2024-05-02T16:12:49.858Z

Kommentar
F: Martinschledde
F: Martinschledde

FC Gütersloh: Strafe für falsche Kaderplanung

Dass es beim Oberligisten mit der Zusammenstellung der Mannschaft früher oder später Probleme geben würde, war für Autor Wolfgang Temme absehbar.

Schlechte Leistungen, schlechte Ergebnisse, schlechter Tabellenplatz – eigentlich ist es ein Wunder, dass es beim FC Gütersloh nicht schon viel früher in der Trainerfrage rappelte. Das lag sicher an der speziellen Konstellation, dass mit Tim Brinkmann nicht nur der Zwillingsbruder des Coaches, sondern auch eine Ikone des hiesigen Oberligafußballs die Position des Sportlichen Leiters besetzte. Der Vertrauensvorschuss war deswegen enorm – und zwar für beide. Insofern ist es konsequent, dass jetzt auch beide gehen (müssen).

Die Fehler, die zum aktuellen Scheitern führten, wurden schon vor der Saison gemacht. Bei der Zusammenstellung des Kaders vertrauten die Brinkmänner zu sehr alten Verbindungen. Sie holten zu viele Spieler, die ihren Zenit überschritten hatten und nicht mehr tragende Säulen eines Oberligateams sein konnten. Und nach der frühen Erkenntnis, dass mit Hurra-Offensivfußball in der Abnutzungswelt der fünfthöchsten Spielklasse allenfalls die B-Noten stimmen, gelang der notwendig-schnelle Paradigmenwechsel nicht. Gut möglich, dass Brinkmanns Arbeit mit dem neu zusammengestellten Team in der nächsten Saison Früchte getragen hätte – dann aber wohl in der Westfalenliga.

Eine große Rolle bei der Stimmung, die sich rund um den Heidewald gegen die Zwillinge aufgebaut hatte, spielt wohl auch die relative Transferflaute in der Winterpause. Obwohl ein Sponsor für Oberligaverhältnisse reichlich Geld zur Verfügung gestellt hatte und von der Sportlichen Leitung „vier bis fünf Verstärkungen“ angekündigt worden waren, kamen nur drei Neue. Und der „Königstransfer“, Saban Kaptan, spielte schon in der Vorsaison beim FCG, der auch damals Letzter wurde und nur nicht abstieg, weil zwei andere Vereine finanziell kollabierten.

Das zur Verfügung gestellte Geld nicht komplett abgerufen zu haben, war indes keine Arroganz der „Brinkmänner“, sondern eine Folge der desaströsen Hinrunde. Welcher höherklassige Top-Spieler riskiert schon nur wegen eines finanziell attraktiven Kurz-Engagements den Abstieg in die professionell bedeutungslose Westfalenliga? Trainer und Sportlicher Leiter des FC Gütersloh machten jedenfalls bei ihren vielen Gesprächen die Erfahrung, dass sie als Tabellenletzter sportlich nicht genug zu bieten hatten.

Wer immer auch das Oberligateam für den Rest der Saison trainiert – er hat eine schwere Aufgabe und kaum Spielraum bei der Aufstellung. Nur weil an der Seitenlinie jetzt ein anderer die Kommandos gibt, wird das Potenzial von Spielern und Mannschaft nicht größer. So vertretbar und nachvollziehbar die Trennung vom Trainer und vom Sportlichen Leiter ist: Der Abstieg in die Westfalenliga ist dadurch nicht unwahrscheinlicher geworden.

Aufrufe: 026.2.2019, 21:45 Uhr
Wolfgang Temme / FuPaAutor