2024-05-02T16:12:49.858Z

Halle
Ende der Feierstimmung: Im Bröndy-Block wird Pyrotechnik gezündet. Foto: Denny Schröter
Ende der Feierstimmung: Im Bröndy-Block wird Pyrotechnik gezündet. Foto: Denny Schröter

"Es stand auf des Messers Schneide"

kurzurlaub.de-Hallenturnier nach Ausschreitungen von Bröndy-Anhängern am Rande des Abbruchs

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Top Kulisse, Top Sport - alles war gut beim kurzurlaub.de-Hallenkick in Schwerin. Dann ging Bröndby IF erstmals bei diesem Turnier in Führung...

Eigentlich war alles angerichtet für einen tollen Abend beim Hallenfußball. Beim Turnier um den kurzurlaub.de-cup in der Sport- und Kongresshalles in Schwerin feierten offiziell 3200 Zuschauer eine richtige Party - gute Spiele, schöne Tore, top Stimmung - bis um 19.35 Uhr.


Gut dreieinhalb Stunden standen beim Hallenkick auf der Uhr, bis Bröndby Kopenhagens U19 erstmals in diesem Turnier in Führung ging. Die aus Dänemark angereisten, in einem separaten Block vom Rest des Publikums abgesperrten Anhänger hatten bis dahin ihre Mannschaft lautstark und stimmungsvoll unterstützt - genauso wie ihre "Gegenüber" vom FC Meckenburg Schwerin, VfB Germania Halberstadt oder sogar die Unterstützer des FC Hansa Rostock. Allerdings waren statt der angekündigten 300 "nur" etwa 200 vor Ort.


Beim Einlass wurde kontrolliert, als ginge es um ein politisches Gipfeltreffen. Bei einem Journalistenkollegen wurde sogar das mitgebrachte Salamibrötchen beschlagnahmt, er hätte es ja als gefährliche Waffe anwenden können. In den Gängen der Veranstaltungsstätte traute man sich kaum zu husten, private und staatliche Sicherheitskräfte bestimmten das Bild. Und auf den Rängen war die Stimmung toll. Alles lief prima, von 3200 verkauften Karten berichtet der Veranstalter, wobei einige der Vorbestellungen aufgrund des gegen 15.30 Uhr einsetzenden Eisregens in Schwerin so Mancher lieber zu Hause blieb.

Aber alles war gut, teilweise sogar klasse. Bis 19.35 Uhr. Bröndby ging im entscheidenden letzten Gruppenspiel gegen den Gastgeber FC Mecklenburg Schwerin in Führung - und Sekunden später leuchteten im Bröndy-Block Bengalos (zu sehen auf fupa.net/tv). Das Spiel lief zunächst weiter, etwa eine Minute später sprang der Rauchmelder in der Halle an und die Besucher wurden zum Verlassen der Veranstaltungsstätte aufgefordert.


Die Schweriner Spieler beobachteten das Schauspiel ungläubig und kassierten zwei weitere Gegentore, bis das Spiel unterbrochen wurde. Allmählich zogen sich auch die Sicherheitskräfte um den Bröndby-Block zusammen. Dort flogen Fäuste - auch gegen Polizisten. Und schließlich landeten sogar drei Böller krachend auf dem Spielfeld oder kurz vor der Spielfeldbande.


Da die Kräfte, die den eigentlich als gefährdet eingestuften Block der Hansa-Anhänger sicherten, zur Hilfe eilten, konnten rund zwei Dutzend Rostock-Hooligans über Umwege in den Gefahrenbereich gelangen.


Der direkte Kontakt zwischen Hansa-Chaoten und den Dänen konnte durch das massive Vorgehen der Ordnungskräfte verhindert werden. Mehrere hundert Zuschauer, vornehmlich Eltern in Begleitung ihrer Kinder, verließen die Veranstaltungsstätte und wurden nicht mehr gesehen.


Etwa 45 Minuten später waren die Bröndy-Anhänger aus der Halle entfernt und nach langer Diskussion wurde das Turnier fortgesetzt. "Es stand auf des Messers Schneide", sagte Organisations-Chef Nico Ziercke. Die Feuerwehr - mit einem kompletten Löschzug angerückt - forderte offenbar die sofortige Räumung der Halle, was die Sicherheitskräfte entschieden zurückwiesen - bei Räumung der Stätte wären Konflikte zwischen Dänen und dem Rest des Publikums programmiert gewesen. So wurden die Bröndby-Anhänger nach und nach persönlich in ihre Busse zurückgeführt (Ziercke: "Die Busfahrer hatten ihre Ruhezeiten noch nicht vollständig absolviert, deswegen hat das gedauert...") und unverzüglich auf die Heimreise geschickt.


Nach 45 Minuten und weiteren Diskussionen hinter den Kulissen wurde das Turnier letztlich weitergeführt - ohne wirkliche Stimmung, und unter anderem mit einem Promispiel, das bestenfalls noch zur Kenntnis genommen wurde. Und mit Verpflegungsständen, die vor diesem Vorfall mit langen Schlangen besetzt, aber jetzt sofort erreichbar waren.

Aufrufe: 07.1.2017, 22:51 Uhr
Volker BeierAutor