2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines
Der Verband hat einen Abbruch der Saison vorgeschlagen.
Der Verband hat einen Abbruch der Saison vorgeschlagen. – Foto: Pressefoto Baumann

Die Zeichen stehen auf Saisonabbruch

Die beiden möglichen Szenarien im Detail

Der Verband plädiert für eine Beendigung der Runde, mit Quotientenregel und ohne Absteiger. Eine endgültige Entscheidung soll jedoch erst am 20. Juni fallen. Einstweilen gibt es auch noch ein Alternativmodell. Auf den Fildern ist die Stimmung geteilt.

Saisonabbruch. Berechnung der Abschlusstabellen mittels Quotientenregel. Nur der hiernach jeweils Erste steigt auf, und keiner steigt ab. Das sind die Eckdaten zu der seit Wochen mit Spannung diskutierten Frage, wie es für den württembergischen Fußball in der Corona-Krise weitergeht. Am gestrigen Dienstag hat der Verband (WFV) das Rätselraten nun beendet – wobei es sich bislang allerdings lediglich um eine Beschlussvorlage handelt, noch keine endgültige Entscheidung. Letztere soll erst am 20. Juni auf einem außerordentlichen Verbandstag fallen. Die Wahrscheinlichkeit, dass jener das Modell absegnen und 2019/2020 also wettbewerbsmäßig kein Ball mehr rollen wird, gilt als hoch – gleichwohl auch noch eine Variante B zur Abstimmung steht.

Variante A

Saisonabbruch
2019/2020 keine Spiele mehr – das Modell, für das sich der WFV in gemeinsam erarbeiteter Linie mit den Kollegen aus Nordbaden und Südbaden ausspricht.

Wie wird die Saison gewertet?
Die Abschlusstabellen werden nach einer Quotientenregel berechnet, so wie in anderen Sportarten (Volleyball, Handball) bereits in den vergangenen Wochen geschehen. Heißt: Zahl der bisher gewonnenen Punkte geteilt durch Zahl der bisher absolvierten Spiele. Hat eine Mannschaft zum Beispiel 20-mal gespielt und aktuell 40 Zähler auf ihrem Konto, ergibt sich daraus ein Quotient von 2,00 (40:20). Berücksichtigt wird somit, dass die Teams unterschiedlich viele Partien absolviert haben. Die hiernach Ersten jeder Staffel steigen auf, und zwar nur sie. Relegationsspiele gäbe es heuer keine – was ebenso für Absteiger gelten würde. Alle bisher um den Klassenverbleib bangenden Kicker dürften sich freuen. Kollektives Happyend im Abstiegskampf.

Die Gewinner
Aus dem Einzugsgebiet der Filder-Zeitung könnten vier Mannschaften Meistertitel und Aufstieg feiern. Der TSV Rohr (Kreisliga A), der TSV Sielmingen (Kreisliga B) und die Frauen des SV Hoffeld (Bezirksliga), nachdem sie bisher schon Tabellenführer waren – und darüber hinaus der TSV Plattenhardt (Bezirksliga), jener mithilfe besagter Quotientenregel. Die Filder­städter dürfen davon ausgehen, auf diese Weise nun noch an ihrem Überraschungsrivalen SV Sillenbuch vorbeizuziehen und nach zehn Jahren wie längst herbeigesehnt in die Landesliga zurückzukehren. Auf der anderen Seite des Bezirksliga-Klassements profitierten die Spvgg Möhringen und der TSV Bernhausen. Obwohl punktemäßig abgeschlagen, ist für beide Filderclubs das Teilnahmeticket für eine weitere Saison nun greifbar nah.

Die Verlierer
All jene, die sich in ihren Staffeln bisher in Lauerstellung befanden – ambitioniert, in der Rückrunde im Aufstiegsrennen noch anzugreifen. Für einen SV Bonlanden (Landesliga), TSV Musberg (Bezirksliga) oder TSV Harthausen (Kreisliga A) sowie die Plattenhardter Frauen (Landesliga) hat sich dies mit Variante A erledigt. Noch bitterer kommt es für den erwähnten SV Sillenbuch und die Kreisliga-B-Kicker von Tunaspor Echterdingen: Sie büßten mit der Quotientenregel ihre Tabellenführung ein. Corona als K.o.-Virus im Aufstiegskampf.

Die Folgen für die nächste Saison
Kein Abstieg in dieser Saison bedeutete größere Staffeln in der nächsten Saison – und in jener dann das andere Extrem, nämlich einen verschärften Abstieg, um den Überhang wieder auszugleichen. Eine krasse Situation zeichnet sich für die Verbandsliga ab, die bisher schon mit einer Mannschaft mehr spielt als vorgesehen. Mit Variante A erhöhte sich deren Teilnehmerzahl auf 20 Teams. Hieße für die Kicker von Calcio Leinfelden-Echterdingen und deren Gegner: 38 Spieltage im Spieljahr 2020/2021 – acht mehr als im Normalfall.

Was für diese Variante spricht
Ronny Zimmermann, der Präsident des Badischen Fußball-Verbands, weiß: „Die eine Lösung, die alle glücklich macht, gibt es in dieser Angelegenheit nicht.“ Mit dem nun erarbeiteten Vorschlag aber immerhin eine, die den vergleichsweise geringsten Zündstoff birgt – darin herrscht bei den Machern aller drei Verbände Baden-Württembergs Einigkeit. Bei ihrer Entscheidungsfindung spielten nicht zuletzt rechtliche Aspekte eine Rolle. Entsprechend haben die Verantwortlichen ein Rechtsgutachten erstellen lassen. Der Ansatz: welcher Weg zeitigt die wenigsten Unzufriedenen? Welcher Weg grenzt das Risiko, juristischen Widerstand zu erhalten, am besten ein? Die Antwort war schließlich Variante A. „Dabei ist uns völlig klar, dass auch da manch einer möglicherweise über rechtliche Schritte nachdenkt“, sagt Frank Thumm, selbst Rechtsexperte und Geschäftsführer des WFV.

