2024-05-02T16:12:49.858Z

Vereinsnachrichten
Zweikampf auf dem Platz: der Trebuser Kavi Abdilahi Abdi gegen Eric Melchert vom SV Eiche Groß Rietz  ©Alexander Winkler
Zweikampf auf dem Platz: der Trebuser Kavi Abdilahi Abdi gegen Eric Melchert vom SV Eiche Groß Rietz ©Alexander Winkler

Flüchtlinge helfen beim Neustart

Trebus hätte abmelden müssen. Kurz vor dem Exodus haben die Kickers Verstärkung aus dem Asylheim Fürstenwalde bekommen.

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Die Kickers Trebus standen vor dem Aus. Wie so oft bei kleinen Vereinen auf dem Land, fehlten die Männer. Nun hat der Klub sechs neue Spieler gewonnen. Sie leben im Flüchtlingsheim in Fürstenwalde und mit ihnen will der Verein in der nächsten Saison trotz Abstiegs den Neustart wagen.

Hinter dem FV Kickers Trebus liegt eine verkorkste Saison. In 29 Spieltagen kassierte der Verein 136 Gegentore. Mit nur einem Sieg und einem Unentschieden steht er auf dem letzten Platz der Tabelle der Kreisliga Mitte von Ostbrandenburg. Der Abstieg in die Kreisklasse ist unaufhaltsam. Verletzungsbedingt fielen mehrere Spieler aus, oft standen die Trebuser in Unterzahl auf dem Platz, denn eine Partie absagen war für das Team keine Option.

Doch die Moral war noch vor wenigen Wochen am Boden, gibt Uwe Achtenhagen, zweiter Vorsitzender der Kickers, offen zu. "Wir standen kurz davor, den Verein einschlafen zu lassen", sagt der kräftige Mann mit dem kurzen, ergrauten Haar, der zu DDR-Zeiten erst bei der TSG und später bei Dynamo Fürstenwalde gespielt hat. Seit November vergangenen Jahres ist er Vertrauter, Ansprechpartner, Organisator, kurz "Mutter der Kompanie" für die Trebuser. Als er vom Projekt "Integration durch Sport" der Gesellschaft für Arbeit und Soziales (Gefas) hörte, erkannte Uwe Achtenhagen die Rettung für den Verein.

"Ich habe gehört, hier gibt es talentierte Jungs", mit diesen Worten stellte sich der Trebuser Ende April bei Karlheinz Ziegler vor. Der Sozialpädagoge ist Koordinator für Soziale Dienste bei der Gefas, in deren Wohnheim an der Hegelstraße derzeit rund 100 Flüchtlinge leben. "Der Kontakt zu den Sportvereinen ist uns sehr wichtig", sagt Ziegler. Sport verbinde, helfe den Flüchtlingen, die deutsche Sprache zu lernen sowie soziale Kontakte zu knüpfen, und baue bei den Einheimischen Vorurteile und Ängste ab, so seine Erfahrung.

Die talentierten Jungs zu finden, war kein Problem - sie trainierten seit Monaten hinter dem Wohnheim. "Vor allem die Somalis sind tolle Spieler", hat Ziegler beobachtet. Uwe Achtenhagen lud zwölf junge Männer aus Somalia, Kenia und dem Sudan zum Probetraining nach Trebus ein. Einer von ihnen ist Mohammed Ali Abdi. "Der Coach und das Team sind super. Sie haben uns sehr gut aufgenommen", schildert der 25-Jährige, der seit 16 Monaten in Deutschland lebt, seinen ersten Eindruck.

Uwe Achtenhagen hat seine Neuzugänge beim Landesamt für Soziales und Versorgung in Cottbus angemeldet und Spielerpässe für sie beantragt. Sechs wurden bereits zum 1. Juni erteilt, die übrigen werden zum Monatsende erwartet. "Die Bürokratie hat es in sich, aber ich mache es gern", sagt Achtenhagen. Immerhin bekommt er über das Sozialministerium des Landes eine finanzielle Förderung, die für die Ausstattung der neuen Spieler mit Schienbeinschonern, Trainingsanzügen und -bällen sowie Fahrkosten verwendet wird.

"Wir machen jetzt einen Neustart und ziehen das durch", sagt Achtenhagen. Jeden Donnerstag, um 16 Uhr, holt er seine Jungs zum Training ab. "Pünktlichkeit müssen sie noch lernen, aber auf dem Platz läuft es schon ziemlich gut", hat er festgestellt. Zwei Punktspiele, gegen Lichtenow/Kagel und Groß Rietz, gingen zwar verloren, aber: "Die Reaktionen der gegnerischen Mannschaften und der Zuschauer waren super." Vor Fremdenfeindlichkeit hat der Trebuser keine Angst: "Wir werden uns mit allen Konsequenzen für unsere neuen Spieler einsetzen." Das letzte Spiel der Saison findet am Sonnabend gegen Victoria Seelow III statt. "Danach werden wir noch zusammensitzen und grillen", sagt Achtenhagen.

Aufrufe: 07.6.2016, 07:58 Uhr
MOZ.de / Sonja JenningAutor