2024-05-02T16:12:49.858Z

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Generationswechsel: Aubstadts Erfolgstrainer Josef Francic (li.) zog sich von der Linie zurück und machte Platz für Victor Kleinhenz (re.).
Generationswechsel: Aubstadts Erfolgstrainer Josef Francic (li.) zog sich von der Linie zurück und machte Platz für Victor Kleinhenz (re.). – Foto: Mike Megapix, Michael Hilpert

Ende einer Ära: Aubstadt im Regionalliga-Labor

Regionalliga-Rückblick (7): Stimmung, Aussicht und Personalien in Aubstadt

Ein nie dagewesenes Jahr neigt sich in der Regionalliga Bayern vorzeitig dem Ende zu. Grund genug, um sich bei den Vereinen mal umzuhören. Wie haben sie das verrückte 2020 erlebt, was bleibt in Erinnerung, was macht Hoffnung? Weiter geht`s mit dem TSV Aubstadt.

Das Corona-Jahr

"Seit meinem zehnten Lebensjahr stehe ich auf dem Fußballplatz. Ich hätte nie gedacht, dass so etwas einmal passieren könnte", sinniert Josef Francic nachdenklich. Der 53-Jährige glaubt, dass man das Ausmaß des ganzen Schadens für den Amateurfußball erst richtig in einigen Jahren sehen wird: "Ich fürchte, dass wir durch den Stillstand viele Nachwuchsspieler verlieren werden. Einige werden erst gar nicht mehr zurückkommen. Hier wieder Bewegung reinzubringen, wird extrem schwierig werden. Ich schätze jetzt jeden Spieler und Sponsor noch mehr als zuvor."

Bewegend, das war das Jahr für ihn persönlich auf jeden Fall. Eine Ära ist in Aubstadt in diesem Jahr zu Ende gegangen. Zehn Jahre lang coachte Josef Francic die Grabfelder - mit riesigem Erfolg. Der 53-Jährige führte den Dorfverein in ungeahnte Sphären: in die Regionalliga Bayern. Weil aber nach der Saisonunterbrechung im März beschlossen wurde, dass die Spielzeit 2019/20 bis zum Sommer 2021 fortgesetzt wird, reifte im Übungsleiter eine Entscheidung: Genau jetzt wäre der richtige Zeitpunkt abzutreten! Es wurde Francic schlicht zu viel, Beruf, Traineramt und die Aufgaben eines Sportlichen Leiters auf Viertliganiveau unter einen Hut zu bekommen. Und weil der TSV Aubstadt sehr komfortabel in der Regionalliga dasteht und nicht mehr in Abstiegsgefahr geraten wird, wurde der Zeitenwandel eben schon im vergangenen Sommer eingeleitet.

"Wir haben die Phase bis Sommer 2021 zum Übergangsjahr ausgerufen. Einige Spieler haben wir ziehen lassen. Aus beruflichen Gründen, aber auch, weil es für die Regionalliga nicht mehr gereicht hat. Jetzt versuchen wir gerade, Spieler aufzubauen, die in der Lage sind, auf diesem Niveau zu bestehen. Dazu haben wir einen jungen, sehr talentierten Trainer installiert, der bisher seine Sache gut macht und weiter Erfahrungen sammeln kann. Er ist ein Gewinn für uns", gibt Francic Einblicke in die Aubstädter Vorgehensweise. Die Regionalliga als Labor sozusagen, wo Neu-Coach Victor Kleinhenz seine frischen Ideen einbringen darf und auch am System basteln kann.

Konnte auf sich aufmerksam machen während der kurzen Herbstrunde: Der 19-jährige André Rumpel (re.).
Konnte auf sich aufmerksam machen während der kurzen Herbstrunde: Der 19-jährige André Rumpel (re.). – Foto: Michael Hilpert

Das macht Mut

Abseits des Rasens wurden in Aubstadt die langen Spielpausen genutzt, um strukturell vieles auf den Weg zu bringen. "Wir konnten uns in vielen Bereichen professioneller aufstellen, zum Beispiel in der medizinischen Abteilung. Da brauchen wir uns jetzt nicht mehr zu verstecken", bestätigt Francic. Nach der Winterpause wird der komplette Kader zur Verfügung stehen. "Dann können wir einiges ausprobieren", frohlockt Francic und betont: "Wir wollen den tollen fünften Platz bis zum Ende verteidigen."

Das Personal

"Wir sind gut und breit aufgestellt", verkündet Francic im Brustton der Überzeugung. Die Verletzten können dank der langen Winterpause ihre Blessuren auskurieren und werden - wann auch immer die Vorbereitung beginnt - wieder zur Verfügung stehen. Zudem werden dann auch die zwei Neuen Dominik Weiß und Vincent Held endlich angreifen können; für beide lag im Herbst noch keine Spielgenehmigung vor. Der 25-jährige Weiß hat bei Wacker Burghausen, Schweinfurt und zuletzt Türkgücü München hinlänglich bewiesen, dass er jeder Regionalliga-Mannschaft weiterhelfen kann. Er dürfte direkt ein Kandidat für die Startelf sein. Der 21-jährige Held ist ein äußerst interessanter Stürmer, der zuletzt eine tolle Entwicklung genommen hat. Beim Landesligisten 1. FC Geesdorf war er mit 23 Treffern in 19 Partien der Senkrechtstarter schlechthin. Er wird sich noch an die vierte Liga gewöhnen müssen, aber gerade die günstige tabellarische Konstellation wird dafür sorgen, dass er im Frühjahr seine Chancen bekommen wird.

Der Winterfahrplan

Wie andernorts auch, werden die Aubstädter gespannt die weitere Entwicklung der Pandemie verfolgen. Wann wieder Mannschaftstraining möglich ist? Aktuell nicht zu beantworten. "Wir werden maximal flexibel sein müssen", ahnt Francic und hofft auf grünes Licht im Januar. Bis dahin greift der TSV auf modernste individuelle Trainingsmethoden zurück. "Wir schauen uns zum Beispiel die Daten über die Laufleistungen der Spieler oder deren Muskulatur an und schauen, wo der ein oder andere zulegen muss. Zudem arbeiten wir mit Spezialisten zusammen, die den Jungs positionsspezifische Übungen an die Hand geben", erklärt Francic.

Aufrufe: 02.12.2020, 16:30 Uhr
Mathias WillmerdingerAutor