2024-05-16T14:13:28.083Z

Turnier
Der SV Bucholz sicherte sich dem Sieg beim Exer-Pokal 2016. Fotos: Rabe
Der SV Bucholz sicherte sich dem Sieg beim Exer-Pokal 2016. Fotos: Rabe

Exerpokal - "Buchholzer Frühform"

Betreuer Brille, Hexenkessel und Rudelbildung!

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Wir kennen die Vorbereitungsspiele nach der Sommerpause. Sechs Trinkpausen, zäher Spielfluss dank zahlreicher Auswechslungen, auf der Laufbahn und im Kraftkreis beschäftigte Wechselspieler, entspannte Schiedsrichter mit ungewohnter Toleranz und Schaulustige treffen sich zur ersten Molle der neuen Saison. Wichtiger ist jedoch der Bericht über die Ernte im Schrebergarten. So richtig kratzt es keinen, was am Ende des Tages auf der Anzeigetafel steht oder wie das Team durch die Vorbereitung kommt.

Es wird probiert, getestet und geforscht. A-Jugendliche können sich beweisen, Probespieler stehen auf dem Prüfstand und jeder Sportler bekommt seine Chance. Denn wie sagte ein Pankower "Trainergott": "Hinten wird die Ente fett!"

Eine komplette andere Welt ist der von mir so geliebte Exer! Die Pankower Fußballmächte treffen sich zum Schwanzvergleich. Es gleicht einem täglichen Klassentreffen alter Weggefährten - auf und neben dem Platz. Die Spieler begrüßen ihre Ex-Kollegen der letzten Jahre Spiel für Spiel und kommen dabei leicht durcheinander.

Die Leier der guten alten Zeit beim Exerpokal kann ich nicht mehr hören: "Früher war hier was los!" oder auch "Hier standen sie draußen vorm Zaun, weil sie nicht mehr reingelassen wurden". Bla, Keks, Backen halten! Wir leben im Hier und Jetzt und es bleibt festzuhalten: Zum Halbfinale Rotation-Buchholz und zum Finale beim Exer kamen zusammen so viele Zuschauer wie bei allen extern organisierten Testspielen im Bezirk vielleicht zusammen. Da ist dann aber Platzwart-Achim und Vereinsheim-Klaus schon mit eingerechnet.

Mit Dauer des Turnieres steigen entsprechend dersportlichen Qualität auch die Zuschauerzahlen. Hinz und Kunz trifft sich, tauscht die aktuellen Plaudereien und Gerüchte aus, spiegelt die rosige Welt des eigenen Vereins und verlässt erst die Anlage, wenn die liebenswerte Bierwagen-Fee dicht macht. Überwiegend ist es schon zum Schmunzeln, dass nahezu jeder Pankower Verein Jahr für Jahr den großen Angriff in den bezahlten Fußball plant. Was gibt es Schöneres, als drei Wochen lang jeden Tag auf'm Exer den Tag ausklingen zu lassen? Einfach 'n Träumchen. Was allerdings gar nicht geht, sind 03er-Becher. Der Erfinder gehört ausgepeitscht, man ist ja nur am loofen...

Was für Zuschauer und Kiezgrößen einem Erguss gleicht, ist für die sportlichen Verantwortlichen ein Spiel mit dem Feuer. Die Trainermeinungen dazu sind sehr konträr. Einerseits schafft ein Vorbereitungsturnier direkt Spannung im Team, es geht ja schließlich um einen doch nicht unwichtigen Titel im Bezirk. Die eigenen Zuschauer kommen auf ihre Kosten, man kann sich den Nachbarvereinen zeigen und das Flair ist schon ganz nett. Ebenso ist ja bekannt, dass es den ein oder anderen Pankower Schluckspecht in der Trainerschaft und im Vorstand gibt. Das Bier nach dem Vorbereitungsspiel hat man schon mal schlechter getrunken als in der Duncker. Ebenso muss man sich nicht um seine Testspiele kümmern, der Schmieglitz knobelt das, natürlich gewohnt subjektiv, am Biertisch für einen schon aus.

Wenn man bei einem Spiel neben den Trainerbänken Platz nimmt, gewinnt man blitzschnell den Eindruck, die Herren an der Linie lieben diese Bühne. Egal ob Feuerkopf Lindhammer, Häuptling lockere Zunge Rohde, der "Aggro-Neuling" aus Weißensee oder die thüringische Leihgabe "Betreuer-Berufstrommler-Gunter" von Rotation. Theatralische Verhaltensweisen gehören zum Exer-Inventar. Gleiches gilt natürlich für "Ich-mach-das-Foto-nach-der-Aktion-Kampmann", FuWo's Karla Kolumna Felix Ney und Alt-Paparazzi Ian Stenhouse von Presse, Funk und Fernsehen.

Andererseits gilt in der Tesch-Arena oft die Devise "Feuer frei!". Gerade die Bezirksduelle werden genutzt, um den letzten Discobesuch auszuwerten. Revanchefouls, Tätlichkeiten aufgrund hitziger Stimmung von außen oder den Grundstücksnachbarn mal gepflegt beim Stand von 0:6 an der Außenlinie wegfegen, damit er in den nächsten sechs Wochen die Pakete tagsüber annehmen kann. All das gehört zum Exer. Wenn man es dann in die KO-Spiele geschafft hat, will man den Pott und die Prämie natürlich auch mitnehmen. Darunter kann die oben beschriebene Vorbereitung mit seinen Chancen für neue/junge Spieler leiden.

Zudem ist die Leistungsschere im Bezirk riesig. Das sportliche Niveau in der Vorrunde ist schon manchmal schwere Kost. Die SG Nordring zum Beispiel stellt seit Jahren Faschingstruppen zum eigenen Turnier. Auch in diesem Jahr konnte ein Duell aus Spielermangel nicht stattfinden. Ebenso kam es auch schon vor, dass man ohne Vorahnung gegen die zweite Vertretung spielen musste. Da sinkt die Motivation so schnell wie die Tanknadel. Je nach Gruppeneinteilung kann man nur bedingt von sinnvollen Duellen sprechen.

Das Ende vom Lied: Exer bleibt Exer! Der Pankower Bezirkspokal hat seinen Charme, gepaart aus schallender Sportanlage und der Bierwagen-Fee, die auch das 200. Mal Mittwochnacht um 1 Uhr an den Stehtisch kommt und "Psssssssst" ruft. Wer daran teilnimmt, muss sich sportlich auf einen Turniercharakter einstellen, der hält was er im Volksmund verspricht. Geschenkt bekommt man den Pott nicht und den ein oder anderen Leistungsträger konnten die Clubs nach einem Torpedo-Foul von Pankows Gattuso für die Hinrunde auch schon ausplanen.

Ein Mythos ist übrigens die "Buchholzer Frühform". Seit Jahren tanzt Buchholz beim Exer den Gegner aus und verzückte die Zuschauer mit Siegen gegen höherklassige Gegner. In der Saison brach man dann pünktlich im Kampf um den Aufstieg in die Bezirksliga ein. Im letzten Jahr glückte dann aber endlich der Aufstieg. Den diesjährigen Exer gewannen die Buchholzer überzeugend. Hoffentlich ist das kein schlechtes Omen für den Saisonverlauf.

Jetzt auf in eine hoffentlich ereignisreiche Saison voller Querschläger und Eigentore, warme Biere und kalte Suppen!

EUER ABHB

Aufrufe: 013.8.2015, 14:55 Uhr
HB (ABHB)Autor