2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines

Ende der Schieflage

NACHGETRETEN: +++ Christian Schum steht mit seinen Toren sinnbildlich für den Aufschwung beim TSV Kassel +++ Bayern-Fan hat kein Problem mit Mini-Krise des Rekordmeisters +++ Durch lange Ausfallzeit gekämpft +++

Die Ergebnisübersicht beim TSV Kassel in der Kreisoberliga Gelnhausen ist hauptsächlich grün - das ist immer gut, denn es spricht für viele Siege. Und die hat das Team von Spielertrainer Kai Lotz auch teils recht direkt Christian Schum zu verdanken, der in 15 Spielen ebenso oft getroffen hat. Grund genug, sich den lange verletzten Goalgetter mal zu schnappen und euch etwas Einblick in sein Wesen zu geben - zur SItuation von Bayern München und zu Musik in der Kabine hat sich der Mittzwanziger auch geäußert. Viel Spaß beim Lesen!

Hallo Christian,
15 Spiele, 15 Tore – läuft bei dir. Blöd und knappt gefragt: Warum?

Gute Frage…das ist erstmal ein Resultat von weniger vielen Verletzungen, sowohl bei mir als auch im Team. In der Vergangenheit hatten wir sehr viel Verletzungspech, ich selbst habe etwa ein Dreivierteljahr ausgesetzt aus gesundheitlichen Gründen, und demenstprechend konnte die spielerische Qualität und die Trainingsbeteiligung auch nicht so hoch sein. Jetzt sind alle an Bord, wir sind eingespielter und haben aktuell noch das Quäntchen Glück in einer Liga, in der jeder Jeden schlagen kann.

Du hattest in der Saison 14/15 und das Jahr darauf eine ähnlich starke Torquote, dann sinken die Torbeteiligungen bis zu dieser Runde mit Blick ins Archiv stark.

Ja ich habe mich jahrelang mit schweren Rückenproblemen herumgeplagt, die heftig in die Hüfte gestrahlt haben, und das mit Anfang 20. Irgendwann konnte ich mich selbst im Alltag nicht mehr richtig bewegen. Ich habe mich oft untersuchen lassen, war sogar über Kontakte in der Praxis vom Bayern München-Doc Müller-Wohlfahrt. Dort hat man mir gezeigt, dass ich eine brutal schiefe Hüfte habe, worauf das alles zurückgeht. Mit gezieltem Rückentraining und Einlagen habe ich hart mit dem Ziel vor Augen daran gearbeitet, wieder schmerzfrei auf dem Platz stehen zu können. Für meine Verhältnisse habe ich das dann auch gut durchgezogen und bin seit letztem Winter weitgehend beschwerdefrei. Jetzt ist die Form endlich da, und es ist toll, dass es direkt wieder gut läuft mit dem Tore schießen.

Überhaupt läuft es bei euch vom TSV Kassel ja klasse. Kontakt nach ganz oben statt Abstiegskampf. Liegt doch sicher nicht NUR an weniger Verletzten?

Ich hole ein wenig aus (lacht). Wir hatten vor etwa zwei Jahren quasi überhaupt keine Nachwuchskräfte. Es stand im Raum, dass wir nur eine Mannschaft melden. Doch dann kam unser neuer Trainer Kai Lotz, der direkt 3-4 Leute über Kontakte gewinnen konnte, was uns als Kader weiter attraktiver machte, sodass immer mal neue gute Leute zu uns stoßen. Es passt auch untereinander einfach, wir sind von den Charakteren her ähnlich gestrickt, das Beisammensein beschränkt sich nicht auf Training und Spiel. Ich würde sogar behaupten, wir sind eine richtig eingeschworene Truppe geworden. Wir sind ja eher als Kämpferteam bekannt, aber auch die fußballerischen Feinheiten kommen inzwischen nicht zu kurz. Ein wirklich guter Mix. Und noch ein Fakt am Rande: Letztes Jahr haben wir verletzungsbedingt 35 Spieler zwischen 18 und 50 Jahren in der ersten Mannschaft eingesetzt - sicher nicht alltäglich, jetzt sind die allermeisten glücklicherweise fit. Nächste Runde erhoffen wir uns erstmals seit Langem große VErstärkung aus der A-Jugend, da erhofft man sich natürlich Einiges.

Die Torjäger stehen immer im Fokus. Jetzt deine Chance: Wer legt dir die Buden denn alle auf?

