Die Steilvorlage ist aber auch zu schön: Der Name, die Position, die Treffsicherheit - da liegt der Vergleich mit dem berühmten Namensvetter vom FC Bayern auf der Hand. "Ja, natürlich werde ich darauf oft angesprochen", lacht Achim Lewandowsky - mit y, das ist ihm wichtig. Seit einem Jahrzehnt lehrt Lewandowsky, also die niederbayerische Version des Goalgetters aus dem Landkreis Kehlheim, den Verteidigern in der Kreisklasse das Fürchten - in doppeltem Sinne. Zwischen Kelheim und der Hallertau kennt man ihn. Zum einen weiß er, wo die Kiste steht, zum anderen interpretiert er den Begriff Zweikampf im wahrsten Sinne des Wortes: "Ich bin mir sicher, dass mich viele hassen", schmunzelt er mit einem Augenzwinkern und verrät: "Weil ich gerne den Kontakt zu meinen Gegenspielern suche, körperlich wie verbal." "Trash-talk" nennt man das Neu-Deutsch. Da gibt's schon mal den einen oder anderen nicht ganz so freundlichen und wahrscheinlich auch nicht jugendfreien Spruch gedrückt. "Hinterher ist aber alles vergessen", versichert Lewandowsky.
Wirft man einen genauen Blick auf seine Vita, sticht einem ein Fakt ins Auge: Obwohl er offensichtlich mehr drauf hätte, hat es nie zu mehr als der Kreisklasse gereicht! Warum? "Es gab schon immer wieder Angebote, auch aus der Landesliga, die mich gereizt hätten. Nach der Jugend hatte ich eine Offerte des FC Ismaning vorliegen. War aber damals einfach ein blöder Zeitpunkt, weil ich mitten im Abiturstress war", erzählt der Angreifer, der in Rudelzhausen lebt, was zwar nur rund zwei Kilometer von Puttenhausen entfernt ist, politisch aber schon zum oberbayerischen Landkreis Freising gehört. In den vergangenen Jahren waren es vor allem berufliche Gründe, die ein höherklassiges Engagement verhinderten: "Ich wurde früh ins kalte Wasser geschmissen und habe die Firma meines Vaters übernommen. Selbstständig und dann vielleicht drei-, viermal die Woche Training, das hätte einfach nicht funktioniert." Lewandowsky führt ein Sicherheitsdienstunternehmen. Seine Firma bietet Werk- und Objektschutz in Mainburg, Freising, aber auch in München an.
Seit vergangenen Sommer hat Lewandowsky auch das Amt des Spielertrainers beim SV Puttenhausen übernommen. Wie ist er so als Coach? "Weil ich beruflich schon früh Verantwortung übernehmen musste, fällt es mir nicht so schwer, eine Gruppe zu führen", sagt er über sich selbst. Zum Vorbild hat er sich einen ganz besonderen Typen genommen: Josef "Sepp" Hof. Der begnadete Fußballer hätte vor knapp 20 Jahren den kleinen SV Ettenkofen beinahe in die Landesliga geführt. Doch nicht nur fußballerisch konnte sich Lewandowsky von Hof einiges abschauen. "Sepp hat mir zu meiner Zeit in Mainburg imponiert. Er war sehr autoritär, hat es aber immer verstanden, die Truppe bei Laune zu halten. Ich bin auch privat sehr gut mit ihm ausgekommen." Die Mixtur aus Zuckerbrot und Peitsche hat er sich abgeschaut und angeeignet: "Ich bin ein Typ, mit dem man am Platz eine Riesengaudi haben kann. Ich würde mich sogar auch als Chaoten bezeichnen. Erfolg kannst du meiner Meinung nur haben, wenn du Spaß hast, vor allem in den Klassen, in denen wir uns bewegen. Ganz wichtig aber ist mir auch, dass ich bei den Spielern den Willen sehe, etwas lernen und sich weiterentwickeln zu wollen."
Um seine Schützlinge bei Laune zu halten, hat sich Lewandowsky etwas ganz Besonderes einfallen lassen - wofür ihn wahrscheinlich aber die Spielerfrauen dezent verfluchen werden: In der Kabine hat er ein TV-Gerät nebst Kühlschrank anbringen lassen. "Das ist klasse. Nach dem Training Fernseher an, Champions League rein und ein kaltes Bierchen dazu." Wenig überraschend wird das super angenommen. "Daraus haben sich schon diverse Kabinenpartys entwickelt. Ich weiß aus gesicherten Quellen, dass manche schon mal bis 3 Uhr morgens sitzen bleiben. Ich stelle mir lieber nicht vor, wie es denen ein paar Stunden später dann in der Arbeit geht", grinst er.
In der jüngeren Vergangenheit hat er sich selbst nur noch dosiert eingesetzt. Denkt er aufgrund seiner Trainertätigkeit daran, sich peu à peu an die Seitenlinie zurückzuziehen? "Nein, nein", wiegelt er gleich im Brustton der Überzeugung ab und verrät: "Ich hatte mir den Knöchel angebrochen. Da ich ein Vollblutfußballer bin und es neben dem Platz kaum aushalte, habe ich nach zwei Wochen wieder angefangen. Was natürlich Quatsch war." Von Verletzungen lässt er sich aber nicht stoppen. Knieoperationen, gerissene Bänder, er kann ein Lied davon singen. "Meine Füße sind kaputt", meint er süffisant schmunzelnd. Aber deswegen die Schuhe an den Nagel hängen? Mitnichten. Und so werden die Abwehrspieler in der Kreisklasse Kelheim wohl noch ein Weilchen aufschrecken, wenn sie den Namen Lewandowsky hören. An den berühmten Weltfußballer vom FC Bayern werden sie dabei wohl eher nicht denken.