2024-05-02T16:12:49.858Z

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Andreas Knoll (li.) und Danny Wild wollen nach Hof wechseln. Das ist aber schwieriger als gedacht.
Andreas Knoll (li.) und Danny Wild wollen nach Hof wechseln. Das ist aber schwieriger als gedacht. – Foto: Damrot

Geht's vors Arbeitsgericht? Transferstreit Hof vs. Selb eskaliert

Fünf Spieler sind zwischen die Fronten geraten, weder die SpVgg noch die Kickers wollen nachgeben

Zwischen dem Landesliga-Neuling Kickers Selb und dem Bayernligisten SpVgg Bayern Hof ist ein Transferstreit entbrannt. Es geht um fünf Spieler, die vom einen zum anderen Klub wechseln wollen. Doch keiner der beiden beteiligten Klubs gibt nach, erteilt den Spielern die Freigabe, und verhindert somit das Wechseln. Die Fronten sind derart verhärtet, dass es wohl eine Entscheidung vor dem Arbeitsgericht geben wird. Ob der Fall vor Gericht überhaupt entschieden werden kann, steht auf einem anderen Blatt. Leidtragende sind die Spieler, die wahrscheinlich frühestens in der Winterpause zu ihrem neuen Verein wechseln können, wenn keine der beiden Parteien nachgibt.

Es geht um insgesamt fünf Kicker: Die beiden Kickers-Spieler Andreas Knoll (27) und Danny Wild (29) sind wechselwillig, wollen rüber zu Bayern Hof, von wo sie vor einem Jahr gekommen sind. Beide haben in Selb allerdings noch einen bis zum 30. Juni 2021 datierten Vertrag, die nun aufgelöst werden müssten. Im Gegenzug wollen die drei Hofer Akteure Torwart Jonas Lang (19), Ege Özkan (19) und Alexander Seidel (20) zum Nachbarn nach Selb wechseln. Lang hat sich aber nicht rechtzeitig zum 30. Juni in Hof abgemeldet. Die beiden anderen sind zwar keine Vertragsamateure, benötigen aber in der Corona-Pause aufgrund vom Bayerischen Fußball-Verband (BFV) geänderter Wechselmodalitäten die Freigabe des abgebenden Vereins aus Hof, die bekommen sie aber nicht. Doch keiner der beiden Vereine gibt nach. Sollte es vor Transferschluss Ende August zu keiner Einigung kommen, dann müssten die Transfers auf den Winter verschoben werden.

Folgende Hintergründe könnten nach Einschätzung von Beobachtern eine Rolle spielen: Der ehemalige Hofer Klubchef Reiner Denzler, jetzt Mitglied im Beirat, ist von Beruf Rechtsanwalt und war jahrelang der Hausanwalt der Firma von Selbs Macher Jakob Schleicher. Denzler hatte einst vor, das liegt schon einige Jahre zurück, Schleicher mit ins Hofer Boot zu holen, ihn im Aufsichtsrat zu installieren. Das hatte auch finanzielle Erwägungen, denn die Hofer erhofften sich dadurch finanzielle Unterstützung von Schleicher. Bei einigen Sitzungen soll Schleicher auch dabei gewesen sein, soll auch interne Zahlen erfahren haben. Bayern Hof sollte als der Topverein der Region sein und Kickers Selb eine Filiale der Hofer werden. Doch Schleicher entschied sich anders, wollte mit Kickers Selb etwas eigenes aufbauen und das ist dem 49 Jahre alten Unternehmer mit vier Aufstiegen binnen vier Jahren von 2015 bis 2019 von der A-Klasse bis in die Landesliga, in der Gruppe Nordost belegen die Kickers Platz fünf, ja auch gelungen. Nun sehen sich beide Vereine als Konkurrenten, buhlen um die guten Spieler der Region. Selb könnte den Hofern Rang eins in der Region bald ablaufen.

Thomas Popp, Teammanager bei Bayern Hof, und Martin Damrot, Spielertrainer bei Kickers Selb, wollten nun im Transferstreit vermitteln. Doch das ist den beiden nicht gelungen. "Ich habe meine Hilfe angeboten, aber die Fronten sind total verhärtet. Da stehen sich zwei Alpha-Tiere gegenüber und da ist es besser, wenn man sich raushält", sagt Popp. Wie geht es nun weiter? Könnte sein, dass es eine Entscheidung vor dem Arbeitsgericht gibt, das ist aber noch offen. Viel Zeit bleibt ohnehin nicht mehr, denn das Transferfenster schließt ja 31. August, also in Kürze. "Es ist schade, denn die Leidtragenden sind in diesem Fall die Spieler", sagt Popp. Jakob Schleicher als Sportlicher Leiter und Macher von Kickers Selb sagt zu der Problematik: "Wir haben schon fünfmal in Hof angerufen. Einmal habe ich Herrn Denzler erreicht und das war ein sehr emotionales Gespräch. Wir würden uns gerne mit Bayern Hof an einen Tisch setzen und die Sache klären. Denn ich glaube nicht, dass das Arbeitsgericht das alles entscheiden kann." Schleicher vermutet und mahnt zugleich: "Bayern Hof will einfach mit uns nicht verhandeln, sie sollten mal runterkommen von ihrem hohen Ross."

Bei Bayern Hof wird es in diesen Tagen noch eine weitere Personalie geben. Der Stürmer Martin Holek wird noch vor Transferschluss den Verein verlassen. Der 31-Jährige, der noch ein Jahr Vertrag in Hof hat, hat sich selbst auf die Suche nach einem neuen Verein gemacht und wird zum FK Blansko, einem Zweitligisten in seinem Heimatland Tschechien wechseln. Der 1,96 Meter große Mittelstürmer hatte in der Saison 2015/16 mit 28 Toren in 34 Spielen in der Bayernliga Nord großen Anteil am damaligen Regionalliga-Aufstieg der Hofer Bayern. Wenn Holek die Oberfranken verlässt, wäre der Topverdiener von der Gehaltsliste gestrichen. Thomas Popp sagt dazu: "Durch den Abgang von Holek ist der verbliebene Kader noch etwas kleiner geworden." Aber das Kostenbudget der Hofer Bayern verringert sich dadurch noch einmal erheblich, was in schwierigen Corona-Zeiten wohl auch beim Traditionsklub unumgänglich ist. Der Vertrag mit dem Tschechen ist noch nicht aufgelöst worden, das soll in den nächsten Tagen folgen.

Aufrufe: 022.8.2020, 09:00 Uhr
Dirk MeierAutor