„Eine Balance aus Kampfeswillen und Konzentration finden"

Jean-Michel Göde, ich muss zugeben, am Wochenende hat es mich das erste Mal zum Futsal verschlagen. Und ich war überwältigt. Herrscht immer so eine Stimmung in der Halle und ist das Tempo immer so atemberaubend?

Sicherlich war es ein besonderes Spiel. Ein Viertelfinalspiel zieht dann doch schon etwas mehr Zuschauer an und fördert den Spannungsgehalt der Partie. Aber ja, gegen hochklassige Gegner wird es meist rasant, da du den Gegner stets beschäftigen musst, wenn du was Zählbares mitnehmen möchtest.

Ihr habt lange geschafft den Gegner zu beschäftigen, immer wieder Nadelstiche gesetzt. Zum Ende hat die Konzentration dann nachgelassen. War es umso ärgerlicher, dass ihr die Führung nicht über die Runden bringen konntet?

Klar war es letztendlich schade, dass es nicht zum Sieg gereicht, aber ich denke am Ende können wir sehr zufrieden mit unserer Leistung sein. Gerade in der ersten Halbzeit konnten wir den Gegner auf Distanz halten und offensiv uns gut in Szene setzen. Leider haben die Kräfte zum Ende hin nachgelassen und dementsprechend auch die Konzentration.

Das es am Ende nur drei Gegentore waren hat die Mannschaft auch vor allem Dir zu verdanken. Wie hast du deine starke Leistung wahrgenommen?

Ich bin natürlich sehr glücklich darüber, dass ich meinen Teil beitragen konnte. Ich wollte einfach alles geben und so gut wie möglich dem Team helfen. Ich denke die Kulisse hat mir geholfen noch ein paar Prozente drauflegen zu können. Es hat mir einfach wahnsinnigen Spaß gemacht.

Es war schon beeindruckend mit welche Souveränität du den Kasten vor Einschlägen weitestgehend sauber gehalten hast. Möchtest du dich mit guten Leistungen auch wieder für die Nationalmannschaft empfehlen?

Vielen Dank. Naja sicherlich wäre es toll wenn meine Leistungen auf dem Platz so honoriert werden würden, aber ich schaue lieber auf das Hier und Jetzt. Ich habe in den letzten Monaten viel an mir gearbeitet um nun meinem Verein so gut es geht helfen zu können und eine erfolgreiche Meisterschaft spielen zu können. Daher gilt meine Konzentration auf FC Liria und dem Rückspiel in Bielefeld.

Bist du auch deshalb von Berlin City zu Liria gewechselt - weil die Chancen auf die Teilnahme an der Meisterschaft großer waren?

Nein. Berlin City zu verlassen hatte andere interne Gründe. Diese bleiben auch intern. Zu dem Zeitpunkt waren so gut wie alle Berliner Mannschaften im Rennen um die Meisterschaft. Liria hat sich um meine Person einfach mehr bemüht. Ich hatte das Gefühl, dass ich hier willkommen bin und man mich wertschätzt. Ich bin sehr glücklich darüber, dass sich mein Gefühl nicht getäuscht hat.

Gibt es nicht wie im normalen Fußball eine Sperre?

Es gibt im Futsal gesonderte Transferzeiten. In der Winterpause habe ich mich meinen Entschluss gefasst und Berlin City hat mir keine Steine in den Weg gelegt.

Jetzt hast du zu Beginn der Saison nebenbei noch bei Fortuna Biesdorf gespielt. Warum hast du aufgehört?

Das habe ich nicht. Ich komme nur aus einer etwas längeren Knieverletzung zurück und habe den Fokus auf Futsal gelegt. Wenn sich die Möglichkeit zeitlich ergibt und ich mich wohl fühle, trainiere und spiele ich noch bei Biesdorf. Ich bin gerne dort, weil der Verein für mich sehr einzigartig ist. Sowohl in der ersten Mannschaft als auch in der zweiten Mannschaft ist der Zusammenhalt unfassbar stark. Es macht einfach unglaublich viel Spaß für diesen Verein auf dem Platz zu stehen.

Auf dem Feld oder im Tor?

Auf dem Feld.

Und warum stehst du in der Halle im Tor und wo fühlst du dich wohler?

Ja eine sehr gute Frage, haha. Schon als kleiner Junge wollte ich immer mal wieder ins Tor, durfte aber nicht, weil ich ein ganz passabler Stürmer war. Aber zumindest in der Hallensaison wurden meine Wünsche erfüllt. Es hat mir einfach unglaublich viel Spaß gemacht. Als mich dann 2013 mein guter Freund Riccardo Blume fragte, ob ich nicht mal zum Futsaltraining kommen möchte, war er auch ganz überrascht als ich mit Torwarthandschuhe ankam. Man hat es dann ein, zwei Mal ausprobiert und Petr Schatalin der damals noch bei Neuenhagen Trainer war hat mein Potenzial erkannt und mich weiter gefördert. Inzwischen bin ich lieber im Tor. Aber hin und wieder mal ein Dribbling einzustreuen bereitet mir auch sehr viel Freude.

Habe ich gemerkt, vor allem beim „Einwurf“ hast du dich immer als Anspielstation gezeigt. Einmal wäre es fast schiefgegangen. Sind das aber „Spielzüge“ die man trainiert?

Ja genau. Leider haben wir speziell diesen Spielzug nicht 100 prozentig auf Parkett bekommen. Daran müssen wir definitiv arbeiten.

Mit welchem Matchplan reist ihr zum Rückspiel gegen den MCH?

Wir müssen zusehen, dass wir die selbe Mentalität wie aus dem Hinspiel auf den Platz bekommen. Gleichzeitig aber auch eine Balance aus Kampfeswillen und Konzentration schaffen um nicht aus Übereifer unnötige leichte Fehler zu begehen. Wir brauchen die starke Leistung aus der ersten Halbzeit über die volle Distanz und müssen bei unseren Nadelstichen effektiv bleiben.

Denkst du, es wird wegen dem Heimpublikum noch eine Nummer schwerer als am vergangenen Samstag?

Ich denke es wird die Jungs noch mehr puschen. Unsere Fans haben die Jungs angestachelt und wir haben gemerkt, dass wir auch gegen die Favoriten mithalten können. Dieses Selbstbewusstsein werden wir mitnehmen. Wir wollen auch in der Fremde beweisen, dass wir ein unangenehmer Gegner sind.

Liria zieht ins Halbfinale um die deutsche Meisterschaft ein, weil...?

wir an unsere Chance bis zum Schluss glauben werden.

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