Dorfplatz-Idol (7): Der Wachmann der Bergknappen

"Unser Michael Stadler ist ein Dorfplatz-Idol, wie man es sich vorstellt: Mit Leidenschaft, Ehrgeiz und Kameradschaft - auf und neben dem Platz. "Mich", wie ihn alle nennen, ist immer da, wenn man ihn braucht - ein "Mister Zuverlässig". In den vergangenen Jahrzehnten war "Stadei" in der TSV-Defensive nicht wegzudenken. Obwohl er sein Karriereende gefühlt schon immer angekündigt hatte, trat er tatsächlich erst nach der Saison 2016/2017 spürbar kürzer. Doch auch seitdem ist der mittlerweile 46-Jährige regelmäßig im Training der ersten Mannschaft anzutreffen.

Und Mich springt stets ein, wenn Not am Mann ist. So hat er auch in der aktuellen Saison bereits ein Spiel für die Erste der "Bergknappen" bestritten - und dabei sogar ein Tor erzielt. In den vergangenen zehn Jahren brachte es der Mich auf 213 Spiele für den TSV (39 Tore). Die Zahl seiner tatsächlichen Spiele für den TSV - eine Statistik dazu liegt nicht vor - dürfte wohl weitaus höher liegen, wahrscheinlich im Bereich 400 bis 500. Eine Kuriosität am Rande: Tatsächlich wartet unser Dorfplatz-Idol immer noch auf sein Debüt in der AH, noch nicht einmal ein AH-Training steht bisher zubuche. Böse Zungen behaupten, er wäre mittlerweile zu alt für die AH.

Auch neben dem Platz ist Mich seit Jahren ein Dauerbrenner - unter anderem als Haupt-Kassier. Außerdem übernahm er in der Saison 2014/2015 in einer schwierigen Situation zusammen mit Andreas Ismair interimsmäßig das Spielertraineramt. Zudem ist er eine gesellschaftliche Stütze des Vereins. Ob Dienste beim Bennofest, Einlagen beim Faschingsball oder lustige Abende im Vereinsheim: In den vergangenen Jahrzehnten war auf ihn immer Verlass. Kurzum: Mich hat die Bodenmaiser Vereinsfarben Blau und Weiß im Blut und ist eine TSV-Legende." (Tobias Wolf, Abteilungsleiter TSV Bodenmais)

Warum das Frust-Trinken nach Pleiten ein besonderes Erlebnis ist

Gratulation, Du bist das Dorfplatz-Idol Deines Vereins. Der Abteilungsleiter hat Dich auserkoren. Was bedeudet Dir diese Auszeichnung?
Es freut mich, dass mein bisheriger Einsatz für den TSV so positiv gesehen wird. Mit Auszeichnungen dafür fremdle ich aber, umso mehr, da Fußball ein Mannschaftssport ist und die Leistung und die Anerkennung einzelner für mich nicht über der Gemeinschaft stehen sollte - und ohne Gemeinschaft auch gar nicht möglich wäre.

Seit wann bist Du für Deinen Verein aktiv? Wie viele Spiele hast Du in dieser Zeit bestritten? Welche Erfolge hast Du gefeiert?
Angefangen habe ich mit 6 Jahren und habe dann alle Jugendteams beim TSV durchlaufen. Nach einem zweieinhalb-jährigen Abstecher zum FC Miltach bin ich im Winter 1995 zum TSV zurückgekehrt und war dann bis 2017/2018 Spieler der 1. Mannschaft. In dieser Zeit sind wir viermal in die Kreisliga aufgestiegen (davon 1996 einmal als Meister). Außerdem waren wir 2003 und 2004 zweimal Vizemeister in der Kreisliga - leider haben wir die Aufstiegsrelegationsspiele damals allerdings verloren. 1998 wurden wir Landkreismeister im Hallenfußball, 2003 "Vize".

Welche Aufgaben rund um Deinen Verein hast Du bisher über Dein Spieler-Dasein hinaus übernommen?
Seit 2002 bin ich als Kassier tätig, kurzzeitig habe ich auch schon als Jugendtrainer und Spielertrainer der 1. Mannschaft fungiert. Zwischen 1995 und 2005 schrieb ich unsere Nachbericht für die Zeitung. Einige Jahre war ich zudem Kapitän der 1. Mannschaft.

