2024-05-15T11:26:56.817Z

FuPa Portrait
– Foto: Teresa Kröger

FC Gütersloh Pechvogel Nemtsis kämpft sich zurück

Kurz nach dem Wadenbeinbruch begann für den Oberliga-Stürmer die Arbeit am Comeback. Er will noch in dieser Serie Tore schießen.

„Da konnte niemand etwas dafür. Da war keine Absicht im Spiel. Das war einfach total unglücklich“. Und trotzdem sitzt Dimitrios Nemtsis, während er diese Worte ausspricht, mit einem klobigen Spezialschuh am Unterschenkel auf einem Stuhl in der Reha in Bad Oeynhausen. Darunter: Ein großes Pflaster und eine dicke Narbe. Das Wadenbein ist gebrochen, einige Bänder sind in Mitleidenschaft gezogen. Die Hinrunde ist für den Stürmer des FC Gütersloh damit gestrichen. Doch die Arbeit am Comeback läuft bereits.

Das Drama nahm im Training seinen Lauf: Nemtsis tat das, wofür er beim FCG in dieser Saison auf dem Platz stehen sollte – er stürmte. Nach einer Toraktion landete er auf dem rechten Bein. Nur auf rechts. Der heraus geeilte Keeper konnte nicht mehr zurückziehen. „Er hat mir das Standbein weggehauen – total unabsichtlich“, betont Nemtsis immer wieder. Es habe einmal laut geknackt, dann sei er unter Schmerzen zu Boden gegangen, berichtet der 24-Jährige. Als der Notarzt eintraf, gab es zunächst eine Teil-Betäubung. Es folgte die OP, in der der Wadenbeinbruch mit einer Platte fixiert, und das gerissene Syndesmoseband durch Klammern verstärkt wurde.

„Die Platte ist aus einem Spezialmaterial, das erst nach zwei oder drei Jahren wieder raus genommen wird“, erklärt Dimitrios Nemtsis. Gäbe es nicht seine tragische Geschichte dahinter, dann könnte der Eindruck entstehen, dass ihn das medizinische Fachwissen fasziniert. Und tatsächlich lässt sich ein kleiner Zusammenhang herstellen. Nemtsis studiert Gesundheitsmanagement. Gerade bastelt er per Fernstudium an seinem Masterabschluss. „Da ist es ein Vorteil, dass ich wieder in meinem Elternhaus wohne. Von dort aus kann ich jetzt in Ruhe weiter arbeiten“, sagt der Mindener.


Die Karriere verlief grundsolide

Bis zu jenem lauten Knacken im Training, mit dem der fragile Knochen in der Wade brach, verlief die Karriere des FCG-Stürmers grundsolide. Nach einer Saison in der Oberliga Niedersachsen (Nemtsis: „Die ist nicht auf dem Niveau der Oberliga Westfalen.“) heuerte er in der Landesliga bei Eidinghausen an. „Das hat auf Anhieb gut geklappt. Aber nach zwei Jahren habe ich mich in der Klasse nicht mehr so gefordert gefühlt“, erinnert sich Nemtsis. Es folgte der nächste Schritt in die Westfalenliga. Beim SC Herford wurde er sofort Stammspieler. Nach der Corona-Saison 2019/2020 sollte ein größerer Sprung folgen. Der Stürmer absolvierte ein Probetraining bei einem Regionalligisten, der sich aber nicht zu einer Verpflichtung durchringen konnte.

Nemtsis ergriff die Initiative, nutzte seine guten Kontakte zu Julian Hesse und brachte sich so beim FCG erst ins Gespräch und später zu einem Vorstellungsbesuch. „Sie haben nicht um mich gebuhlt, aber ich habe den Klub im Probetraining überzeugt“, erinnert sich der 24-Jährige, der sich damit peu à peu durch die Ligen nach oben gearbeitet hat.


Drei bis vier Monate Ausfallzeit

Den aktuellen Rückschlag nimmt Dimitrios Nemtsis äußerlich gelassen. Er rechne mit drei bis vier Monaten Ausfallzeit. Bis er wieder voll mit einsteigen kann, geht das Studium eben vor. Und die Reha. Mit 20 bis 30 Kilogramm kann er das lädierte Bein schon wieder belasten. Acht Wochen Gips und danach nur noch labbrige Muskeln - diese Zeiten sind lange vorbei. Heute wird wenige Tage nach der OP schon wieder geklotzt.

Sofern der FC die Aufstiegsrunde erreicht, will er noch ein paar Tore zu einem hoffentlich erfolgreichen Saisonverlauf beisteuern. Vor seiner Verpflichtung hatte der Offensivspieler den Klub bereits von seinen Qualitäten überzeugt. Jetzt, das hat sich Dimitrios Nemtsis fest vorgenommen, will er bei seinem Comeback erneut für positive Schlagzeilen sorgen.

Aufrufe: 010.8.2021, 15:30 Uhr
Gregor Winkler / FuPaAutor