2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
– Foto: Dominik Claus

Güntner will mit St. Stephan wieder auf die Erfolgsspur

KLA Darmstadt: SVS möchte zurück in die KOL / Potenzial im Verein nutzen

Lange Zeit war der SV St. Stephan Mitglied der Kreisoberliga Darmstadt/Groß-Gerau. Im Jahr 2013 gelang es dem SVS, als Meister der Kreisoberliga, sogar der Aufstieg in die Gruppenliga. Dort schlug man sich zwei Jahre lang wacker, ehe 2015 der Gang zurück in die Gruppenliga folgte. In den darauffolgenden Jahren kämpfte man immer wieder um die Rückkehr in die Gruppenliga – jeweils ohne Erfolg. Im vergangenen Jahr dann der überraschende Absturz in die Kreisliga A. Aus den letzten zwölf Begegnungen verloren die Griesheimer ganze acht Spiele und zogen auch in den Playoffs zum Klassenerhalt gegen den TSV Wolfskehlen (Auswärts 1:3) und der KSG Brandau (Zuhause 1:5) deutlich den Kürzeren. So wurde es zur Gewissheit – Nach zehn Jahren hieß es für dem SVS wieder Kreisliga A.

Doch schon vor Saisonbeginn lief es alles andere als gut. Die Wege von Trainer Ali Talib und dem SVS trennten sich zwei Wochen vor Beginn der Vorbereitung. Im Anschluss kontaktierten die Verantwortlichen Trainer Mischa Güntner, der nach seinem langfristigen Engagement bei der TSG Wixhausen vor der Saison frei wurde. Die Kontaktaufnahme war für Güntner eine Überraschung, wie er verriet: „Ich hatte vor der Saison mehrere Angebote, welche aber allesamt nicht konkreter wurden. Dann kam gut zwei Wochen vor Beginn der Vorbereitung der Anruf von St. Stephan. Am nächsten Tag trafen wir uns direkt, um über unsere Vorstellungen zu sprechen. Schnell war klar, dass der SVS und ich dieselben Ziele verfolgten.“

Ein Blick zurück, um den Blick nach vorn zu richten

Für Mischa Güntner war es wichtig, den Spielern zum Amtsantritt wieder neuen Mut einzuimpfen. „Die Mannschaft hatte vor Beginn der neuen Runde kein Selbstvertrauen mehr. Sie war zwar nicht völlig am Boden, doch hinterließ der letztjährige Abstieg seine Spuren“, erklärt Güntner die Situation bei Amtsantritt. Um die Spieler wieder auf die richtige Spur zu führen, nahm sich Güntner Zeit für die Mannschaft und führte mit jedem Einzelnen Vieraugengespräche. Dabei sei es, so Güntner, wichtig gewesen, den Spielern positive Energie zu geben und ihnen zu vermitteln, was er in der kommenden Saison für das Spiel plane. Der Verarbeitungsprozess des letzten Jahres habe drei bis vier Wochen in Anspruch genommen, erwähnt Güntner rückblickend.

Eine weitere Schwierigkeit für Güntner war es, dass er keinerlei Einfluss mehr auf die Zusammenstellung des Kaders hatte. „Die Zeit, um Neuzugänge zu finalisieren war zu knapp. Ich hatte vor Beginn der Runde also keinen Einfluss auf die Zusammenstellung unseres Kaders“, sagt Güntner. Der Weg des SVS ist es, aus der guten Jugendarbeit, Jahr für Jahr Spieler in die erste Mannschaft hochzuziehen und sie dort zu integrieren. Ein Weg, der auch für Güntner wichtig ist, um in den kommenden Jahren wieder erfolgreich zu spielen.



