ersetzen und die neue Mannschaft komplett umbauen. Ich habe damals auch die Viererkette eingeführt und der Erfolg sprach für sich. Wir blieben die ganze Saison ungeschlagen und spielten nur gegen Mallersdorf zweimal unentschieden. In dieser Saison habe ich mich als Elfmeterschütze Nummer eins herauskristallisiert und habe bis auf einen Elfer zuhause gegen Mallersdorf auch alle verwandelt. Mit 20 Punkten Vorsprung auf den Zweiten Pfaffenberg wurden wir souverän Meister und als Aufsteiger sind wir dann gleich durchmarschiert bis in die Bezirksliga. Saisonübergreifend waren wir 42 Spiele ungeschlagen.
Welcher Spieler, hat Dich in Deiner Zeit als Übungsleiter besonders beeindruckt?

Da muss ich zwei Spieler nennen. Zum einen David Hendrych. Tschechen allgemein nehmen ja viel Aufwand auf sich, um in unserer Umgebung Fußball zu spielen. David hatte nach Hainsbach knapp 200 Kilometer einfach zu fahren und war pro Woche einmal beim Training und dann natürlich zum Spiel da. Er war ein zuverlässiger, sehr ehrgeiziger Spieler und eiskalt vor dem Kasten. Zudem war er derjenige, der sich - wenn es mal nicht so gut lief - extrem viele Gedanken gemacht hat und sich mit dem Verein total identifiziert hat. Er war zu meiner Zeit ein extrem torgefährlicher Stürmer, aber wenn wir vorne gelegen sind, habe ich ihn meistens gegen Ende des Spiels als Innenverteidiger nach hinten versetzt und dann waren wir meistens eine Bank. David und mich verbindet eine enge Freundschaft. Ich war schon zu Feierlichkeiten bei ihm zuhause in Pilsen und zu Trainingslagern oder Meisterfeiern war er mein Zimmerkollege. Später haben wir dann auch noch zusammen in Geiselhöring in der Kreisliga gespielt und unseren Teil zum Bezirksliga-Aufstieg beigetragen.

Zum anderen Stefan Maierhofer. Mit "Stifti" hab ich in Perkam noch zwei Jahre zusammengespielt und ich denke, dass er einer der besten Mittelfeldspieler in Niederbayern war. Damals vom TSV Bogen gekommen, wollte er seine Karriere locker ausklingen lassen. Er war nach wie vor eine sportliche Maschine. Mit ihm konnte man getrost als einfache Sechs spielen, eine Doppellsechs war absolut überflüssig. Obwohl es in Perkam schon zum Ende seiner Karriere war, hat er in jedem Spiel eine Top-Leistung gebracht. Übersicht und sportliche Fitness im hohen Fußballalter waren seine Stärken. Er hat die Zweikämpfe immer hart, aber absolut fair geführt und nicht viele hat er verloren. Konnte eine Mannschaft komplett mitziehen und ist ein sehr feiner Kerl, gesellschaftlich fast nicht zu toppen. Auch ein sehr guter Freund von mir.
Bei welchem Verein hattest Du Deine schönste Zeit?
Die vier Jahre in Hainsbach waren schon sehr schön, aber der SV Sallach ist mein Heimatverein, bei dem ich groß geworden bin. Daher war es dort schon am schönsten.
Mit welchem Abteilungsleiter/Manager hast Du besonders gerne zusammengearbeitet?

Ich hatte bei all meinen Trainerstationen immer ein sehr gutes Zusammenarbeiten mit den jeweiligen Abteilungsleitern. Besonders aber in Sallach mit Xaver Wallner und Christian Scherzer, die beide sehr gute Freunde von mir sind. Auch in Mengkofen war die Zusammenarbeit mit Michael Schmerbeck sehr vertrauensvoll. Miche ist dort als Übergangs-Abteilungsleiter hineingerutscht und hat mit Hilfe seines Bruders Klaus das Beste für den Verein rausgeholt. Ein "Bill" Fuchsbrunner in Langquaid war mir als junger Spielertrainer eine große Hilfe, er nahm mir viel Arbeit neben dem Platz ab. Obwohl er mir keinen neuen Vertrag für eine dritte Saison gegeben hat, was mich lange sehr geärgert hat, weil wir in der Bezirksliga sehr großen Erfolg hatten, verstehen wir uns immer noch prächtig.

