2024-05-02T16:12:49.858Z

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Michael Kokocinski verletzte sich in einem Zweikampf schwer. Seine Karriere musste er danach beenden. Leifer und Privat
Michael Kokocinski verletzte sich in einem Zweikampf schwer. Seine Karriere musste er danach beenden. Leifer und Privat

Ex-Löwe Kokocinski: „Jeder Fußballer versichert sein Auto, keiner seinen Körper“

Kokocinski: Fußball ohne Versicherung ist fahrlässig

Der Moment der Verletzung, wenn der Schmerz durch den Körper fährt, ist oft nicht der schlimmste. Die schwere Zeit steht dem Sportler erst bevor. Es sind die Fragen nach der OP: Wie geht es weiter? Wie bekomme ich die Reha und den Job unter einen Hut?

Wenn bei einem Amateursportler dann noch Existenz-Probleme hinzukommen, fällt er in ein tiefes Loch.

Michael Kokocinski hat diese Zeit durchgemacht. In einem Landesligaspiel hat er sich den Kiefer gebrochen. „Bei der OP habe ich mich mit Bakterien infiziert. Danach war ich drei Monate komplett ausgeknockt“, erzählt der ehemalige Leistungssportler. Zumindest finanziell war der 33-Jährige abgesichert. Er hatte sich als Automaten-Aufsteller selbstständig gemacht. „Ich hatte Glück, dass die Geschäfte ohne mich weiter gelaufen sind. Sonst hätte es im Geldbeutel düster ausgeschaut.“

Kokocinski hat care4sports ins Leben gerufen

Statt zu hadern, hat sich Kokocinski Gedanken gemacht. „Jeder versichert sein Haus und sein Auto. Aber keiner versichert seinen Körper“, sagt der Ex-Profi, der das Trikot der Löwen getragen hat. Kokocinski hat care4sports ins Leben gerufen. So sollen auch Amateure eine effektive Unfallversicherung erhalten. „Jeder Verein hat zwar eine Versicherung. Aber die gilt erst ab 20 Prozent Invalidität. Da muss sehr viel kaputt gehen, bis die greift“, weiß Kokocinski.

Die wenigsten Amateursportler sind auf eine schwere Verletzung richtig vorbereitet. Fällt ein Fußballer im Betrieb länger als sechs Wochen aus, springt die Krankenkasse ein und zahlt meist 70 Prozent des Arbeitslohnes. „Ich kenne aber Spieler, die selbstständig arbeiten. Die haben bei einer Verletzung oft ein finanzielles Problem“, weiß Kokocinski. Hinzu kommt, dass ein Amateursportler im Vergleich zum Profi nicht den Umfang an Reha-Einheiten bekommt, die er braucht. „Ein Profi ist nach einem Kreuzbandriss nach acht Monaten wieder fit, weil er wirklich Reha macht“, sagt Kokocinski. Ein Amateurspieler hat diese Möglichkeiten oft nicht. Allein schon, weil sich die Termine beim Physiotherapeuten nicht mit dem Beruf vereinbaren lassen. „Ich habe bei meinem Mitspieler Valonis Kadrijaj gesehen, wie wichtig es ist, dass ein Sportler viel Zeit in seine Reha investiert. Er hat sich nach einem Kreuzbandriss im ersten Training sofort wieder schwer verletzt.“

Text: Christoph Seidl

Aufrufe: 04.10.2018, 15:37 Uhr
Münchner Merkur / Christoph SeidlAutor