2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligavorschau
Lautstark an der Linie: Weinsheims Trainer Marc Förster.	Foto: Mario Luge
Lautstark an der Linie: Weinsheims Trainer Marc Förster. Foto: Mario Luge

Großer Respekt, kleine Beute

VORSCHAU BEZIRKSLIGA NAHE +++ Warum die SG Weinsheim in der Bezirksliga trotz starker Auftritte gegen Spitzenteams im Keller steht

Weinsheim. In Medard, am späten Abend des 6. September, als der letzte Pfiff gerade durch den düsteren Wald geschallt war, begegnete man ihm mit jener Pietät, die dem tapferen, aber geschlagenen Kämpfer gebührt. Auf dem schweren Weg in die Katakomben spürte Marc Förster (45) Hände auf den Schultern. Viele Hände. Mut redeten ihm die Leute am Rasenrand zu nach dem 1:4 gegen Veldenzland, gemischt waren die Worte mit einer Portion mitfühlender Anteilnahme.

So sei das halt, „wenn man unten steht“, hörte Förster, Trainer der SG Weinsheim, an diesem Abend, der ein komprimierter Abklatsch einer tristen Saison war, einige Male. Ein Szenario, das sich wiederholte. Und wiederholen sollte. „Sagenhaft“ ist das, rätselt der Coach, „wir schießen vorne an den Pfosten und hinten führt ein haarsträubender Fehler direkt zum Tor.“ Geschichte der ersten acht Spiele, so in etwa.

Auf den Trainerposten wie die Jungfrau zum Kind

Auf seinen Trainerposten kam Förster, früher selbst Bezirksliga-Kicker der SGW, später Meistermacher in Sponheim und Boos, wie die Jungfrau zum Kinde vor Spieltag zwei: Der Traum vom Bürgermeisteramt platzte, er übernahm die C-Jugend, dann hieß es, Julian Dörschug beende seine Weinsheimer Karriere. Press nach dem Auftakt.

In allen Versuchen blieben Förster und die SG ohne Dreier – nur mit drei Punkteteilungen, gegen absolute Spitzenklubs. Brotlose Kunst irgendwie, denn nur über die Eichhörnchen-Taktik lässt sich lange kein Absturz vermeiden. „Es sieht ja nicht schlecht aus. Wir hatten zwei schwache Spiele, gegen Planig und Ippesheim. Der Rest: akzeptabel“, wundert sich Maximilian Walg (22), Försters Captain und Innenverteidiger, weiß aber, dass „wir uns nichts davon kaufen können“. Außer Respekt eben.

Baustelle Sturm. Denis Bischofs Transfer nach Planig riss eine Schlucht, Luca Valerius griff angeschlagen nicht ein Mal an – mit acht Toren bei 24 Gegentreffern, Bezirksliga-Höchstwert, gewinnt man keinen Blumentopf. Gegen Guldenbachtal, gegen Langenlonsheim, gegen die Eintracht II, ein Top-Trio, da sprangen Unentschieden raus. „Warum es gerade gegen die Stärksten gereicht hat, kann ich nicht sagen. Die Fehler hinten kann man sich vielleicht in der B-Klasse erlauben, und vorne sind wir nicht kalt“, mäkelt Förster.

„Willige“ Truppe, die „nicht den Kopf hängen lässt“

Über eine „heiße und willige“ Truppe spricht er dabei, von einer Mannschaft, die „jetzt nicht den Kopf hängen lässt“. Extrem jung ist sie. Und im Raum steht die Frage: Hält sie den Fokus auch, wenn die Misere in den nächsten Wochen nicht dem Auftrieb weicht? Mit drei Pünktchen modert die SGW in einer Liga, in der, wie man glaubt, jeder jeden abschießen kann, ganz unten. Man mahnt zur Ruhe. Und zu Besonnenheit. „Bei uns brechen weder Notstand noch Panik aus“, erzählt Student Walg. „Wir brauchen den einen Sieg, der einen Lauf ermöglicht. Vieles ist möglich.“

Tatsächlich, eine leere Floskel ist das mitnichten. Vielleicht erinnern sie sich in Weinsheim ja an die Saison vor zwei Jahren. Neun magere Punkte stapelte die SG nach 15 Partien auf dem Konto, am Ende waren es 33. Rettung im Schlussspurt. Was beileibe nicht bedeutet, dass man wieder so einem Überlebenskampf verfallen will. „Wenn der Dreier endlich durchflutscht, läuft es. Problem bei meiner Mannschaft ist manchmal, dass sie zu sehr Fußball spielen will“, weiß Förster. Heißt: ein Fauxpas im geregelten Aufbau, dann rappelt’s.

Noch ist die Kopf-nach-unten-Phase nicht angebrochen. Ein Sieg, nur einer zum Anfang, „von mir aus ein ganz dreckiger oder einer mit Eigentor“, beschwört Förster. „Die Klasse haben wir“, ist auch Walg überzeugt. Umsetzen muss man sie. Heute (19 Uhr) läuft der FC Brücken am Palmstein auf. Wieder ein Player im Aufstiegsrennen, wieder einer, gegen den die SGW offen mitspielen will. Usus gegen die Top-Teams bisher. Nur werden serienweise Unentschieden am Ende nicht belohnt. „Von mir aus kann es das schlechteste Spiel sein. Wenn wir gewinnen“, so Förster. Morgen feiert er Geburtstag. Einen besseren Zeitpunkt für den Premieren-Dreier als heute, den gibt es nicht.




Drei Duelle, die es in sich haben

SG Guldenbachtal – SG Hüffelsheim: Irgendwann reißt jede Serie- Bei der SGG war das vergangene Woche der Fall, sie kassierte ein 1:3 beim stahlhart mauernden Aufsteiger SG Veldenzland. Dass sie weiter an der Spitze thront, verdanken Sascha Witt und Co. effizienten ersten sieben Spieltagen – und den Schwankungen der Konkurrenz. Aber: Bis auf einen Punkt sind die Hüffelsheimer herangerutscht. Es ist, Stand jetzt, das Duell der Superlative. Mit absolut offenem Ausgang.

SG Veldenzland – FCV Merxheim: So abstrus es anmuten mag, doch dieses Treffen ordnet sich ebenso in der Kategorie „Spitzenspiel“ ein. Die Viktorianer, im Vorjahr fast abgestiegen, reisen mit der stärksten Moment-Form an, Bezirksliga-Neuling Veldenzland rühmt sich mit Platz vier, einer bahnbrechenden Effektivität und viel Selbstbewusstsein. Ob Merxheims Top-Scorer Tobias Demand auch gegen die tief stehende SGV-Defensive ankommt? Zuletzt netzte er beständig.

TSG Planig – Karadeniz Bad Kreuznach: Erst traf er, wie er wollte. Dann hatten sich die Abwehrketten nach drei Spieltagen ziemlich gut auf ihn eingestellt. Planigs Zehn-Tore-Mann Dennis Mastel kämpft derzeit um seine Quote. Und Planig mit der Punktausbeute. Nach drei Auftakterfolgen gab es in den fünf Folgepartien nur noch einen Dreier, beim 0:1 in Birkenfeld riss zudem das Nervenkostüm und gleich zwei TSGler flogen in der Endphase runter. Karadeniz ist die Wundertüte.

Aufrufe: 027.9.2019, 08:00 Uhr
Peter-Pascal PortzAutor