2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
– Foto: Maurice Ripkens

Ein tristes Jubiläum für die Kellener DJK

Vor 100 Jahren wurde die DJK Hermannia Kellen gegründet, die später mit dem Ballverein fusionierte. Gefeiert wird in diesem Jahr allerdings nicht. BV DJK Kellen steht nun erneut vor einer Zeitenwende – mit vielen Fragezeichen.

Gerne erinnert sich Gerd-Udo Neuenfeldt an Zeiten einer ganz besonderen Rivalität in Kellen zurück. Der 72-Jährige denkt an Zeiten, in denen der Ballspielverein und die DJK Kellen noch direkte Nachbarn an der Van-den-Bergh-Straße waren.

Austausch zwischen den Klubs habe es damals kaum gegeben, dafür aber eine Menge Vereinspatriotismus. „Mittlerweile ist das Thema durch. Heute spielen alle Kellener Jungs gemeinsam in einem Verein“, sagt Gerd-Udo Neuenfeldt, der seit fünf Jahren Vorsitzender des Fusionsklubs Ballspielverein DJK 1913/1920 Kellen ist.

In diesem Jahr hätte die DJK Hermannia Kellen ihr 100-jähriges Bestehen gefeiert. Da man vor sieben Jahren auch den 100. Geburtstags des Ballspielvereins gefeiert habe, sei nun erneut eine Jubiläumswoche geplant gewesen. Unter anderem ein Festkommerz, Fußballspiele der Grundschulen oder ein Alt-Herren-Turnier hätten in diesen Tagen auf dem Programm gestanden. Doch daraus wurde nichts. Die Feiern fielen der Corona-Krise zum Opfer. Ob man die Veranstaltungen im nächsten Jahr nachhole, sei noch ungewiss.

„In einem kleineren Rahmen werden wir aber bestimmt etwas machen“, sagt Neuenfeldt, der selbst Mitglied des Ballspielvereins war.

Im Jahr 2001 fusionierten die Vereine zum BV DJK Kellen. Damals habe man noch höchsten Wert darauf gelegt, dass der Vorstand paritätisch aus Funktionären des BV und der DJK besteht. „Heute spielt das in den Köpfen keine Rolle mehr. Mittlerweile sind wir froh, wenn es überhaupt noch Ehrenamtliche gibt, die bereit sind, ihre Freizeit in den Verein zu investieren“, sagt Neuenfeldt.

Und nicht nur die Kellener DJK feiert in diesem Jahr Jubiläum. Auch die sogenannte „Polen-Abteilung“ wird 25 Jahre alt. 1994 fragte eine kleine Gruppe Osteuropäer an, ob sie nicht für den Verein kicken könne. Wenig später nahmen die Polen als Altherren am Spielbetrieb teil. Der Verein im Verein wuchs immer weiter. Heute spielt die polnischsprachige Senioren-Mannschaft als zweite Mannschaft des Klubs in der Fußball-Kreisliga B. „Diese Spieler sind nicht nur fester Bestandteil des Vereins, sondern längst auch im gesamten Kreis bekannt und in der Region zu einer festen Größe geworden“, sagt Neuenfeldt.

600 Mitglieder in sechs Abteilungen zählt der Verein aktuell – wenngleich das Gros fußballerisch aktiv ist. „Sportlich dümpeln wir allerdings herum. So ehrlich muss man wohl sein“, sagt Neuenfeldt. Früher habe der Ballspielverein sogar noch in der Landesliga gekickt. Dafür aber sei ein hoher finanzieller Aufwand betrieben worden. Zu diesem sei der Vereinsvorstand nun einfach nicht mehr bereit. Stattdessen wolle man auf die eigene Jugendarbeit setzen.

Der sportliche Status Quo ist allerdings trist: Die erste Mannschaft hat die Saison in der Kreisliga B unter Trainer Andre Hoedemaker auf dem zwölften Tabellenplatz abgeschlossen, das zweite Team in der gleichen Spielklasse auf Rang elf. „Das ist natürlich nicht der Bereich, wo wir langfristig hinwollen. Dieser Verein sollte den Anspruch haben, mindestens in der Kreisliga A zu spielen“, sagt Gerd-Udo Neuenfeldt. Er selbst habe als „kleinster Torwart der Bezirksliga“ noch prestigereichere Zeiten des BV erlebt. Im nächsten Jahr wolle Neuenfeldt dann sein Amt als Vorsitzender abgeben. Gleiches gelte für den Kassierer Werner Klümpen. Nachfolger aber seien noch nicht in Sicht.

Gewissermaßen befindet sich der Fusionsklub ohnehin im Wartezustand. Ursprünglich hätten nun schon die Bagger auf der Platzanlage anrollen sollen. Immerhin soll in Kellen das Sportzentrum Unterstadt für die Vereine BV DJK Kellen, VfR Warbeyen und SV Griethausen entstehen. Als wichtiger Bestandteil des Sportentwicklungsplans werden dort acht Millionen Euro in eine neue Platzanlage investiert.

Die beiden Fußballplätze sollen um 90 Grad gedreht und somit viel Raum für Individualsport sowie Beachvolleyball schaffen. Am Kopf des oberen Kunstrasenplatzes soll ein neues Platzhaus als eingeschossiges Multifunktionsgebäude mit einem zentralen Vorplatz entstehen. Ein drei Millionen Euro teurer Ort, der, so die Planer der Stadtverwaltung, zum Aufenthalt und Austausch einlädt.

Auch die im Quartier lebenden Flüchtlinge und die internationalen Studenten der Hochschule Rhein-Waal sollen dort zusammenfinden. Von Bautätigkeiten ist dieser Tage allerdings noch wenig zu sehen. Schon bald aber könnte es losgehen, so Gerd-Udo Neuenfeldt.

„Die neue Platzanlage ist für unseren Verein natürlich eine schöne Sache. Die Infrastruktur hier ist doch sehr in die Jahre gekommen. Wir können nur davon profitieren, wenn jetzt hier im großen Stil modernisiert wird“, sagt der Vereinsvorsitzende.

Allerdings gebe es auch Grund zur Sorge: „Wir müssen aufpassen, dass wir nicht unsere Identität verlieren, wenn sich hier künftig mehrere Vereine an einem Ort befinden“, sagt Neuenfeldt.

In der Vergangenheit habe es mit dem VfR Warbeyen und dem SV Griethausen immer wieder Gespräche über eine etwaige Fusion oder zumindest eine enge Zusammenarbeit gegeben. Jedoch verliefen diese erfolglos. „Es scheiterte immer an Kleinigkeiten“, sagt Neuenfeldt. Es sei ohnehin wünschenswert, dass die drei Klubs trotz des gemeinsamen Standorts ihre Vereinskultur bewahren. „Wir alle wollen keinen FC Unterstadt“, sagt Gerd-Udo Neuenfeldt.

Aufrufe: 018.7.2020, 16:00 Uhr
RP / Maarten OversteegenAutor