2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview der Woche
Dennis Schmidmeier geht in seine dreizehnte Saison als Jugendtrainer, die definitiv nicht die letzte werden soll.
Dennis Schmidmeier geht in seine dreizehnte Saison als Jugendtrainer, die definitiv nicht die letzte werden soll. – Foto: System/ Stock.Adobe - privat

"Es hat sich zu einer großen Leidenschaft entwickelt"

Nachspielzeit mit Dennis Schmidmeier +++ Der Jugendtrainer von der SG Harxheim/Gau-Bischofsheim spricht über den Reiz an der Arbeit mit Talenten +++ Auszeichnung zum "Fußballheld"

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Harxheim. In unserer Interview-Rubrik "Nachspielzeit" befragen wir wöchentlich in lockerem Rahmen interessante Spieler, Trainer oder Persönlichkeiten der Region über ihren Verein und ihre persönlichen Ziele. Heute zu Gast: Dennis Schmidmeier. Der 26-Jährige B-Lizenz-Inhaber rutschte vor zwölf Jahren mehr oder weniger zufällig in die Trainertätigkeit hinein und kann sich im Nachhinein kein schöneres Ehrenamt vorstellen. Welchen persönlichen Mehrwert der Umgang mit den Jugendspielern für ihn und sein Leben bringt und welche Herausforderungen auf die Nachwuchstrainer zukommen, verrät er uns im Interview der Woche.

Dennis, in welchen Funktionen bist du aktuell in deinem Verein tätig?

Ich trainiere zurzeit die U15 und werde zur neuen Saison die U17 bei der SG Harxheim/Gau-Bischofsheim übernehmen. Außerdem bin ich seit vergangenem Winter für den Bereich „Planung & Gestaltung des Jugendtrainings“ zuständig. Hier unterstütze ich die anderen Trainer und stehe ihnen mit Rat zur Seite. Wir sind ständig im Austausch, um unseren Übungsleitern immer wieder etwas mit auf den Weg zu geben und eine einheitliche Linie in die Jugendarbeit zu bekommen. Außerdem bin auch selbst noch bei den Herren aktiv, wenn es die Zeit zulässt.

Was hat dich damals dazu bewogen, als Jugendtrainer bei deinem Heimatverein FC Lörzweiler zu beginnen?

Da muss ich auch erstmal nachdenken, wie das damals war (lacht)! Ich war 15 Jahre alt, als mein damaliger Jugendtrainer Frank Hotz mich angesprochen hat, ob ich bei ihm in der U9 (trainierte Hotz zusätzlich) als Trainer hineinschnuppern möchte. Dann habe in der darauffolgenden Saison die U7 in Lörzweiler übernommen. Damals habe ich mir noch gar nicht so viele Gedanken gemacht, sondern einfach alles auf mich zukommen lassen. Von Jahr zu Jahr ist man immer mehr in die Trainerposition hinein gewachsen, da sind auch meine Anforderungen an die Jungs und vor allem an mich persönlich immer größer geworden.

Was war bislang dein schönstes Erlebnis als Jugendtrainer?

Trainingslager, internationale Turniere, Spiele gegen Nachwuchsleistungszentren - da gab es in den bislang zwölf Saisons einige schöne Erlebnisse. Mein persönliches Highlight war allerdings die DFB-Auszeichnung zum „Fußballhelden 2016“. Ich habe mit der Auszeichnung eine siebentägige Fußball-Reise nach Spanien gewonnen. Dort gab es eine Woche lang „Non-Stop-Fußball“ von morgens bis abends und wir haben einfach durch die zahlreichen Infoveranstaltungen, Gespräche und „Spaßkicks“ viel Zeit mit der schönsten Nebensache der Welt verbringen können. Dafür bin ich den Eltern und dem Verein bis heute noch sehr dankbar, dass sie mich in einem Schreiben an den Kreis Mainz-Bingen für diese Auszeichnung vorgeschlagen haben. Man hatte das Gefühl, dass man etwas zurück bekommt, für das, was man den jungen Talenten in jedem Training vermittelt. Das hat sich einfach extrem gut angefühlt.

Das Ehrenamt verlangt einem zeitlich sehr viel ab. Was treibt dich an, einen großen Teil deiner Freizeit für das Engagement als Fußballtrainer zu „opfern“?