Auf starken Start folgte ein kleiner Einbruch

Güntner hat eine genaue Vorstellung vom Fußball, den er spielen lassen will. „Die Idee ist, dass ich sehr offensiv spielen lasse, hohes Pressing betreibe und den Gegner mit absolutem Einsatze unter Druck setze. Das erfordert selbstverständlich absolute Fitness der Mannschaft“, erklärt Güntner seine Spielidee. Eine Idee, die bereits zu Saisonbeginn vollends aufging. Aus den ersten elf Ligaspielen gewann der SVS neun Begegnungen und fand sich an der Tabellenspitze wieder. Doch dann folgte ein Einbruch. Aus den letzten acht Begegnungen gewann man lediglich noch zwei Spiele und fiel auf Tabellenplatz vier zurück. Die Tabellenführung ist mit 13 Punkten Rückstand in weite Ferne gerückt. Den Einbruch nur auf die mangelnde Erfahrung der Mannschaft zu schieben, ist für Güntner viel zu einfach: „Es sind mehrere Faktoren, die nach dem guten Saisonstart den Einbruch erklären. Eine Ursache, mit der wir zu kämpfen hatten, war der Ausfall unseres Top-Torjägers Alex Wobiwo Fowe, auf den wir nach dem zehnten Spieltag zwei Monate lang verzichten mussten. Auch andere Leistungsträger mussten beruflich bedingt zwischenzeitlich kürzertreten. Das muss man als Verein erstmal wegstecken.“ Ein weiterer Knackpunkt der Saison war für Güntner das Heimspiel gegen den SV Eberstadt am 13. Spieltag. „Wir machten gegen Eberstadt unser bis dato bestes Saisonspiel. Wir ließen allerdings in der ersten Halbzeit fünf hochkarätige Torchancen liegen. Eberstadt hat das im Gegenzug clever gemacht und das Spiel mit zwei Chancen gewonnen“. Danach wurden die sicher geglaubten Siege bei Germania Pfungstadt und zuhause gegen Viktoria Griesheim II jeweils in der Nachspielzeit verspielt, so der Coach weiter. Ein Prozess, aus dem aber allen voran die jungen Spieler wachsen würden, ist sich Güntner sicher.

Corona-Pause und die Zukunft

Das schöne, so Güntner, sei es, dass das Team in dieser Saison nicht unter Zugzwang stehe, den Aufstieg tatsächlich schon zu realisieren. Langfristig hingegen sieht sich der SVS-Trainer mit seiner Mannschaft in der Kreisoberliga und gar Gruppenliga wieder. „Die Bedingungen, die der SVS bietet sind klasse. Vom Gelände und der Organisation her ist St. Stephan in meinen Augen mit einer der besten Vereine im gesamten Umkreis. Auch die Strategie, mit der guten Jugendarbeit sprechen absolut für den Verein“, so Güntner. Schaffe man es, dieses Potenzial vollends auszunutzen, sieht Güntner den Verein ein bis zwei Klassen höher. Doch ob sich Güntner und sein Team in der aktuellen Saison nochmals beweisen können, ist mehr als fraglich. Durch die Corona-Pandemie ruht der Spielbetrieb in allen Spielklassen vorerst bis zum 19. April. Der Verband will sich noch äußern, wie man im Anschluss mit der aktuellen Saison weiter verfährt – Ausgang offen. Für Güntner ist relativ klar, dass der Ball in dieser Saison, in den Amateurklassen, wohl nicht mehr rollen wird: „Ich bin kein Arzt oder Experte, doch wenn man sieht, welches Ausmaß die Corona-Pandemie einnimmt, kann ich mir persönlich nicht vorstellen, dass diese Runde nochmal angepfiffen wird“. Auch darüber wie die Verbände mit dem Ausgang der aktuellen Saison verfahren werden, ist sich Güntner nicht sicher: „Es ist unglaublich schwierig, eine gerechte Regelung zu finden. Man kann die Saison annullieren, sodass sie nicht gewertet wird. Doch egal zu welcher Entscheidung man kommen wird, es wird schwer sein eine Lösung zu finden, mit der möglichst alle gut leben können“, so Güntner. Sollte nichtsdestotrotz die Runde doch nochmal angepfiffen werden, sieht Güntner seine Mannschaft wieder auf dem Punkt fit. Güntner hat mit einem Großteil der Mannschaft, sowie den A-Jugendlichen, die kommende Saison in den Herrenbereich dazustoßen, Gespräche bezüglich Vertragsverlängerungen geführt. Diese führten bisher allesamt zum gewünscht Erfolg, so Güntner. Doch ob in dieser oder in der nächsten Saison, Güntner sieht sich und sein Team auf einem guten Weg und ist optimistisch, dass es in naher Zukunft wieder Kreisoberliga-Fußball in St. Stephan zu sehen gibt.

Aufrufe: 06.4.2020, 10:15 Uhr
Pascal WinklerAutor