Mit dem Bezirksliga-Aufstieg 2004 legte Harald Gottwald als Spielertrainer den Grundstein für den langjährigen Erfolg des TSV Langquaid.
Mit dem Bezirksliga-Aufstieg 2004 legte Harald Gottwald als Spielertrainer den Grundstein für den langjährigen Erfolg des TSV Langquaid. – Foto: TSV Langquaid

Welcher Trainer hat Dich in Deiner aktiven Zeit besonders geprägt?

Ich hatte das Glück, sehr gute Trainer in meiner Spielerkarriere gehabt zu haben. Von jedem habe ich was für meine eigene Trainerkarriere mitgenommen. Beim TSV Straubing waren Wolfgang Beller, Ernst Flack, Martin Ernst oder Wolfgang Bäuml prägend. In Ettenkofen waren Sepp Hof, Hans Viehbeck oder Sepp Neumeier sehr gut. Aber mit Abstand am meisten habe ich bei der SpVgg Landshut von Helmut Wirth gelernt. Ein absoluter Fachmann und menschlich ein sehr feiner Kerl. Ein Ludwig Räuschl war in Geiselhöring der perfekte Trainer, der seine Arbeit verstand und aus lauter Stars eine Top-Mannschaft formte.
Hast Du irgendetwas in Deiner Laufbahn bereut?

Eigentlich nicht, zumindest nicht als Trainer. Als Spieler hätte ich noch länger höherklassig spielen sollen, denn diese Erfahrung hätte ich noch mehr in unteren Ligen mit einbringen können. Zum Beispiel hätte ich zum damaligen Bayernliga-Aufsteiger Post/Süd Regensburg oder zum Freier TuS Regensburg in die Landesliga gehen können oder sogar müssen. Das eine Jahr in Landshut war sehr lehrreich. Ich bin dann aber schon mit 26 Jahren Spielertrainer geworden, was im Nachhinein etwas zu früh war.
Gibt es ein Spiel, das Du nie vergessen wirst?

Entscheidungs- oder Relegationspiele, von denen ich einige mitgemacht habe, sind schon was Besonderes. Aber ein Spiel werde ich nie vergessen. Wir hatten mit Hainsbach in der Bezirksliga ein Spitzenspiel in Bernried. Bernried war Tabellenführer und wir waren als Aufsteiger auch vorne mit dabei. Wir waren an dem Tag die bessere Mannschaft, haben uns aber mit undiszipliniertem Verhalten - ich mit Volldampf voraus - um den Sieg gebracht. Nach einem brutalen Foul an einem unserer Spieler schubste derjenige den Bernrieder in den Fangzaun und sah völlig zurecht Rot. Da aber der Bernrieder Spieler für diese Aktion nur Gelb sah, brannten bei uns alle Sicherungen durch. Innerhalb von zwei Minuten stellte der Schiedsrichter noch zusätzlich drei Spieler von uns wegen Meckerns vom Platz, darunter auch mich mit Gelb-Rot. Daraufhin gingen wir als Mannschaft nach rund 30 Minuten Spielzeit geschlossen in die Kabine.
Nachdem uns unser Abteilungsleiter Limberger in der Kabine eine gewaschene Standpauke verpasste, stellten sich die übrigen sieben Spieler dem Spiel. Diese stemmten sich der drohenden Niederlage und hätten fast noch mit einem Pfostenknaller in Führung gehen können. So nahm das Spiel seinen Lauf und Bernried gewann gegen eine aufopferungsvoll kämpfende Mannschaft mit 3:0. Kurz vor Ende des Spiels bekam unser Kapitän auch noch die gelb-rote Karte und die übrigen sechs Spieler hatten auch keinen Bock mehr und verließen noch vor Spielende den Platz, was dem Verein auch noch eine saftige Strafe einbrachte. Das Spiel wurde im Nachhinein mit 0:2 gewertet. Hervorzuheben in diesem Spiel ist unser damaliger Ersatztorwart Bernhard Zinner, der überragend gehalten hat und jeden Abschlag oder gefangenen Ball in das Bernrieder Dorf drosch, um Zeit zu schinden, sodass sogar die Spielbälle ausgingen.

Den SV Perkam führte Gottwald in die Kreisliga.
Den SV Perkam führte Gottwald in die Kreisliga. – Foto: Michael Wagner

Früher war im Fußball alles besser - wie denkst Du über diese heutzutage gerne aufgestellte Behauptung?