Ich bin ein Typ, der anderen Menschen gerne eine Freude bereitet. Das geht ja auch insbesondere im Jugendfußball, wo man den Kids mit der Betreuung etwas Gutes tun kann. Es ist ein Geben und ein Nehmen. Man gibt mit seiner Zeit und seinem Einsatz sehr viel, aber man bekommt von den Jungs ja auch einiges zurück. Anwesenheit, Fleiß, die Bereitschaft Dinge umzusetzen, die Freude der Kinder - da gibt es einige Dinge, die von Außenstehenden auf den ersten Blick vielleicht gar nicht so wahrgenommen werden. Die Leidenschaft der Kinder, aber auch die zahlreichen Gespräche geben mir als Trainer extrem viel Energie und auch die ein oder andere neue Idee. Auch das Gefühl, die Spieler sportlich und charakterlich weiterentwickeln zu können, das ist schon der Reiz des Jugendtrainer-Daseins. Da lohnt sich jede „geopferte“ Stunde auf und neben dem Platz.

Wie schwer ist es für dich, Beruf und Ehrenamt zeitlich unter einen Hut zu bekommen?

Ich habe definitiv Glück mit meinem Job, da meine Arbeitszeiten recht flexibel gelegt werden können und es deshalb eigentlich nie zu einer zeitlichen Überschneidung mit dem Fußball kommt. Ich plane das Training meist am Vorabend, daher ist es auch kein Problem, wenn mal wenig Zeit zwischen Arbeitsende und Trainingsbeginn bleibt. Generell sind die Arbeitgeber da meiner Erfahrung nach sehr gesprächsbereit, wenn man mal an einem Tag etwas früher geht, um das Ehrenamt zu ermöglichen. Der Chef profitiert ja auch davon, dass man im Ehrenamt ziemlich viele "Soft Skills" mitbekommt. Ich glaube man steht sich bei der Frage eher selbst im Weg, weil man Angst hat, sich ein ganzes Jahr zu verpflichten. Die Erfahrung anderer Trainerkollegen zeigt aber auch, dass man immer einen Weg findet, wie man Privatleben, Beruf und Ehrenamt unter einen Hut bekommt.

Du hast die "Soft Skills" angesprochen. Was nimmst du denn bei deiner Arbeit auf dem Platz so mit?

Da gibt es so viel, wo soll ich da anfangen?! Die Organisation von Trainingslagern und der Teilnahme an internationalen Turnieren waren Erfahrungen, die mir auf jeden Fall geholfen haben, Dinge strukturiert anzugehen und zu planen. Man lernt natürlich auch, souverän vor einer Gruppe aufzutreten. Wenn ich zurückblicke, wie ich da zu Beginn meines „Trainer-Daseins“ vor den Spieler und den Eltern stand, und das vergleiche mit jetzt, da merkt man doch extrem, was Routine ausmacht (lacht). Darüber hinaus bist du natürlich als Cheftrainer ständig gezwungen Entscheidungen zu treffen und diese nicht zu scheuen. Dazu muss man lernen, seine eigene Meinung zu vertreten und diese mit Argumenten zu begründen. Die Situationen kommen im privaten, aber auch im beruflichen Alltag immer wieder auf einen zu. Natürlich ist aber auch im Fußball nicht immer alles „Friede, Freude, Eierkuchen“, da wird man im Laufe der Zeit immer wieder mit unangenehmen Situationen konfrontiert. Man muss in diesen Konfliktsituationen seinen Standpunkt vertreten und auch mal den „Gegenwind“ von Spieler und Eltern aushalten. Allerdings sollte man sich auch nicht zu fein sein, einzugestehen, wenn man mal falsch gelegen hat.

Was wird im Sommer, wenn (hoffentlich) alle Jugendspieler wieder uneingeschränkt trainieren dürfen, deine größte Aufgabe als Jugendtrainer sein?

Spaß haben! Wir standen mit Unterbrechung jetzt sechseinhalb Monate nicht mehr auf dem Platz. Ich glaube, dass die Jungs und Mädels wie verrückt auf die Sportplätze stürmen und Fußball spielen wollen. Die deutlich schwierigere Aufgabe kommt erst nach vier, fünf Wochen, wenn die Anfangseuphorie vorbei ist und die Jungs und Mädchen eventuell ins Nachdenken kommen und sich fragen: „So ganz ohne Fußball ging es in der Corona-Zeit doch auch?! Die ersten Trainings waren zwar cool, aber es wird hier wieder ernster, brauche ich das alles so wieder?“ Das darf nicht passieren. Es wird für uns die größte Aufgabe sein, den Spaßfaktor unserer Trainingseinheiten und Events hochzuhalten, so dass die Kinder am Ball bleiben und jede Minute auf dem Sportplatz genießen.

Das Interview führte Dominik Theis.

Aufrufe: 026.5.2021, 17:00 Uhr
Dominik TheisAutor