2024-05-02T16:12:49.858Z

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Feiern wie die Weltmeister

Fußball-Meister im Bezirk: SSG Ulm 99, Kreisliga A/Donau

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Der Aufstieg war geschafft, die Party konnte losgehen. Zumindest für die Fußballer des Neu-Bezirksligisten SSG Ulm 99. Nicht dort, wo gefühlte 99 Prozent aller Fußballer - egal welcher Ligazugehörigkeit - nach Saisonende abfeiern: Auf der Sonneninsel Mallorca am Ballermann. Nein: Die Kicker der SSG 99 feierten einen feuchtfröhlichen Gaudimarathon ohne Unterlass auf der eigenen Sportanlage Halde.

Feiern wie die Profis - fast zwei Wochen lang war Jubel, Trubel, Heiterkeit angesagt, denn auch die Reserve wurde Meister. In Gögglingen herrschte Ausnahmezustand. "Phänomenal, wie die mitten im Ort so groß feiern können", freute sich der Vereinsvorsitzende Anton Walter.

"Wir zeigen euch, dass wir nicht nur Fußball spielen können", orakelten indes die Protagonisten - und das Bier floss in Strömen. Unter dem Motto "Feiern wie die Weltmeister" stürzten sich die Spieler ins Stimmungshoch, das ohne Pause brodelte. Aus dem gutbürgerlichen Vereinsheim wurde eine Disco - gelegentlich bis 4 Uhr früh.

Die ausgelassene Sause fand auf der Terrasse statt, so dass Anwohner in der Nachbarschaft auch was davon hatten - ob sie wollten oder nicht. Nach dem Titelgewinn, der durch die Niederlage des TSV Erbach am vorletzten Spieltag in Nersingen frühzeitig feststand, war die Tonlage nicht von Triumphgetöse geprägt, das vielleicht auch noch mit der einen oder anderen provokanten Note in Richtung Erbach hätte gewürzt werden können.

Es war, zumindest in den Worten der Verantwortlichen, eher so etwas wie ungläubiger Stolz auf das Erreichte. Das alles, so der Tenor, sei nicht abzusehen gewesen. Schon gar nicht als die SSG Ulm 99 in der Saison 2010/2011 einige Leistungsträger verloren hatte, vor der Winterpause in den unteren Regionen der Tabelle stand und nicht viel dafür sprach, dass sich der Verein aus der Misere befreien könnte. Die Zeichen standen auf Abstieg.

Doch weil in Gögglingen alles ein bisschen anders ist, kam kein Coach Marke Feuerwehrmann, sondern einer aus dem Verein, der mit Herzblut und taktischer Finesse das Ruder herumriss: Hans Enderle. Der 58-Jährige ist tief mit dem Verein verwurzelt. Schon früh heuerte Enderle bei dem Klub an, der 1999 aus der Fusion SpVgg Gögglingen und SV Donaustetten entstanden ist. Zunächst als Coach der Bambini. Kaum jemand dürfte den Unterbau besser kennen als er.

So verwunderte es nicht, dass er nach seiner Inthronisierung mit jungen Spielern zunächst die Tabellenränge neun und vier erreichte. Enderle, dessen Prinzip "junge Leute sportlich und spielerisch weiterzuentwickeln" Früchte trug, hielt sich an eine Weisheit von Jupp Heynckes: "Der Sturm gewinnt Spiele, die Abwehr Meisterschaften".

Mit 71 Toren - Christian Deibler (18 Treffer) und Dominic Stirner (12) waren am treffsichersten - hatten die Gögglinger nach Srbija Ulm den zweitbesten Angriff der Liga. Und mit 26 Gegentoren die sicherste Abwehr. "Der Titel ist ein Erfolg des Kollektivs", sagt Coach Enderle, der schon länger verkündet hatte, am Saisonende aufzuhören. "Das, was ich wollte, habe ich erreicht." Mit Ex-Spieler Oliver Seitz (33), gerade als Kicker mit Olympia Laupheim in die Verbandsliga aufgestiegen, steht der Nachfolger fest.

"Unsere finanziellen Möglichkeiten sind mehr als bescheiden, da liegt das Hauptaugenmerk auf dem Nachwuchs", unterstützt Vorstand Walter die Zielsetzung der Fußballabteilung, die von Marc Ketter geführt wird. Der Verein hat sich zur Pflicht gemacht, auch in der höchsten Liga auf Bezirksebene - in der man noch nie spielte - den Etat konservativ zu planen, denn es gibt keine üppigen Geldquellen. Große Veränderungen im Kader sind nicht geplant. Ketter: "Unser Kader hat das Zeug zum Klassenerhalt."

Aufrufe: 023.6.2014, 08:59 Uhr
WINFRIED VOGLER | SWPAutor