Warum ist der Verein Deine große Herzensangelegenheit? Was zeichnet Deinen Verein aus? Welche Alleinstellungsmerkmal hat er?
Der Verein und seine vielen engagierten Mitglieder und Funktionäre haben mir die Möglichkeit gegeben, meine Leidenschaft zum Fußball zu entwickeln. Ich konnte viele Erfahrungen sammeln, die mir im Leben geholfen haben und Freundschaften schließen, die weit über den Fußball hinausreichen. Ich möchte, dass auch andere Jungs dies erleben und erfahren können. Ich finde, unsere Jugendabteilung mit allen Trainern und Helfern macht hier seit Jahrzehnten einen sehr guten Job.

Welche Spiele oder gar Spielzeiten sind Dir besonders in Erinnerung geblieben?
Die Spielzeit 2002/2003, als wir als Aufsteiger in die Kreisliga in der Winterpause noch abstiegsgefährdet waren, mit einer Siegesserie nach dem Winter dann aber überraschend Vizemeister wurden. Das folgende Relegationsspiel um den Bezirksligaaufstieg vor über 1.000 Zuschauern und die Euphorie im Verein sind für mich unvergessen - auch wenn das Happy End ausblieb.

Gibt es irgendein (Sieges-)Ritual, an das Du Dich mit Freude erinnern kannst?
Die Rituale haben sich im Laufe der Jahre verändert, wir hatten einige Zeit ein Art Wikingerhorn, aus dem wir nach dem Spiel getrunken haben. Das Frust-Trinken nach Niederlagen war für mich Bemerkenswerter, weil man in solchen Situation als Mannschaft ja ziemlich allein ist und man erst dann den Zusammenhalt der Truppe sieht. Legendär sind dabei die Heimfahrten nach Niederlagen in der Kreisliga-Saison 2014/2015. Wir sagten uns, wenn schon keine Punkte, dann bringen wir wenigstens einen Rausch heim…

Hattest Du höherklassige Angebote? Wenn Ja: Aus welchen Liga? Und: Warum hast Du diese abgelehnt?
Nachdem ich den Sprung in die Landesliga-Mannschaft des FC Miltach nicht geschafft hatte, habe ich stets betont, dass ich jetzt mit dem TSV etwas erreichen wollte und nicht mehr woanders hingehe. Vielleicht blieben deshalb ernsthafte höherklassige Angebote aus - oder ich war einfach nicht gut genug.

Wie hat sich Dein Verein aus Deiner Sicht entwickelt, seitdem Du mit an Bord bist?
Wir haben in den ganzen Jahren eigentlich alle Höhen und Tiefen durchlebt, meistens pendelten wir zwischen Kreisklasse und Kreisliga. Nach zuletzt schwierigen Jahren und dem Abstieg traue ich den Jungs als derzeitigem Tabellenführer der A-Klasse in jedem Fall zu, wieder in Kreisklasse zurückzukehren. Zumal wir in den letzten Jahrzehnten stets alle sechs Jahre einen Aufstieg zu feiern hatten: 1996, 2002, 2008, 2014 … und 2020? Aber wegen Corona dann eben 2021. Der Nachwuchsbereich gibt auch Anlass zur Hoffnung und auch in der aktuellen 1. Mannschaft sind viele engagierte Jungs, die auch neben dem Platz sehr viel für den Verein tun. Ich glaube, gemeinsam werden wir uns aus der Talsohle herausarbeiten.

Gibt es in der aktuellen Mannschaft aus Deiner Sicht jemanden, der ebenfalls das Potenzial zum Dorfplatz-Idol hat? Mit Begründung...
Der Begriff Idol ist, wie eingangs erwähnt, für mich in diesem Zusammenhang nicht so passend, aber ich finde, Heiko Treml hat sehr Bemerkenswertes in den vergangenen 25 Jahren geleistet. Seither ist er speziell nicht aus dem Reserve-Team wegzudenken, war in diesen Jahren sehr lange Coach, Spielführer und hat auch in der 1. Mannschaft ausgeholfen. Wer sich schon einmal um eine 2. Mannschaft in diesen Spielklassen gekümmert hat, weiß, was das heißt.

Abschließend der obligatorische Blick in die Zukunft: Wo siehst Du Deinen Verein in 10-15 Jahren?
Sportlich mindestens in der Kreisklasse mit einem funktionierenden Nachwuchsbereich und Vereinsleben sowie einem neuen Vereinsheim.
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Euer Verein spielt in der A-Klasse? Und auch ihr habt den einen Spieler, der als Legende gilt (egal ob noch aktiv oder längst passiv)? Dann schreibt uns bitte an niederbayern@fupa.net!