2024-05-17T14:19:24.476Z

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Stephan Sieger beim Badischen Pokalsieg 2014 mit dem FC-Astoria Walldorf
Stephan Sieger beim Badischen Pokalsieg 2014 mit dem FC-Astoria Walldorf – Foto: Foto Pfeifer

Ein steter Aufstieg bis in die 2. Liga

Was macht eigentlich Stephan Sieger?

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Dass man auch ohne große Töne anzuschlagen eine beeindruckende Profikarriere hinlegen kann, hat Stephan Sieger eindrucksvoll bewiesen. Jeweils über 100 Zweit- sowie Drittliga-Einsätze hat der gebürtige Eichelberger in seiner Laufbahn gesammelt. Dazu gesellen sich annähernd 150 Regionalliga-Partien, 89 in der Oberliga und 19 im DFB-Pokal. Egal wo der laufstarke defensive Mittelfeldspieler seine Zelte aufschlug, er war immer Stammspieler.

Heute hat sich der 41-Jährige zusammen mit seiner Frau Tanja sowie einem Hund und einer Katze im Heimatort Eichelberg eine Wohlfühloase geschaffen. Zurück zu den Wurzeln also, und von dort aus erledigt er seine beruflichen Aufgaben für die SAP im Home Office. Sieger arbeitet seit mehr als acht Jahren für den Software-Konzern und ist dort für die Kundenbetreuung des Programms SAP Sports One zuständig. "Dabei hilft mir meine fußballerische Vergangenheit enorm, da wir fast alle Bundesligisten als Kunden haben", erläutert er und präzisiert, womit die Software punktet. "Im sportlichen Bereich hilft es den Klubs bei der täglichen Arbeit rund um Trainingssteuerung, Scouting, Gegneranalyse oder auch bei medizinischen Fragen. Alles wird digital erfasst und erleichtert die Abläufe ungemein. Ich bin sehr froh, dass ich nach der Karriere diesen Sprung geschafft habe und mir macht meine Arbeit großen Spaß, da ich dem Fußball weiter verbunden bin."

Den Anfang seiner Laufbahn machte der damals Fünfjährige im Heimatverein SV Eichelberg. Da es im Ort keine F-Jugend gab, kickte er sofort bei den E-Jugendlichen mit, was für den talentierten Rechtsfuß kein allzu großes Problem darstellte. Auf diese Weise lernte er sich früh durchsetzen zu müssen. Bis zur B-Jugend blieb er zusammen mit seinen Kumpels in einer Mannschaft und in einer Spielgemeinschaft mit dem FV Elsenz sorgte der 1979er Jahrgang für Furore im Kreis und darüber hinaus.

Doch dann kam die Zeit, als sein Talent stärker gefördert werden musste, zuerst bei der Spielgemeinschaft Östringen-Odenheim und in der A-Jugend beim damals renommierten VfR Heilbronn, wohin ihn sein Förderer Klaus Funk vermittelte. "Das war eine super Chance für mich, auch wenn es mir schwergefallen ist, von meinen Kumpels wegzugehen", erinnert Sieger sich an den ersten einschneidenden Schritt. Häufig musste er mit dem Zug zum Training nach Heilbronn fahren und dabei drei Mal umsteigen – das macht man nur, wenn man Biss hat.

Im Erwachsenen-Bereich folgte auf den ersten Blick ein Rückschritt zum SV Sinsheim in die Verbandsliga. Sieger ist aber überzeugt davon, genau richtig gehandelt zu haben: "Gerd Doll hat mich komplett überzeugt davon und dafür bin ich ihm sehr dankbar. Ich bekam als 18-Jähriger die Chance unumstrittener Stammspieler in der Verbandsliga zu sein und habe in diesem Jahr sehr viel gelernt."

Ein Jahr reifer und abgehärtet im Männer-Fußball wechselte er 1999 zum SV Sandhausen in die Oberliga. Unter Trainer Willi Entenmann wurde der SV Meister mit 14 Punkten Vorsprung, erwischte aber ausgerechnet die einzige Saison, in der der Oberliga-Meister in eine Aufstiegsrunde musste und nicht direkt hochdurfte. "Das Entscheidungsspiel gegen Jahn Regensburg haben wir in letzter Sekunde 2:4 verloren, womit unser Aufstiegstraum zerplatzt war", spricht Sieger von einer großen sportlichen Enttäuschung.

2001 als nun 21-Jähriger folgte der nächste Entwicklungsschritt mit dem Wechsel zur TSG Hoffenheim unter Trainer Hansi Flick, aber noch nicht als Vollprofi. "Während ich in Sandhausen spielte, habe ich bereits eine Ausbildung bei der Siemens Betriebskrankenkasse gemacht und in meiner Hoffenheim-Zeit habe ich zusätzlich schon bei SAP gearbeitet", dachte Sieger schon sehr früh an die Zeit danach. Clever vorausschauend, das passte ebenso zu seiner Spielweise, die dank seiner starken Antizipationsfähigkeit wie geschaffen für seine Position im zentralen Mittelfeld war.