Klar hämmert man mal einfach so erfolgreich aus 25 Metern drauf, aber ohne die Jungs Außen und weiter hinten wäre ich vorne ziemlich verloren, das ist mir ganz wichtig, es so zu sagen. Ich könnte jetzt einzelne Namen raushauen, aber wir sind als Mannschaft stark, egal, wer mal eine Weile mehr als andere heraussticht. Das gilt genauso für mich und meine Tore – alleine ist nichts zu machen, da sind alle wichtig.

Euer Coach war selbst auf diesem Niveau jahrelang Torgarant – hilft dir das als Angreifer zusätzlich?

Noch ein größerer Vorteil wäre es, wenn er wieder mitspielen könnte – aber er ist immerhin dabei, nach Kreuzbandriss wieder einzusteigen. Das Training ist ja mannschaftlich strukturiert, aber dennoch nehme ich individuell auch viel mit, gerade durch seine Erfahrung. Ich habe in Sachen Laufwege, Stellungsspiel und Kopfballspiel viel dazugelernt, und wir legen im Training schon auch generell viel Wert auf Abschlüsse.

Ihr habt aber bestimmt auch ein gutes Verhältnis, weil er dank dir noch länger entspannt die Trainingsklamotten anhaben kann und sich mit dem Comeback nicht stressen muss…

(lacht) Das kann sein, wir sind aber inzwischen auch vier Leute, die vorne ran können, und nicht nur ein-zwei klassische Torjäger. Aber auch unsere Defensive ist übrigens viel besser geworden. Wir waren vorher ja quasi bekannt dafür, am Ende eine negative Tordifferenz zu haben. Das ist im Frühling hoffentlich mal anders. Aber das Verhältnis zwischen Mannschaft und Trainer ist wirklich gut. Außerhalb des Rasens lustig und freundschaftlich, aber wenn wir am Ball sind, gibt es da einen klaren Unterschied. Ein ganz anderer Umgang, und das ist auch gut so. Vielleicht sogar auch ein Schlüssel des Erfolgs. Denn wenn kein Respekt da ist, dann klappt es auch nicht mehr zwischen Team und Trainer, ich habe da selbst schon genügend Beispiele erlebt. Es geht immer nur solange gut, wie Respekt da ist.

Rein ins Private: Laut Internet stehst du musikalisch auf harten deutschen Rock. Welches Rammstein-Lied würdest du denn wählen, falls du die Einlaufmusik bestimmen dürftest?

Ich bin musikalisch gesehen ein bunter Vogel, toleriere in der Kabine alles von Hip Hop über Disco bis Metal (lacht). Ich selbst bin eben mehr mit Rock aufgewachsen. Als Einlauflied wäre „Engel“ bestimmt gut, das baut sich langsam und sehr spannend auf und motiviert.

Was sagst du als Bayern-Fan denn zur Pressekonferenz letzte Woche?
Ich war da eher auf Merheitsseite, habe mich sogar etwas fremdgeschämt. Diese Widersprüche und die komische Rolle von Salihamidzic, ohje (lacht). Ich denke, sie wollten letztendlich für einen großen Hype sorgen, um den Spielern den Druck zu nehmen. Denn auch die sind nur Menschen und wenn du dauerhaft liest, wie formschlecht du bist, ist das bestimmt nicht leicht wegzustecken.

Und wie werden sie wieder zum echten Spitzenteam?

Die nächsten Spiele werden es zeigen. Ich denke, dieses kleine Tief ist gar nicht schlecht. Für die Spannung in der Liga, aber auch für die Spieler. Viel Zeit, um sich selbst zu hinterfragen. Und sich daran zu erinnern, dass Erfolg kein Selbstläufer ist. Das wird sich schon wieder einrenken.

Womit können dich Gegenspieler ansonsten noch aufziehen? Irgendwas Skurriles, was dich ausmacht? Oder zehnfacher Vater?

Nein, das nicht, aber ich habe die Eigenart, immer mal etwas geistig etwas abwesend zu sein. Meine Teamkollegen ziehen mich manchmal damit auf, dass ich Sachen frage, die zwei Minuten vorher in großer Runde besprochen wurden. Aber damit muss ich eben leben, mit der Verpeiltheit (lacht)

Traditionell darfst du noch jemanden grüßen!

Ein besonderer Gruß an meinen Sandkastenkumpel Patrick Hellenkamp, der bei Bad Orb spielt. Nächstes Wochenende spielen wir gegeneinander, das hat dann natürlich eine besondere Brisanz. Er soll zusehen, dass er nicht dauernd den Ball aus dem Netz holen muss (lacht).

Aufrufe: 024.10.2018, 12:30 Uhr
Dennis BellofAutor