Sogar eine Nationalspielerin haben sie jetzt beim 1. FC Nürnberg: Als letzte von fünf Neuzugängen kommt Torhüterin Lea Paulick vom Bundesligisten FF USV Jena. Paulick spielte in der U 17-Bundesliga und zählt, als noch 16-Jährige, zu einem Quartett, das sich Hoffnungen auf einen der zwei Plätze in der deutschen U19-Auswahl bei der WM in Papua-Neuguinea im November machen darf.
Das hat, neben der Möglichkeit, an der Bertolt-Brecht-Schule den Schulabschluss zu machen, den Wechsel beeinflusst. Von Trainer Norbert Frey nach bisherigen Eindrücken als „Rohdiamant, der eine Herausforderung sucht“, bezeichnet, rechnete sie sich bei den Jenaer Bundesliga-Frauen doch kaum Einsatzchancen und damit die erforderliche Spielpraxis aus.
Beim Club dagegen bestand im Tor dringend Handlungsbedarf, denn Michelle Pistoia, bisher die Nummer eins, pausiert wegen eines Auslandsjahres, und Bana Ghebreab, in der vergangenen Saison wegen einer Schulterverletzung außer Gefecht, steht erneut wegen einer schweren Knieverletzung für einen längeren Zeitraum nicht zur Verfügung. Dass ein so junges Talent als „heißes Eisen“ beim Kampf um einen Vorderplatz in der Regionalliga gilt, bestätigt Frey allerdings in seiner Zurückhaltung, wenn er auf die Ziele und auf den ZweitligaAufstieg angesprochen wird.
Natürlich will er nach zuletzt Platz fünf im vierten Regionalliga-Jahr eine bessere Platzierung, hat der spielerisch ohnehin starke Kader durch mehr als eine Handvoll vielversprechender Talente aus dem eigenen U17-Bundesligateam doch nicht nur in der Breite an Potenzial dazugewonnen, sondern ihm „mehr Handlungs- und Variationsmöglichkeiten“ gegeben. Aufgerüstet wurde vor allem in puncto Erfahrung und Durchsetzungsvermögen mit externen Neuzugängen: der tschechischen Nationalspielerin Pavla Benyrova, 26, von Slavia Prag, der Bayernliga-Torjägerin Caroline Eberth, 27, die für die SpVgg Aicha mit 32 und 26 Toren in den vergangenen beiden Spielzeiten ihre Qualitäten bewiesen hat sowie Lisa Tietz (TSV Dürrenzimmern/24) und Sandra Häring (Salamander Türkheim/20).
Aber Frey weiß um die vielen Unwägbarkeiten wie Verletzungen, private und berufliche Probleme; unabhängig von der Konkurrenz, die ja auch nicht schläft. „Auf dem Papier sieht alles positiv aus, das ist eine gute Voraussetzung. Aber sie bietet keinerlei Gewähr, dass es auch auf dem Platz klappt“, sagt er. Intensiv trainiert wird deshalb dreimal pro Woche und viel getestet, „wenn auch bisher noch nicht einmal in Bestbesetzung“ (Frey), Ferienzeit eben.
Einen wichtigen Fingerzeig soll das Spiel gegen den 1. FC Saarbrücken in der ersten DFB-Pokalhauptrunde am Sonntag am Valznerweiher (14 Uhr) geben, sind die Saarländer als Vierter der 2. Bundesliga Süd/Südwest, der lange um den Aufstieg in die Bundesliga mitspielte, für den Club-Trainer doch „die richtige Hausnummer für unseren Kader, um zu zeigen, was er leisten kann“. Danach im Regionalliga- Alltag, der auswärts beim FV Löchgau (4. September) und dem Heimdebüt gegen den FC Ingolstadt (11. September) beginnt, lautet die einzige Vorgabe: vorne mitspielen.
Wie weit vorne, ob also sogar der Aufstieg in die 2. Bundesliga in Reichweite kommt — in dieser Spielzeit nicht unwichtig wegen der Qualifikation für die vom DFB ab der Saison 2018/19 geplante einteilige Zweite Liga — ist für Frey „noch zu weit weg, um sich schon damit zu befassen“. Einwände gegen einen Aufstieg hätte er selbstverständlich nicht; vorerst jedoch hält er es wie schon Trainer-Generationen vor ihm: Von Spiel zu Spiel denken, um den Erwartungsdruck nicht unnötig zu erhöhen.