2024-05-17T14:19:24.476Z

FuPa Portrait
Atsuki Sorihashi ist aus der Startelf von RWO Alzey nicht mehr wegzudenken.
Atsuki Sorihashi ist aus der Startelf von RWO Alzey nicht mehr wegzudenken. – Foto: BK/Schmitz (Archiv)

Fußball, Sprachkurs, Weizenbier

LANDESLIGA OST +++ RWO-Spieler Atsuki Sorihashi und Masahito Morishima betreiben Riesenaufwand für ihren Traum

Alzey. Beweglich, wendig, sehr gute Passtechnik, fast unermüdliche Laufstärke – viele japanische Fußballer ähneln sich in ihren Grundeigenschaften. Aber es gibt noch einen Grund, dass die rheinhessischen Top-Amateurklubs immer mehr auf Spieler aus dem Land der aufgehenden Sonne setzen. Wormatia Worms, Pfeddersheim, Gonsenheim, bis Winter noch die Hassia – und auch bei RWO Alzey zählen zwei Japaner zum Stamm. Der Grund heißt Takashi Yamashita.

Zwei Jahre Zeit, um den Anschluss zu finden

Der Trainer des FC Basara Mainz leitet seit Jahren die hiesige Zweigstelle des Dienstleisters Europlus, der jungen Japanern an mehreren Standorten „betreutes Europa“ anbietet, mit Wohnungen, Behördengängen und der Vermittlung eines möglichst passenden Amateurklubs. Für die jungen Japaner bedeutet es eine Menge Renommee, im Ausland gelebt und im Bundesliga-Land gespielt zu haben. So kam es auch zum deutsch-japanischen Verein in Mainz, wobei immer mehr Japaner auch ohne die Europlus-Agentur den Weg nach Rheinhessen finden. Dass sie hier gern gesehen sind, spricht sich herum.
Atsuki Sorihashi und Masahito Morishima sind zwei dieser Yamashita-Entdeckungen. Sorihashi, der in Gonsenheim schon Verbandsliganiveau nachgewiesen hat, ist bei RWO eine feste Größe am offensiven Flügel, Morishima eine vom Trainerteam gern gezogene Option im zentralen Mittelfeld. Jeden Vormittag geht es zur Sprachschule, ansonsten haben die jungen Japaner viel Zeit für Sport. Der Ehrgeiz ist enorm. „Sie denken oft, dass sie schlechter werden, wenn sie nicht trainieren“, erzählt RWO-Trainer Max Kimnach. In Gonsenheim hat er einst mit Yamashita zusammengespielt. Für zwei Jahre gilt üblicherweise das Visum, dann müssen die Japaner studieren, eine Arbeit haben – oder zurück in die Heimat.

Masahito Morishima empfiehlt sich bei RWO Alzey für mehr Spielzeit.
Masahito Morishima empfiehlt sich bei RWO Alzey für mehr Spielzeit. – Foto: Michael Wolff (Archiv)

Sorihashi ist schon länger da. Der 27-Jährige wohnt in Kostheim, arbeitet in Frankfurt als Chefkoch in einem Sushi-Restaurant, hat hier eine Japanerin geheiratet und wird bald Papa. „Als ich nach Deutschland gekommen war, hatte ich SV Gonsenheim gegen Schott Mainz geguckt“, erzählt er, „da war ich heiß, meine Ziel war Stammspieler in der Oberliga zu werden.“ Das Ziel verfolgt er immer noch. Das Paar will erst einmal in Deutschland bleiben. „Ich liebe Japan“, sagt Sorihashi, „aber ich vermisse es nicht.“ Die Fußball-Kultur hier fasziniert viele Japaner. „Es gibt so viele Mannschaften. Jeder Klub hat einen Sportplatz, eine Kabine, eine Kneipe. Unglaublich!“ Ob schon etwas typisch deutsch an ihm ist? „Ich will manchmal Weizenbier trinken. Ich glaube, Fußball gucken mit Bier ist typisch deutsch, oder?“
Beim Alzeyer Oktoberfest, das die RWO-Mannschaft traditionell besucht, waren die beiden Japaner dabei. Zum Training fahren sie gemeinsam. Morishima ging auch mit Kumpels verkleidet auf den Rosenmontagsumzug. Er wohnt in einer WG in Mainz-Bretzenheim, die Europlus angemietet hat. Als Morishima im Juni in Alzey vorspielte, konnte er außer „Hallo, ich heiße Mori“ kein Wort Deutsch, erzählt Kimnach. Rechts, links, Hintermann, die Kommandos klappen inzwischen. Die Japaner verstehen sehr schnell Deutsch, scheuen sich aber, viel zu reden, so lange sie es nicht richtig gut können. Als kürzlich wieder zwei Japaner vorspielten, erklärte der 19-Jährige ihnen die Übungen. „Die Jungs suchen die Integration“, sagt Kimnach.
Sorihashi ist mit seiner Dynamik und seinem Zug zum Tor schon fast etwas untypisch für die Talente vom Nippon. Robustheit, Effektivität, daran mangelt es oft. Am Lernwillen nicht. Morishima zeichnet sich, wie Kimnach sagt, durch gute Übersicht und Antizipation aus. Beim 1:3 in Schifferstadt standen sie beide in der Startelf. Morishima eroberte den Ball und spielte auf den Flügel zu Atsuki Sorihashi, der dribbelte und flankte zur Alzeyer Führung.

Aufrufe: 010.3.2020, 10:00 Uhr
Torben SchröderAutor