2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines
Mit Kapitänin Jana Leugers (re.) verabschiedet sich die Grand Dame der Holstein Women und aktuelle Fußballerin des Jahres aus dem aktiven Fußball. ism
Mit Kapitänin Jana Leugers (re.) verabschiedet sich die Grand Dame der Holstein Women und aktuelle Fußballerin des Jahres aus dem aktiven Fußball. ism

Fußballerin des Jahres 2015 muss absteigen

Holstein Women schließen Saison als Tabellenletzter der Bundesliga Nord ab / Jana Leugers beendet aktive Karriere

Am Ende hat es nicht gereicht. Die Frauen von Holstein Kiel steigen nach der Saison 2015/16 zum dritten Mal aus der zweiten Frauen-Bundesliga Nord ab.

Nach 2010/11 und 2012/13. ,,Mit dieser Mannschaft werden wir mehr Punkte holen als letztes Jahr", sagte Cheftrainer Christian Fischer euphorisch nach der starken Vorstellung beim 2:4-Saisonauftakt gegen den hochgehandelten Herforder SV. Doch nach 21 weiteren Begegnungen im Unterhaus der Frauen-Bundesliga standen magere fünf Punkte auf der Habenseite. Acht weniger als in der Vorsaison, als die Holstein Women auf Platz zehn durch den Rückzug des VfL Bochum die zwei Relegationsspiele gegen den Südvertreter nicht austragen mussten und somit der Klassenerhalt sicher war. Als klares Tabellenschlusslicht schlossen die Kieler diese Saison ab.

,,Ich denke, durch den Abstieg ist man unzufrieden. In vielen Spielen haben wir gezeigt, dass man in der Liga mitspielen können. Aber auch, dass wir defensive Schwächen haben. Eine Summe aus vielen kleinen Fehlern hat zum Abstieg geführt", analysierte Fischer. Diese ,,Mängel" waren meistens einfacher Natur. Insgesamt fehlte es bei den Aktionen an Aggressivität. In der Defensivarbeit leisteten sich die Störche zu viele Stellungsfehler. Zudem gab es auch vermeidbares Fehlverhalten bei taktischen Angelegenheiten.

,,Es ist eine junge Mannschaft, die nicht clever genug ist, der die Routine fehlt", betonte Torwarttrainer Harry Zwatz. Zwatz, der in der Frauen-Abteilung der Störche eine gute Torwartausbildung etabliert hat, kennt den Frauenfußball bei Holstein Kiel aus dem Effeff. Seit dem ,,Projektstart Holstein Women" 2004/05 ist der 60-jährige dabei und hat mit Victoria Bendt und Lena Kloock zwei Goalies zur Jugendnationalspielerinnen geformt und weiß, woran es in dieser Spielzeit gehapert hat. ,,Wir haben versucht Fußball zu spielen, nicht zu zerstören. Am Ende reichte es aber vorne und hinten nicht aus. Wir haben im Defensivbereich nur vier bis fünf Spieler, ansonsten nur offensiv ausgerichtete. Auf der Sechser-Position waren wir nicht defensiv genug. Wenn du dann nicht stark bist, die gegnerischen Angriffe zu unterbinden, entstehen Probleme. Du versuchst es offensiv zu lösen und rennst damit in die Falle."

Für Holsteins Torjägerin Jana Leugers gab es auch keine Hilfe von oben: ,,Mit etwas Glück hätten wir es schaffen können. Es hat Spiele gegeben, wo es knapp war." Schleswig-Holsteins aktuelle Fußballerin des Jahres nannte auch andere Gründe für die gescheiterte Mission Klassenerhalt. ,,Es waren die Blackouts, die unkonzentrierten Phasen. Es waren zehn bis fünfzehn Minuten, wo es nicht stimmte. Es bringt aber nichts, wenn du 75 Minuten super spielst und dann doch 0:3 verlierst. Das hatten wir zu oft in fast jedem Spiel. Es kommt dazu, dass wir zu viele Chancen vergeben haben. Dazu zähle ich mich auch. Wir haben einfach zu viele Chancen für ein Tor gebraucht. Insgesamt ist der Abstieg sehr schade. Niemand steigt gerne ab. Zumal es auch meine letzte Saison war."

Holsteins Spielführerin und Offensiv-Herzstück beendet die aktive Laufbahn. Im Winter steht für die angehende Lehrerin das Examen auf dem Plan. Christian Fischer, der Holstein Kiel verlässt, ergänzte: ,,In der Rückrunde haben wir mutiger angegriffen. Aber der letzte Wille war nicht da. In verschiedenen Spielen gab es verschieden starke Spielerinnen." Es fehlte somit eine starke Achse bei den Störchen. Trotz der desaströsen Saison blieben auch positive Erkenntnisse nicht aus. Einen unglaublichen Zusammenhalt innerhalb der Mannschaft und des gesamten Teams erkannten Leugers, Zwatz und Fischer unisono. Auch litt die hohe Motivation trotz der Niederlagen niemals bei den Spielerinnen.

,,Trotz der schlechten Lage haben wir immer weiter gekämpft", fügte Leugers hinzu. Fischer betonte, dass man fußballerisch gezeigt hat, Torchancen erspielen zu können und dass viele junge Spieler an die zweite Liga herangeführt wurden. Bleibt abschließend festzustellen: Will man bei den Holstein Women in Zukunft kontinuierlich höherklassigen Fußball bieten und das nun wohl erworbene Image einer Fahrstuhlmannschaft ablegen, bedarf es einiger grundlegender Veränderungen.

,,Die Rahmenbedingungen stimmten nicht für diese Klasse. In dieser Klasse musst du drei bis vier Mal trainieren: Wenn die Spielerinnen aufgrund schulischer und anderer Gründe nicht am Training teilnehmen können, reicht es nicht. Bis Platz acht in der zweiten Liga sind alle Mannschaften professionell aufgestellt.
Aufrufe: 020.6.2016, 17:30 Uhr
SHZ / ISMAutor