2024-05-02T16:12:49.858Z

FuPa Portrait
Auch mit 70 Jahren noch fußballbesessen: Günter Bartl will auch nach der Winterpause wieder angreifen und das Tor der Reserve des TSV Behlingen-Ried in der B-Klasse West 2 hüten.
Auch mit 70 Jahren noch fußballbesessen: Günter Bartl will auch nach der Winterpause wieder angreifen und das Tor der Reserve des TSV Behlingen-Ried in der B-Klasse West 2 hüten. – Foto: Alois Thoma

Eine Legende im Tor

Günter Bartl will auch nach seinem 70. Geburtstag weiter den Kasten des TSV Behlingen-Ried sauber halten +++ Warum er erst vor 17 Jahren vom Feldspieler zum Torwart umgeschult hat

„Nein, jetzt noch nicht, denn ich fühle mich noch fit! Vielleicht mit 75 oder gar erst mit 80!“ Die Antwort von Günter Bartl auf die Frage, wie lang er denn noch auf dem Fußballplatz stehen will, ist ebenso klar wie nachdrücklich. Er denkt noch nicht daran, die Fußballstiefel an den berühmten Nagel zu hängen. Im Gegenteil: Der Torwart der Fußball-Reservemannschaft des TSV Behlingen-Ried (B-Klasse West 2) will auch nach der Winterpause voll angreifen und versuchen „den Kasten rein zu halten“. Das Besondere dabei: Günter Bartl ist längst eine Fußball-Legende, denn am 10. Dezember feiert er seinen 70. Geburtstag.

Im Lauf eines Interviews mit der Günzburger Zeitung vor fünf Jahren hat Bartl sein Karriere-Ende auf „frühestens, wenn ich 70 bin“ prognostiziert. Nun wäre es demnächst so weit. Doch der Witwer und Vater von vier Kindern kann sich momentan einen Sonntag ohne Fußball nicht vorstellen und schiebt den Tag, an dem für ihn der fußballerische Schlusspfiff ertönt, auf unbestimmte Zeit nach hinten. Am Sonntagnachmittag faul auf der Coach rumliegen, das könne er sich noch nicht vorstellen. „Das ist nichts für mich, damit ist es nicht getan, wenn man gesund und gelenkig bleiben will“, unterstreicht der betagte Keeper.

Im Klartext heißt das für ihn: Nach Möglichkeit in jedes Training gehen und so oft spielen wie möglich. Dafür nimmt Bartl in Kauf, dass ihm – wie übrigens manch viel jüngerem Akteur ebenfalls – „bis Montag jeder Knochen wehtut“. Ihn stört es auch nicht, wenn im Training Laufeinheiten angesagt sind und er aufgrund seines Alters da mit den Jüngeren nicht mehr mithalten kann. „Die jage ich dann halt vor mir her“, scherzt Bartl.

Mit gutem Stellungsspiel gleiche er altersbedingte Defizite aus. Gerade an seiner Reaktionsschnelligkeit verzweifelt auch heute noch so mancher Jungspund. Bartl: „Es ist für mich eine Bestätigung, wenn Spieler mit den Fäusten in den Rasen klopfen, weil sie gerade an mir nicht vorbeigekommen sind.“ So wie etwa kürzlich der Mittelstürmer des SV Obergessertshausen II, der zehn Minuten vor Spielende allein vor ihm auftauchte und nur „zweiter Sieger“ blieb, während sich Bartl der Glückwünsche seiner Mitspieler sicher war. Schließlich hatte er mit dieser gelungenen Aktion das 1:1-Unentschieden gerettet. Er bestreitet nicht, dass auch ihm mal ein haltbarer Ball „durch die Lappen“ rutscht. Für diesen Fall hat er seit Jahren ein bestimmtes Motto, das da heißt: „Ärgern ja, kapitulieren nein!“ Im Klartext heiße das, es bei der nächsten Aktion einfach besser zu machen.

Zurzeit wechselt sich Bartl mit dem 40 Jahre jüngeren Klaus Eberhardt im Tor ab, nachdem dieser aus beruflichen Gründen des Öfteren am Sonntag nicht zur Verfügung steht. Längst hat sich der „ältere Herr“ mit seiner grau melierten Haartracht und gleichfarbigem Schnauzbart daran gewöhnt, von manchem Gegenspieler von oben bis unten mitleidig beäugt, mitunter aber auch bewundert zu werden, wenn er sich die Torwarthandschuhe überstreift und sich ins Behlinger Tor begibt. Solche Situationen sind für den TSV-Keeper Motivation, den Jungen zu zeigen, „wo der Bartl den Most holt“.

Eigentlich hatte Bartl nie daran gedacht, seine fußballerische Laufbahn als Torwart ausklingen zu lassen. Er war nämlich viele Jahre mit Leib und Seele Feldspieler. Libero und Manndecker waren seine Lieblingspositionen, die er zunächst 32 Jahre beim TSV Ziemetshausen, später dann beim TSV Fischach und SV Edelstetten besetzt hat. Dann aber zog er sich vor 17 Jahren einen Kreuzbandriss zu. Das Karriere-Aus lag nahe.

Doch Bartl wäre nicht Bartl, wenn er sich nicht zurückkämpfen würde. Er machte aus der Not eine Tugend und schulte vom Feldspieler zum Torwart um. Dass ihm dies gelungen ist, liegt auf der Hand. Fortan stand er im Tor des SV Wattenweiler, SV Deisenhausen und TSV Behlingen-Ried seinen Mann. Und er will das – wie eingangs schon erwähnt – auch weiterhin mit Leib und Seele tun. Seine Karriere ist lang, und ist eine Karriere mit „open end“.

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Aufrufe: 010.12.2021, 07:27 Uhr
Günzburger Zeitung / Alois ThomaAutor