Pluspunkt zwei für Variante A: so hätte diese seit zwei Monaten in der Warteschleife hängende Saison einen klaren Schnitt. Keiner müsste sich auch noch über den eigentlichen Schlusstag 30. Juni hinaus den Kopf zerbrechen, was mit dem jetzigen Spieljahr geschieht – vom 1. Juli an ginge es allein um die nächste Runde, für welche Corona ja auch noch Fragezeichen zur Genüge bringt.

Variante B

Fortsetzung der Saison
Sobald die Corona-Regeln dies erlauben, frühestens jedoch vom 1. September an. Es ist dies das Modell, das der WFV als Alternativvorschlag unterbreitet, bei dem die Verantwortlichen aber zugleich keinen Hehl daraus machen, dass sie es für deutlich weniger geeignet halten.

Was für diese Variante spricht
Meister, Aufsteiger und Absteiger könnten wie gehabt allein auf sportlichem Weg ermittelt werden. Jeder hätte gegen jeden am Ende zweimal gespielt. Es zählten Punkte, Tore, fertig – und nicht irgendwelche Quotientenregeln. Keiner verwirkte seine Möglichkeiten auf dem Rasen wegen Corona. Zumindest theoretisch nicht.

Was gegen diese Variante spricht
Zuallererst sind da zeitliche Rahmenbedingungen. Stichwort Vertragsdauer: Spielerkontrakte, die auslaufen, enden statutengemäß am 30. Juni. Stichwort auch Transferperiode: jene läuft von Juli bis Ende August. Heißt in der Praxis: diverse Mannschaften werden bei einem eventuellen Wiederbeginn im September personell ganz anders aufgestellt sein, als sie es jetzt noch sind, dies dann aber noch innerhalb derselben Saison. Gut möglich, dass Torjäger Paulchen Müller dann plötzlich für den Gegner kickt oder umgekehrt. Es ergäbe sich ein verzerrter Wettbewerb.

Außerdem: wer weiß, von wann an tatsächlich wieder Fußball möglich ist? Was, wenn nicht im September, sondern erst weitere Wochen oder Monate darauf? Und was bedeutete diese Variante für die nächste Saison, deren Start ja eigentlich für den Spätsommer vorgesehen ist? Hierbei ergäbe sich auch das Problem, dass übergeordnete Spielklassen wie die Regionalliga dann vielleicht eben schon mit der neuen Runde begännen – in Baden-Württemberg aber die Aufsteiger der alten noch gar nicht ermittelt wären.

Weitere Fragen

Wie ist der weitere Verfahrensweg?
In Württemberg haben nun alle Vereine bis nächsten Dienstag Gelegenheit, ihre Meinung an offizieller Stelle kund zu tun. Stellungnahmen nimmt der Verband per E-Mail entgegen unter der Adresse: frank.thumm@wuerttfv.evpost.de. Danach, am 20. Mai, tagt der Verbandsvorstand und beschließt eine finale Fassung, die er am außerordentlichen Verbandstag (20. Juni) präsentieren wird. An jenem haben schließlich die 246 Delegierten, mithin die entsandten Bezirksvertreter, das letzte Wort.

In Nordbaden und Südbaden haben sich die Verbandsmacher bereits ein Stimmungsbild an der Basis verschafft: Dort ergab sich in einer unverbindlichen Umfrage jeweils etwa eine Zwei-Drittel-Mehrheit für die Variante A, also einen Saisonabbruch.

Wie ist die Haltung im Bezirk Stuttgart?
Dessen Vorsitzender Michael Spörer will seinen Vereinen nicht vorgreifen. Für ihn selbst steht fest: „Ich kann mit dieser vom Verband bevorzugten Lösung leben.“ Er könne sich „nicht vorstellen, dass es da im Bezirk Stuttgart einen großen Aufschrei geben wird“. Eben der Bezirk Stuttgart wird auf dem Verbandstag das größte Stimmengewicht haben. Als mitgliederstärkster WFV-Bezirk stellt er 38 Delegierte. Von den Fildern sind unter anderem Richard Sillmann (TV Echterdingen), Thomas Otto (Spvgg Möhringen) und Gabi Straub (TSV Plattenhardt) dabei.

Was passiert mit dem Bezirkspokal?
Diese Frage ist bislang unbeantwortet. Im Bezirk Stuttgart stehen bei den Männern nur noch drei Spiele aus: die beiden Halbfinals SV Gablenberg – TSV Musberg und SV Vaihingen – Sportvg Feuerbach sowie das Endspiel in Plattenhardt. Der Grundgedanke ist es, wenigstens diese Partien noch über die Bühne zu bringen – wann auch immer.

Wie haben die anderen Landesverbände entschieden?
Von den 21 Fußball-Landesverbänden Deutschlands haben sich bisher sechs für einen Saisonabbruch entschieden: Schleswig-Holstein, Westfalen, Sachsen, Brandenburg (alle mit Quotientenregel, ohne Abstieg), Mecklenburg-Vorpommern und Südwest (bei beiden Modalitäten noch offen). Zwei wollen ihre Saison von September an fortsetzen: Bayern und Thüringen. In allen anderen ist man noch in der Findungsphase.

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Aufrufe: 013.5.2020, 14:00 Uhr
Filder-Zeitung / Franz StettmerAutor