2024-05-24T11:28:31.627Z

Spielvorbericht
F: Martinschledde
F: Martinschledde

FSV Gütersloh: »Schulz« macht Dampf

19-jährige Linksverteidigerin ist so etwas wie die Entdeckung der Saison in der Tönnies-Arena. Auch im Heimspiel am Ostersonntag gegen den Tabellenzweiten FC Bayern München II will sie selbtsbewusst aufspielen.

Wenn Trainer Steffen Enge beim FSV Gütersloh eine Anweisung an seine Linksverteidigerin richtet, hallt nicht etwa ein persönlich anmutendes „Melissa“ über den Platz, sondern ein schroff klingendes „Schulz“. Mit mangelndem Respekt oder gar fehlender Sympathie hat das aber nichts zu tun. „Das ist halt mein Spitzname beim Fußball“, sagt die 19-Jährige.

FSV Gütersloh 2009 - FC Bayern München II (So 11:00)
Schulz, die im privaten Freundeskreis „Liss“ gerufen wird, ist beim Zweitligisten so etwas wie die Entdeckung der Saison. Sie ist eine von nur drei Spielerinnen, die in allen 21 Saisonspielen zum Einsatz kamen. Und weil sie fast immer Leistung brachte, wird sie auch am Sonntag im Heimspiel gegen Bayern München II (11 Uhr) mit der Anfangself auflaufen.

Steffen Enge weiß, worauf er sich bei seiner Nummer 20 verlassen kann. „Sie hat eine hohe Ballkontrolle, eine sehr geringe Fehlerquote und schaltet sich gut nach vorne ein.“ Mit ihrem starken linken Fuß ist Schulz beim FSV auch die Spezialistin für Eckstöße und Freistoßflanken. „So wie sie die Dinger bringt, würde ich mich gerne selbst mal wieder vorne drin sehen“, schwärmt der frühere Strafraumstürmer von der Schärfe und der Präzision der Hereingaben. Die in Dortmund geborene und im Stadtteil Rahm lebende Fußballerin bringt aber auch eine körperliche Robustheit und so etwas wie „Ruhrpottmentalität“ mit auf den Platz. Nach vier Verwarnungen droht ihr sogar eine im Frauenfußball eher seltene Gelbsperre.

Christian Franz-Pohlmann holte die in Jungenteams groß gewordene Melissa Schulz 2014 zum FSV. Zwei Jahre spielte sie in der U 17-Bundesliga. 2016 debütierte sie in der 2. Liga der Frauen, wo sie in den beiden ersten Spielzeiten auf 16 und 15 Einsätze kam. Dass sie im dritten Jahr einen Schritt nach vorne machte, erklärt die bescheidene Sportlerin („Ich spiele eine recht solide Saison“) mit zwei Aspekten: „Man gewinnt immer mehr an Erfahrung hinzu, und ich fühle mich superwohl in diesem Team.“ Letzteres ist auch der Grund, warum sie den beträchtlichen Aufwand gerne auf sich nimmt. Zu den vier wöchentlichen Trainingseinheiten reist die bei einer Krankenkasse arbeitende Kauffrau im Gesundheitswesen in Fahrgemeinschaft mit den anderen „Dortmunderinnen“ Isabelle Wolf, Melanie Ott und Pia Lange an. Vom FC Bayern München II, der am Sonntag in der Tönnies-Arena immerhin als Tabellenzweiter antritt, hat Melissa Schulz keine spezielle Kenntnis: „Ich beschäftige mich grundsätzlich nicht damit, wer meine Gegenspielerin sein könnte – ich nehme das, was kommt.“ Sie glaubt, dass ihr um den Klassenerhalt kämpfendes Team, das bereits die letzten drei Heimspiele gewann, sehr wohl eine Chance hat: „Wir wissen wo unsere Qualitäten liegen, und zuhause ist alles möglich.“

Ähnlich sieht es Steffen Enge. „Zuhause ist ein Pfund“, sagt der Coach, der von seinem Team aufs Neue den Schwung und den Mut verlangt, der schon zu den überraschenden Favoritenstürzen von Saarbrücken und Hoffenheim führte. Trotz des 0:4 in Potsdam ist der Fünf-Punkte-Vorsprung vor der Abstiegszone nicht geschrumpft, aber leer sollte der FSV besser nicht noch einmal ausgehen. Personell und taktisch will und muss der Coach etwas umstellen. Weil Kapitänin Lena Lückel wegen eines langfristig festgelegten Urlaubs im Training fehlte, könnte Charlotte Blümel ihre Rolle in der Innenverteidigung einnehmen. Wieder zum Kader stößt Stürmerin Gentiana Fetaj, die nach der Lehrgangswoche des U 17-Nationalteams im Abschlusstraining am Samstag zurückerwartet wird.

Aufrufe: 020.4.2019, 20:00 Uhr
Wolfgang Temme / FuPaAutor