An seine Hoffenheimer Jahre denkt er immer wieder gerne zurück, da sich der Klub in jenen Tagen auf dem Weg vom Amateur- zum Profibetrieb wandelte. "Aufgrund knapper Trainingsmöglichkeiten haben wir damals häufig in Eschelbach, Horrenberg oder auf dem Sinsheimer Platz beim Stift trainiert", schmunzelt Sieger, "und sind dann verschwitzt wie wir waren zurück nach Hoffenheim zum Duschen gefahren."

Mit den Hoffenheimern gewann er insgesamt drei Mal den badischen Pokal und besiegte im Achtelfinale des DFB-Pokals unter Flutlicht die damals mit Nationalspielern gespickte Leverkusener Mannschaft sensationell mit 3:2, wo er einen Strafstoß gegen den damaligen Elfmeterkiller Hans-Jörg Butt sicher verwandelte. "Ein unvergessener Abend", wie sich Sieger gerne an das Spiel und die Feierlichkeiten danach zurückerinnert.

Ohne es wirklich geplant zu haben, wagte der 2004 dann 24-Jährige den Sprung zum Profi, unterschrieb bei Kickers Offenbach unter Trainer Hans-Jürgen Boysen und stieg direkt im ersten Jahr von der Regionalliga Süd in die 2. Bundesliga auf. Vier Jahre blieb er Stammspieler bei den Kickers und erlangte 2005 nationale Berühmtheit, als er plötzlich im Tor stand.

Was war passiert? "Wir spielten im Achtelfinale des DFB-Pokals bei Hansa Rostock und beim Elfmeterschießen sah unser Keeper Sead Ramovic die Rote Karte. Bei der Frage, wer nun ins Tor sollte, habe ich ein wenig geschwindelt und gesagt, ich wäre in der Jugend mal Torwart gewesen. Irgendwie konnte ich zwei Schützen so verunsichern, dass sie das Tor nicht trafen und wir sind tatsächlich ins Viertelfinale eingezogen." Aufgrund dieser Geschichte besitzt Sieger Kultstatus bei den Offenbacher Fans.

Der schönste Nebeneffekt seiner Offenbacher Zeit war das Kennenlernen seiner Frau Tanja. "Sie ist ein echtes Offenbacher Mädel und wir haben uns passenderweise im Rahmen des Aufstiegsspiels im Mainzer Bruchwegstadion gegen den FSV Mainz 05 II zum ersten Mal gesehen und sind dann ein wenig später zu Beginn der neuen Saison zusammengekommen", erzählt Sieger. 2008 heirateten die beiden schließlich in Eichelberg auf dem Sportplatz seines Heimatvereins.

Seinen zweiten Zweitliga-Aufstieg erreichte er mit Fortuna Düsseldorf 2009. Die folgende Feier mit 50 000 Fans im Stadion versetzt ihm beim Gedanken daran jedes Mal eine Gänsehaut. Zwei weitere Profijahre beim 1.FC Saarbücken in der 3. Liga folgten, wo er zwei Mal in Folge den Saarlandpokal gewinnen konnte und sich im Finale als Kapitän mit einem Doppelpack erfolgreich verabschiedete. 2012 kehrte er zurück in die Heimat zur SAP zurück und durfte drei abschließende Jahre beim FC-Astoria Walldorf samt Regionalliga-Aufstieg und Badischem Pokalsieg mit dem Double im Jahr 2014 erleben.

"Ich habe mich nie als Erstliga-Spieler gesehen", vermisst er heute nicht, trotz so vieler Profi-Einsätze, wenigstens einmal in der Bundesliga aufgelaufen zu sein. "Ich bin sehr dankbar für das was ich als Fußballer erreichen durfte und auch dafür, bei einigen Traditionsklubs gewesen zu sein." Nach seinem Ende als aktiver Kicker, 2015/16 lief er noch ein paar Mal für seinen Heimatklub in der B-Klasse auf und startete danach ein besonderes Projekt als neues Hobby, was sich kontinuierlich entwickelt hat.

Im Triathlon hat er den perfekten Ausgleich zum Arbeitsalltag gefunden und plant diesen Sommer zum ersten Mal die Teilnahme bei einem halben Ironman – 1,9 Kilometer Schwimmen, 90 Kilometer Radfahren sowie ein Halbmarathon. "Ein Lebenstraum von mir ist, wenn es einmal möglich sein sollte, an einem Ironman teilzunehmen und die Ziellinie zu überqueren", hat sich Stephan Sieger ein Fernziel gesteckt. Und die Umsetzung ist ihm durchaus zuzutrauen, denn die nötige Ausdauer und mentale Fähigkeit dafür hat er in knapp 20 Jahren als Leistungssportler dauerhaft nachgewiesen.

Aufrufe: 014.4.2021, 12:30 Uhr
red.Autor