Wenn ich zum Beispiel die Einstellung von mir früher mit der von jetzigen Spielern vergleiche, war das früher schon deutlich besser. Heutzutage gibt es einfach zu viele Angebote, um vom Fußball wegzukommen. Früher hatten wir nur Fußball. Ansonsten geht es uns schon sehr gut, allein wenn man die Fußballplätze und Anlagen ansieht, ist das schon was anderes.
Welche Art der Mannschaftsführung favorisiert Du?
Ich bin immer ich selbst geblieben. Hart, aber fair, ehrlich, authentisch und habe mich nicht verbiegen lassen. Manche Vereine verpflichten einen Trainer und wollen aus ihm einen anderen machen, dagegen habe ich mich immer gewehrt. Wer einen Gottwald verpflichtet hat, der hat auch einen bekommen. Ich war nicht der einfachste Trainer, aber ich bin meiner Linie immer treu geblieben. Ich bin mit jedem Spieler oder Funktionär gut ausgekommen, habe mich immer sehr für die zweiten Mannschaften eingesetzt, immer miteinander trainieren lassen und alle Spieler gleich behandelt.
Wie kann Dich ein Spieler auf die Palme bringen?
Wenn ein Spieler während dem Spiel meine Anweisungen ignoriert hat oder mir lautstark widersprach. Zudem ist unentschuldigtes Nicht-Erscheinen zum Training oder Spiel ein absolutes No-Go.


Gibt es im Profibereich einen Trainer, den Du richtig gut findest?

Jürgen Klopp finde ich schon klasse. Auch ein Ottmar Hitzfeld war zu seiner Zeit ein absoluter Top-Trainer.
Größte Enttäuschung Deiner Karriere?

Ich bin noch nie entlassen worden, aber bei einem Verein wurde mir zwei Tage nach der Vertragsverlängerung per Handschlag der Vertrag doch wieder gekündigt, per Telefon. Das war extrem bitter, weil ich in der Zwischenzeit ein sehr gutes Angebot von einem anderen Verein abgesagt hatte.
Was hältst Du von dem Trend, dass immer mehr Vereine auf sehr junge Spielertrainer setzen?

Das muss jeder Verein mit sich selber ausmachen. Ich denke aber schon, dass ein Spielertrainer sich alleine von seiner Qualität her von seinen Mitspielern deutlich hervorheben soll. Erfahrung spielt natürlich eine große Rolle. Nicht jeder höherklassige Spieler ist in den unteren Ligen ein guter Spielertrainer.



Zur Person:

Harald Gottwald startete seine Trainerkarriere bereits 1998 im Alter von nur 22 Jahren als Übungsleiter der A- und B-Jugend beim SV Ettenkofen, für den er damals auch als Spieler aktiv war. 2002 trat er dann bei seinem Heimatverein SV Sallach in der Kreisklasse seine erste Station als Spielertrainer an, wurde aber nach nur einer Spielzeit vom TSV Langquaid abgeworben. Die Laabertaler führte der Klassetorhüter gleich in seiner Premierensaison mit zwei Siegen in der Relegation über den FC Dingolfing II und den TSV Velden in die Bezirksliga, der sie seitdem (mit Ausnahme eines Jahres in der Landesliga) noch immer angehören.

Trotz eines hervorragenden fünften Platzes in der Abschlusstabelle musste Gottwald nach zwei Jahren seinen Hut nehmen, fand aber mit dem ETSV Hainsbach gleich eine neue und interessante Aufgabe. Mit dem Geiselhöringer Stadtteilklub feierte er in vier Jahren drei Meisterschaften und somit den sensationellen Durchmarsch von der Kreisklasse bis in die Bezirksoberliga. Im Sommer 2009 verabschiedete er sich dann auf dem Höhepunkt als frisch gebackener BOL-Aufsteiger und zog weiter zum SV Perkam, dem er nach einer bitteren Relegationsniederlage in der ersten Saison dann ein Jahr später wiederum über die Relegation zum Aufstieg in die Kreisliga verhalf.

Nachdem er in der Hinrunde der Spielzeit 2012/13 für den TV Geiselhöring lediglich als Spieler das Tor hütete, kehrte Gottwald in der darauffolgenden Winterpause als Coach zum SV Sallach zurück, den er bis 2016 betreute. Anschließend coachte er für zwei Spielzeiten den gerade in die Kreisliga aufgestiegenen SV Mengkofen, den er aber nicht vor dem direkten Wiederabstieg über die Relegation bewahren konnte. Zuletzt stand Harald Gottwald in der Saison 2018/19 in Diensten des Kreisklassisten SV Wallkofen.

Zuletzt stand Harald Gottwald beim SV Wacker Wallkofen an der Seitenlinie.
Zuletzt stand Harald Gottwald beim SV Wacker Wallkofen an der Seitenlinie.
Aufrufe: 026.7.2020, 14:30 Uhr
Tobias WittenzellnerAutor