2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
– Foto: André Nückel, Jan Sigel

"Eigentlich hat der Trainer nichts falsch gemacht."

KLA Giessen: +++ Robel Ambaye übernimmt Traineramt bei TSV Rödgen bis Saisonende +++ Trainingsbetrieb bis auf Weiteres eingestellt +++

Für viele kam der Trainerwechsel beim TSV Rödgen ziemlich unerwartet. Auch für TSV-Spieler Robel Ambaye, der das Team ab sofort als Trainer übernehmen wird. Im Interview spricht er u.a. über den Trainerwechsel, die aktuelle Situation um das Coronavirus und über Zusammenhalt.

Hallo Robel, der Trainerwechsel beim TSV Rödgen kam für viele etwas überraschend. Wie kam es dazu?

Das war auch für mich überraschend. Ich wurde dann sofort gefragt und habe am Anfang auch erst gezögert, ob es von der Zeit her nicht zu viel wird. Aber da hat mir der Verein gesagt, dass ich es eher lockerer angehen kann. Das Projekt ist, dass die Spieler wieder mehr zusammen und auch ins Training kommen. Das ist aber auch für mich eine Mammutaufgabe. Eigentlich hat der Trainer (Vixhilent Tahiri Anm. d. Red.) nichts falsch gemacht. Von seinen Fachkenntnissen ist er super, es hat sich nur nach und nach bei der Mannschaft irgendwie Unzufriedenheit eingeschlichen. Die Mannschaft hat nicht mehr so mitgezogen, was aber nicht die Schuld des Trainers war. Der Verein braucht da vielleicht einfach neue Impulse.

Du bist jetzt bis Saisonende als Trainer verantwortlich. Bleibst du nebenher auch weiterhin als Spieler aktiv?

Je nachdem wie viel Leute da sind. Wenn es nur 13 sind, dann werde ich der 14. Mann sein. Wichtig ist auch, auf wen kannst du dich verlassen und auf wen nicht?

Wie geht ihr mit der aktuellen Situation um das Coronavirus um? Trainiert ihr weiterhin?

Nein, es gibt bei uns kein offizielles Training mehr. Wir haben zwar gesagt, dass wir uns ja noch so auf neutralem Platz für das Miteinander treffen können, das war aber letzte Woche. Jetzt, nach aktueller Lage, werden wir es lieber ganz sein lassen. Da geht die Gesundheit ganz klar vor, auch wenn ich mir natürlich auch noch Gedanken über den Fußball mache.

Gehen wir jetzt einfach mal vom Besten aus und sagen, dass die Saison im April dann weitergeht. Was sind eure Ziele für die Restsaison?

Das Ziel wird dann sein so gut abzuschneiden wie möglich. Klar, auf den zweiten Platz, auf Bessingen haben wir jetzt schon elf Punkte Rückstand, das bleibt wohl Träumerei (lacht). Aber wir wollen eine gute Restrunde spielen und dann nächste Saison neu aufbauen.

Wie sieht deine Spielphilosophie aus?

Mit Neuzugängen wie z.B. Josef Bekele kann man eigentlich nur offensiv spielen. Aber auch die Offensivspieler müssen verstehen, dass sie auch defensiv mit zurückarbeiten müssen. Da muss jeder für jeden da sein, als ein Team funktionieren und kämpferisch und einheitlich agieren.

Du bist ja nicht nur fußballerisch, sondern auch musikalisch sehr aktiv, warst schon bei DSDS und The Voice of Germany. Bist du bei euch im Verein der Stimmungsmacher in der Kabine oder auf dem Platz, wenn es mal nicht so gut läuft?

(Zögert) Ja schon, aber eher weniger. Beim Fußball bin ich eher ein anderer Mensch. Da bin ich natürlich auch mal frustriert und lasse das dann auch auf dem Feld raus. Da kommt dann mein schizophrener Freund zum Vorschein (lacht), weil ich immer gewinnen will. Aber nach dem Spiel entschuldige ich mich dann bei meinen Mitspielern sofort und sage, dass das auf dem Platz natürlich nur Emotionen waren. Aber wenn ich sehe, dass der ein oder andere Spieler nicht mehr kann, versuche ich dann schon zu motivieren. Da ist der Frust dann weg und ich bin positiv (lacht).

Wurden dir das Fußballspielen und die Musik in die Wiege gelegt?

Eher die Musik. Ich hatte mit zwölf meinen ersten Auftritt und alle waren begeistert. Von da an wollte ich Sänger werden (lacht). Die Musik ist eher mein Hauptding. Beim Fußball ist es so, dass ich nicht als Talent geboren wurde, da kommt es über das Kämpferische. Fußball ist da eher ein Ausgleich. Falls die Saison noch weitergehen sollte, ist es auch mit dem Verein abgesprochen, dass ich dann vielleicht von vier Trainingseinheiten ein oder zwei fehlen kann und ich dann einen Ersatz bestimme.

Du bist als Sänger und Trainer schon viel herumgekommen. Was kannst du jungen Spielern in unserer heutigen Zeit, in der immer mehr auf Leistung geschaut wird, mit auf den Weg geben?

Zwischen der heutigen jungen Generation und unserer Generation besteht ein großer Unterschied. Als ich 20 war, saß man einfach auch mal zusammen, auch nach dem Spiel noch. Heute ist es schwieriger die Mannschaft als Einheit zusammenzukriegen. Da heißt es dann auch mal am Sonntag, dass ein Spieler nicht zum Spiel kommen kann, da er keine Zeit hat. Ich will eigentlich nicht von Pflicht sprechen, aber irgendwo ist man doch auch seinen Mitspielern gegenüber verpflichtet, sich für die Mannschaft einzusetzen. Die Spieler sollen auch merken, dass es als Einheit richtig Spaß machen kann und sich während des Spiels ganz auf Fußball konzentrieren und alles geben. Es sind ja schließlich nur 90 Minuten. Das fehlt mir heutzutage manchmal ein bisschen.

Vielen Dank Robel Ambaye für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg in der Liga!

Aufrufe: 017.3.2020, 17:30 Uhr
Vincent RenkenAutor